Coronavirus

Tag der Familie: Familien besser unterstützen – auch nach Corona

Dieses Jahr steht der Tag der Familie am 15. Mai im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Caritas fordert politische Entscheidungen in Richtung bildungsferner Familien und geflüchteter Familien. Der Deutsche Verein spricht sich für weitergehende Unterstüzungsmaßnahmen für Familien mit Kindern aus – in der derzeitigen Situation aber auch darüber hinaus.

15.05.2020

Deutscher Verein: Unterstützung für Familien noch ausbaufähig

„Der diesjährige Tag der Familie hat eine besondere Bedeutung, denn mehr als je zuvor brauchen Familien in dieser Zeit öffentliche Anerkennung und Förderung“, sagt Michael Löher. „Zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung, Homeschooling, Angehörigenpflege und Haushalt sehen sich Familien im Moment einer enormen Mehrfachbelastung ausgesetzt. Spätestens wenn dann noch finanzielle oder gesundheitliche Sorgen dazu kommen, sind die Belastungsgrenzen schnell erreicht und auch vielfach überschritten“, so Löher weiter.

Mit dem Notfall-Kinderzuschlag und Anpassungen im Elterngeldrecht seien wichtige Schritte auf den Weg gebracht worden, um Familien mit geringen Einkünften zu unterstützen und Eltern keine corona-bedingten Nachteile in Bereich des Elterngeldes entstehen zu lassen. An vielen Stellen sei die Unterstützung von Familien jedoch noch ausbaufähig und Anschlussregelungen notwendig.

Auch gehe die Annahme der Zumutbarkeit von ganztägiger Kinderbetreuung und gleichzeitiger Erwerbstätigkeit im Homeoffice an der Realität und auch den Bedarfen von allen Beteiligten vorbei. „Hier müssen wir auch aufpassen, dass wir die in den vergangenen Jahren erreichten Fortschritte etwa im Bereich Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit oder auch im Bereich frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung nicht plötzlich über Bord werfen“, sagt Michael Löher. Auch im Bereich der monetären Unterstützung müssten alle Familien, insbesondere aber auch die Familien mit geringem Einkommen und im Sozialleistungsbezug im Blick behalten und ausreichend unterstützt werden.

Caritas: Familien muss zielgerichtet und schnell geholfen werden

 „Dieses Jahr steht der Tag der Familie am 15. Mai ganz im Zeichen der Coronapandemie. Familien sehen sich vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt: Manche sind auseinandergerissen; andere verbringen mehr Zeit miteinander, als ihnen lieb wäre, Konflikte werden sichtbar; für viele Familien in prekären Verhältnissen ist zudem die finanzielle Not groß“, so Caritas-Präsident Peter Neher. „Die Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wird einige Probleme graduell lösen, auch unsere sozialen Einrichtungen und Dienste, zum Beispiel in der Familienberatung, werden helfen und unterstützen. Für bestimmte Anliegen sind aber politische Entscheidungen notwendig, beispielsweise in Richtung bildungsferner Familien und geflüchteter Familien, deren Mitglieder voneinander getrennt sind“.

Zugang zu Bildung sichern

Viele Schulkinder und Jugendliche gerade aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien laufen angesichts der fortdauernden Quasi-Schließung der Schulen Gefahr, abgehängt zu werden. Es ist dringend notwendig, diese Familien mit Computern auszustatten und in ihre Kompetenzen zu investieren, damit die Kinder auch digital am Unterricht teilnehmen können. Der von der Bundesregierung hierfür beschlossene Zuschuss von 150 Euro ist wichtig, ist aber zu niedrig. Die Kosten müssen für Grundsicherungsempfänger in einer angemessen Form übernommen werden. „Die Bundesregierung muss das im Koalitionsausschuss angekündigte Sofortausstattungsprogramm Schulen jetzt zügig auf den Weg bringen. Jeder Tag, an dem nichts geschieht, ist ein verlorener Tag für die Bildungschancen der Kinder“, kritisiert Neher. Die im Bildungs- und Teilhabepaket vorgesehenen Leistungen zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben von 15 Euro monatlich sollten zudem auf 30 Euro aufgestockt und für Bücher, Spiele oder Bastelmaterial verwendet werden können. Damit sich die Bildungsungleichheit nicht verschärft, müssen sozial- und bildungsbenachteiligte Kinder bei der schrittweisen Öffnung der Betreuungs- und Bildungseinrichtungen möglichst schnell berücksichtigt werden.

Familienzusammenführung ist zum Erliegen gekommen

„Ich denke an diesem Tag auch an die vielen geflüchteten Familien, die coronabedingt nicht zusammenkommen können“, so der Caritas-Präsident weiter. „Schon vor Corona war der Familiennachzug langwierig und schwierig, durch die Schließung der Visastellen ist er zum Erliegen gekommen. Das heißt, dass Familienmitglieder, die schon lange getrennt sind, auf absehbare Zeit keine Aussicht haben, wieder zusammenleben zu können“. Besonders dramatisch ist die Lage für minderjährige Geflüchtete, deren Eltern nicht nachziehen können. Nicht wenige von ihnen werden in den kommenden Monaten volljährig und verlieren somit den Anspruch auf den Nachzug ihrer Verwandten, auf den sie monatelang gewartet und gehofft haben. „Viele Menschen kommen in verzweifelte Situationen“, so Neher. „Eine pragmatische Auslegung der Regeln durch das Auswärtige Amt kann hier aber Abhilfe schaffen – indem der Anspruch auf Familienzusammenführung bestehen bleibt oder bereits ausgestellte Visen verlängert werden, bis die Menschen tatsächlich nach Deutschland reisen können. So viel Humanität muss in dieser Zeit sein.“

Quelle: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. vom 14.05.2020 und Deutscher Caritasverband e.V. vom 14.05.2020

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