Hilfen zur Erziehung

Fehlen 16.000 Fachkräfte im Allgemeinen Sozialen Dienst?

Eine Studie der Hochschule Koblenz zur „beruflichen Realität im Jugendamt“ erhielt Mitte Mai 2018 ein großes Medienecho. Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik erläutert nun in einer Stellungnahme, dass die Berechnung nach der bundesweit 16.000 Stellen fehlten, so nicht haltbar sei.

06.06.2018

Ein großes Medienecho erhielt die Mitte Mai 2018 vorgestellte Studie „Berufliche Realität im Jugendamt: der ASD in strukturellen Zwängen“ unter anderem mit der Aussage, dass der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) angesichts der Fallzahlenbelastung personell zu schlecht ausgestattet sei und bundesweit 16.000 Stellen fehlten. Diese Zahl basiert nicht auf Ergebnissen der Studie selbst, sondern einer Berechnung auf Grundlage der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik (KJH-Statistik), die die Autorinnen im Rahmen der Diskussion ihrer Ergebnisse durchführten.

Diese Berechnung und die darauf basierenden Schlussfolgerungen sind laut der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) falsch, wie diese in ihrer Stellungnahme erläutert. Die AKJStat bezieht sich jedoch nicht auf die sonstigen Aussagen der Studie.

Die komplette Stellungnahme (PDF, 414 KB) der AKJStat steht zum Download auf deren Seiten zur Verfügung.

Die AKJStat schlussfolgert darin u.a., dass sich aufgrund zahlreicher statistischer Ungenauigkeiten das Arbeitsvolumen im ASD so nicht sinnvoll bestimmen lasse. Beispielsweise werden weder die Unterschiedlichkeit der Fälle und der damit verbundenen Arbeitsintensität berücksichtigt, noch ist ersichtlich, wie viele der ASD-Fachkräfte überhaupt entsprechende Fälle betreuen und – nicht zuletzt – welche Aufgaben zusätzlich bearbeitet werden. Eine Fachkraft-Fallzahl-Relationierung auf Grundlage der KJH-Statistik kann daher allenfalls eine Annäherung darstellen und für Fragen nach einer angemessenen Personalausstattung sowie der Arbeitsbelastung in den ASD sensibilisieren.

Über die Studie

Die Studie „Berufliche Realität im Jugendamt: der ASD in strukturellen Zwängen“ der Hochschule Koblenz, auf die sich die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik bezieht, ist im Verlag des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. erschienen und hat die alltäglichen Arbeitsvollzüge im ASD erhoben, um auf deren Grundlage die Prozess- und Strukturqualität ermitteln zu können. Die Studie wurde am 14. Mai von  Studienleiterin Prof. Dr. Kathinka Beckmann in einer Bundespressekonferenz vorgestellt.

Weitere Informationen zur Studie sind in der  Berichterstattung auf dem Fachkräfteportal zu finden sowie auf der Webseite des Deutschen Vereins.

Auch der Deutsche Landkreistag hat sich zu der Studie geäußert. Unbestritten sei für diesen, dass sich die Herausforderungen an die Sozialarbeit und die Beschäftigten in diesem Bereich immer weiter erhöht haben. Einen solchen „Missstand“ wie er in dieser „Studie“ behauptet werde, gebe es aber in den Landkreisen nicht.

Über die AKJStat

Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) gehört zum Forschungsverbund DJI/TU Dortmund an der Technischen Universität Dortmund. Seit 1997 analysiert die AKJStat die Ergebnisse der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik zu u.a. der Kindertagesbetreuung, der Kinder- und Jugendarbeit oder auch den Hilfen zur Erziehung. Darüber hinaus entwickelt sie im Dialog mit Statistischen Ämtern sowie der Fachpraxis, Politik und Wissenschaft Vorschläge zur Weiterentwicklung der Statistik.

Quelle: Deutscher Landkreistag vom 16.05.2018 und Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik im Forschungsverbund DJI/TU Dortmund vom 01.06.2018

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