Kinderschutz

Bundesvorsitzender der Vereinigung Liberaler Ärzte e.V. lehnt Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht ab - und fordert Einführung eines "Elternführerscheins"

Als "Auswuchs naiven Übereifers" lehnt Dr. Erwin Lotter - FDP-Gesundheitsexperte und Bundesvorsitzender der Vereinigung Liberaler Ärzte e.V. (VLÄ) - die von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder vorgeschlagene Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht ab.

16.12.2010

"Hier liegt ein typisches Symptom von "gut gemeint, aber schlecht gedacht" vor", diagnostiziert der Arzt und Psychotherapeut Lotter. "Machen wir uns doch nichts vor: Welche Eltern, die ihre Kinder misshandeln, werden in akuten Fällen noch zum Arzt gehen, wenn sie wissen, dass sie dadurch sofort beim Jugendamt angezeigt werden? Was die Bundesfamilienministerin hier vorschlägt, bewirkt in der Praxis genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich mit ihrem Gesetzesentwurf erreichen wollte: Misshandelten Kindern bleibt notwendige ärztliche Hilfe vorenthalten, weil die Eltern nicht bei den Ämtern aktenkundig werden wollen."

Statt einseitiger politischer Schnellschüsse sei gerade beim Thema Kindesmissbrauch eine ehrliche öffentliche Diskussion notwendig, so Lotter weiter: "Zeugungsfähigkeit und Kopulationsbereitschaft sind leider nicht gleichbedeutend mit der Fähigkeit, Kinder auf einen eigenverantwortlichen Weg durch eine zunehmend komplexe Welt vorzubereiten. Insofern stellt sich die Herausforderung, wie überforderten Eltern langfristig geholfen werden kann. Der Frage, wie die Elternfähigkeit gesteigert werden kann, kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu." Auch die von Schröder vorgeschlagenen Familienhebammen griffen in diesem Kontext zu spät: "Im Sinne eines ,Elternführerscheins¬¥ sollten eher die Beratungsleistungen im Vorfeld intensiviert werden. Ebenso, wie man bereits für das Lenken eines PKWs entsprechende Grundkenntnisse nachweisen muss, sollten auch werdenden Eltern im Rahmen spezieller Elternführerschein-Kurse soziale und erzieherische Mindeststandards vermittelt werden."  

Quelle: PM Vereinigung Liberaler Ärzte e.V. vom 15.12.2010

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