Bildungspolitik

Bundestag: Regierung und Opposition wollen Analphabetismus bekämpfen

In Deutschland gibt es 7,5 Millionen funktionale Analphabeten. Davon sind 20 Prozent im Alter zwischen 18 und 20 Jahren und zudem Muttersprachler. Unter funktionalem Analphabetismus wird die Unfähigkeit verstanden, die Schrift im Alltag so zu gebrauchen, wie es im sozialen Kontext als selbstverständlich angesehen wird.

23.05.2012

Die Oppositionsparteien von SPD, Grünen und Die Linke haben dazu mehrere Anträge vorgelegt und fordern, dass sich der Bund stärker engagieren soll. Der SPD Politiker Oliver Kaczmarek sagte in der Ausschusssitzung am Mittwochvormittag im Paul-Löbe-Haus in Berlin: „Der Kampf gegen Analphabetismus muss als nationale Herausforderung verstanden werden.“ Die Sozialdemokraten haben nach einem ersten Antrag „Alphabetisierung und Grundbildung in Deutschland fördern – Für eine nationale Alphabetisierungsdekade“ (<link http: dip.bundestag.de btd _blank external-link-new-window external link in new>17/9564) die Ergebnisse einer Fachanhörung in einen neuen Antrag einfließen lassen. Er trägt den Titel „Alphabetisierung und Grundbildung in Deutschland fördern“ (<link http: dip.bundestag.de btd _blank external-link-new-window external link in new>17/5914). Der SPD ist besonders wichtig, dass „eine umfassende Qualitätsstrategie“ zum Thema entwickelt wird und auch die Öffentlichkeit stärker für das Thema sensibilisiert wird.

Die Grünen, die den Antrag „Bildungsarmut durch Alphabetisierung und Grundbildung entgegen wirken“ (<link http: dip.bundestag.de btd _blank external-link-new-window external link in new>17/8765) verfasst haben, erwarten, dass der „Nationale Pakt für Alphabetisierung und Grundbildung“ genutzt wird und konkrete Zahlen als Zielvorgabe genannt werden. In den von der Kultusministerkonferenz vor einem Jahr beschlossenen Pakt sollen Kommunen, Wirtschaft und Gewerkschaften sowie die Kirchen und andere Träger einbezogen werden, Maßnahmen erarbeitet und gebündelt werden. Die Grünen plädieren zudem dafür, dass vor allem in der Erwachsenenbildung stärker der Aspekt des Analphabetismus berücksichtigt wird. Der Stigmatisierung der Betroffenen müsse entgegen gewirkt werden, sagte Kai Gehring (Grüne).

Die Fraktion Die Linke fordert in ihrem Antrag „Niemanden abschreiben – Analphabetismus wirksam entgegentreten, Grundbildung für alle sichern“ (<link http: dipbt.bundestag.de dip21 btd _blank external-link-new-window external link in new>17/8766) die Bundesregierung auf, nicht nur das Phänomen des Analphabetismus festzustellen sondern vor allem Instrumente dagegen zu entwickeln. Zudem machte Rosemarie Hein (Linke) darauf aufmerksam, dass es einen Zusammenhang zwischen Schulabbrechern und Analphabeten gebe. „Es kann doch nicht sein, dass in einer Zeit in der die Halbierung der Schulabbrecherzahlen angestrebt wird, diese sich in etlichen Bundesländern stattdessen erhöhen.“

Die Regierungsparteien betonten, dass der Kampf gegen Analphabetismus auch für sie ganz zentral sei. Doch müssten vor allem auch die Länder ihre Verantwortung übernehmen. Marcus Weinberg (CDU/CSU) sagte: „Einige Forderungen in den Anträgen sind zudem nicht realisierbar.“ Der FDP-Abgeordnete Patrick Meinhardt pflichtete dem bei. Er betonte außerdem den Wert frühkindlicher Bildung - gerade auch um einen möglichen Analphabetismus entgegen zu wirken.

Der Parlamentarische Staatssekretär Helge Braun (CDU) wies die Vorwürfe der Opposition zurück, die Regierung täte zu wenig:„Wir haben seit 2007 dieses Thema in den Mittelpunkt gestellt.“ Viele Maßnahmen, die in den Anträgen stünden, seien bereits Programm. Jetzt ginge es im Wesentlichen darum, die Maßnahmen umzusetzen: „Sie müssen auf die Straße gebracht werden.“ Die Verantwortung hierfür liege im Wesentlichen bei den Ländern.

Quelle: Deutscher Bundestag

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