Hilfen zur Erziehung

Hessens Sozialminister sieht in der geschützten Unterbringung ein wichtiges Instrument der Jugendhilfe

Sozialminister Grüttner hat gestern seine Pläne in Bezug auf freiheitsentziehende intensivädagogische Maßnahmen im Land Hessen erläutert.

29.09.2011

Wiesbaden. Kindern und Jugendlichen müssen alle notwendigen Möglichkeiten eröffnet werden, um sich zu entfalten und die bestmöglichen Startchancen für die Zukunft zu erhalten. „Dabei können wir uns nicht immer nur auf die Kinder und Jugendlichen konzentrieren, die ohne große Probleme in unserer Gesellschaft leben“, hob der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner gestern in Wiesbaden hervor. „Wir müssen auch die Kinder und Jugendlichen im Blick haben, die Probleme durch Selbst- oder Fremdgefährdung aufweisen. Hierbei müssen wir eine zugewandte Form der Betreuung und Versorgung wählen.“ Die geschützte Unterbringung der intensivpädagogischen Jugendhilfe, die im Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz in Sinntal geschaffen wird, sei eine Einrichtung, die sich künftig strafunmündigen männlichen Kindern und Jugendlichen zuwende, die bereits Problem mit Delinquenz, Gewalttätigkeit oder Schulverweigerung hatten.

Es sei erklärtes Ziel der Landesregierung, dem hohen Maß an Betreuung und Versorgung dieser Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden, so der Minister. Bei der geschützten Unterbringung in Sinntal, die an das bereits seit vielen Jahrzehnten bestehende Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz angegliedert wird, handelt es sich um eine Einrichtung der intensivpädagogischen Jugendhilfe, in der bis zu acht Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 13 Jahren mit einem besonderen Betreuungsbedarf untergebracht werden können. Bislang werden die betroffenen Kinder und Jugendlichen von den hessischen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in anderen Bundesländern untergebracht, da es in Hessen bisher keine geeignete Einrichtung gab. „Es kann nicht sein, dass der hessische Bedarf für intensivpädagogische Maßnahmen in anderen Bundesländern gedeckt wird und eine eigene hessische Einrichtung abgelehnt wird“, erklärte der Sozialminister.

Das Konzept der intensivpädagogischen Jugendhilfe, die künftig in der Einrichtung in Sinntal erfolgen wird, arbeitet mit vielfältigen Präventions- und Schutzmaßnahmen der Jugendhilfe. Dabei ist eine stationäre und zeitlich befristete Einschränkung der Bewegungsfreiheit lediglich eine Facette der Betreuung, die beispielsweise dazu dienen kann, einen Zugang zu den Kindern oder Jugendlichen zu bekommen. Sie ist jedoch nur ein Instrument neben den wichtigen weiteren Jugendhilfeangeboten. Durch den hohen Betreuungsschlüssel und die 24-Stunden-Betreuung in der Einrichtung wird eine intensive pädagogische Arbeit mit und für die Jugendlichen sichergestellt. Die Unterbringung in der intensivpädagogischen Jugendhilfe in Sinntal orientiert sich am jeweiligen Betreuungsbedarf und soll nicht länger als 24 Monate dauern. Während des Aufenthalts wird intensiv daran gearbeitet, dass den Bewohnern schnellstmöglich eine Anschlussversorgung, zum Beispiel eine Schul- oder Berufsausbildung im Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz, oder eine Rückführung in die Familie ermöglicht werden kann.

Grundlage für eine Unterbringung in einer Einrichtung der intensivpädagogischen Jugendhilfe ist immer ein entsprechender Beschluss des Familiengerichts und eine differenzierte Bedarfsanalyse. Die Etablierung der geschützten Unterbringung im Jungendhilfezentrum Don Bosco Sannerz wird vom Träger mit einer wissenschaftlichen Begleitung flankiert, um so eine optimale Entwicklung sicherzustellen.

Der Hessische Landtag wurde 2008 über die Konzeption einer geschützten, intensivpädagogischen Einrichtung in Sinntal sowie über die daraus folgende Landeszuwendung informiert. Der Träger der Einrichtung, Don Bosco Sannerz, erhielt im Mai 2008 eine Landeszuwendung von 1,3 Millionen Euro für Baumaßnahmen, in deren Rahmen auch die geschützte Unterbringung eingerichtet wurde. Die Betriebserlaubnis soll in diesem Jahr erteilt werden. Die Inbetriebnahme der Einrichtung ist für den Herbst dieses Jahres geplant.

Quelle: Hessisches Sozialministerium

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