Formate der Umsetzung

Fachtagung

zur Verhältnisbestimmung von Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Deutschland

Am 05. und 06.10.2023 hat die Transferstelle EYWA auf dem Campus der TU Dortmund eine Fachtagung zur Verhältnisbestimmung von Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Deutschland mit insgesamt 35 Teilnehmenden aus Wissenschaft und Fachpraxis realisiert. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch das Bundesnetzwerk Kinder- und Jugendarbeit und das Wissenschaftsnetzwerk Kinder- und Jugendarbeit.

Zum Hintergrund

Die nationale Kinder- und Jugendhilfe umfasst die Kinder- und Jugendarbeit und die Jugendsozialarbeit als zwei eigenständige Arbeitsfelder. Es gibt zwar in der Praxis mal mehr und mal weniger Überlappungen, aber zwei voneinander getrennte Handlungsfelder. Illustriert wird dies auch über die seit 1990/91 mit Inkrafttreten des SGB VIII gültigen gesetzlichen Grundlagen des § 11 SGB VIII für die Kinder- und Jugendarbeit und des § 13 SGB VIII für die Jugendsozialarbeit. Auf europäischer Ebene hat sich seit den 2000er-Jahren „Youth Work“ als Praxis- und Politikfeld institutionalisiert. Gemeint ist damit auch, was in Deutschland unter Kinder- und Jugendarbeit gefasst wird, aber die Verständigung im europäischen Raum geht darüber hinaus, beispielsweise mit Blick auf Jugendarbeit, Jugendpolitik und Jugendarbeitspolitik oder auch hinsichtlich von Angeboten, die in Deutschland zur Jugendsozialarbeit gehören. Hinzu kommt, dass durch gesetzliche Grundlagen, Förderstrukturen oder auch organisatorische Rahmenbedingungen vor allem in einigen Bundesländern mehr Überlappungen und Entgrenzungen zwischen Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit zu beobachten sind. Dies war Grund genug, sich im Rahmen einer Fachtagung mit einer Verhältnisbestimmung von Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Deutschland zu befassen.

Zum Ablauf

Der erste Veranstaltungstag der Fachtagung wurde genutzt, um eine gemeinsame Ausgangsbasis für den fachlichen Austausch am zweiten Tag zu schaffen. Hierzu fand in Block I eine Einführung in die beiden Handlungsfelder (Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit) statt, in der über Konzepte, Orientierungen, Handlungsstrategien, rechtliche Grundlagen, die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements und die jeweiligen Ausdifferenzierungen innerhalb der Arbeitsfelder informiert wurde. Insbesondere wurden dabei auch Schnittmengen und konzeptionelle Abgrenzungen der beiden Handlungsfelder herausgearbeitet werden. Ein Beitrag zu Perspektiven von Fachkräften und Jugendlichen auf Entgrenzungen, Angebote und Unterstützungsleistungen in Einrichtungen Offener Kinder- und Jugendarbeit rundete diesen Block ab. Es folgten kurze Kommentierungen aus der Fachpraxis. Daran anschließend erfolgte in Block II ein (vergleichender) Blick auf die empirische Datenlage zu den beiden Handlungsfeldern (insb. auf Basis der Kinder- und Jugendhilfestatistik), der ebenfalls kommentiert wurde. Am zweiten Veranstaltungstag wurden in Block III zunächst drei exemplarische Praxisprojekte/-vorhaben vorgestellt, die zwischen Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit angesiedelt sind. In Block IV wurde der Blick nach Europa gerichtet: Nach einer kurzen Einführung zu „Youth Work in Europa“ kamen Vertreter*innen aus Irland und Österreich (per Videozuschaltung) zu Wort, die die Ausgestaltung von „Youth Work“ in ihrem Land vorstellen und ihre Sicht auf die europäische Debatte erläuterten. Hierbei konnte ein Austausch – im Sinne eines „Voneinander lernen“ – angeregt werden. In Block V hat eine abschließende Podiumsdiskussion stattgefunden, an der sich unterschiedliche Akteure aus Wissenschaft und Fachpraxis beider Handlungsfelder beteiligt haben.

Im Rahmen der Tagung wurde die Gründung einer Arbeitsgruppe bzw. Redaktionsgruppe angestoßen, die sich weiter mit der Thematik beschäftigen wird. Der 4. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit im Jahr 2024 in Potsdam wird als eine wichtige Plattform erachtet, um das Thema erneut aufzugreifen und ggf. die Ergebnisse der Arbeitsgruppe (z. B. in einem Forum) vorzustellen.

Tagungsprogramm & Präsentationsfolien der Referierenden

Einführung und Verhältnisbestimmung zur Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Deutschland (Präsentation)
(Prof. Dr. Thomas Meyer, DHBW Stuttgart)

Kinder- und Jugendarbeit in Krisenzeiten:
Perspektiven von Fachkräften und Jugendlichen auf Entgrenzungen, Angebote und Unterstützungsleistungen in Einrichtungen Offener Kinder- und Jugendarbeit (Präsentation)

(Prof. Dr. Gunda Voigts, HAW Hamburg)

Kommentierungen durch die Fachpraxis:

  • Verbandliche Kinder- und Jugendarbeit (Kirstin Weis, DBJR)
  • Offene Kinder- und Jugendarbeit (Sebastian Müller, BAG OKJE)
  • Jugendsozialarbeit (Tom Urig, Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit)

Plenumsdiskussion

… die Kinder- und Jugendarbeit (Präsentation)
(Dr. Thomas Mühlmann, Forschungsverbund DJI/TU Dortmund)

… die Jugendsozialarbeit (Präsentation)
(Katharina Kopp, Forschungsverbund DJI/TU Dortmund)

Kommentierungen 

  • Dr. Liane Pluto (DJI e.V.)
  • Christoph Gilles (Landesjugendamt Rheinland)

Plenumsdiskussion

Vorstellung von Praxisprojekten zwischen Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit

Vom #0711Wohnzimmer und Winterwagen bis zum „Zuhör-Kiosk“ – offene und niederschwellige Beteiligungsformate in öffentlichen Räumen.
Ein Einblick in die aktuelle Praxis der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH (Präsentation)

(Vanessa Fritz, Stuttgarter Jugendhaus gGmbH)

Möglichkeiten zur Teilhabe am Schwimmen lernen für Kinder und Jugendliche mit erhöhten Zugangsvoraussetzungen
– Projektvorstellungen der Deutschen Schwimmjugend (Präsentation)

(Fabian Jöbkes, Deutsche Schwimmjugend)

„Projektformen in der Provinz“ – Strategien der Jugend(sozial)arbeit in Brandenburg (Präsentation)
(Sebastian Müller, Fachverband JA/JSA Brandenburg e.V.)

Plenumsdiskussion

Block IV: Der Blick nach Europa

„Wie sind die Kinder- und Jugendarbeit und die Jugendsozialarbeit in anderen Ländern ausgestaltet und wie gehen andere Länder mit dem europäischen Verständnis von Youth Work um?“

Youth Work in Europa (Präsentation)
(Dr. Frederike Hofmann-van de Poll, DJI e.V.)

Focus on Youth Work in Ireland (Präsentation)
(Dr. Hilary Tierney, Maynooth University; Irland)

Youth Work in Austria (Präsentation)
(Mag. Mag. Manfred Zentner, Universität für Weiterbildung Krems; Österreich)

Plenumsdiskussion 

Block V: Abschluss

Podiumsdiskussion: Verhältnisbestimmung von Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Deutschland

Zentrale Fragestellungen:
Was bedeuten die Ergebnisse der Tagung mit Blick auf die europäische Debatte um Youth Work?
Wie transportieren wir unser Selbstverständnis nach Europa?
Was können wir von anderen europäischen Ländern lernen?
Was sind Perspektiven für die Weiterarbeit?

Diskutant*innen (alphabetisch):

  • Rita Bergstein, JUGEND für Europa
  • Dr. Frank Eger, Hochschule Kempten
  • Frederike Hofmann-van de Poll, DJI e.V.
  • Albert Klein-Reinhardt, BMFSFJ
  • Dr. Birgit Reißig, DJI e.V.
  • Dr. (i.R.) Benedikt Sturzenhecker, Universität Hamburg
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