Kinderarbeit

Kinder schuften für Kosmetik, Handys und Haushaltsgeräte

Zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni wies terre des hommes auf Kinderarbeit bei der Gewinnung von Rohstoffen hin.

18.06.2021

In Indien und Madagaskar schürfen rund 30.000 Mädchen und Jungen unter härtesten Bedingungen das Mineral Mica. Die Jüngsten sind gerade vier Jahre alt. Kinder kriechen in selbst gegrabene und bis zu 20 Meter tiefe Schächte und fördern das Mineral an die Oberfläche. Jüngere Kinder sortieren die Ausbeute nach Größe. Immer wieder brechen Schächte ein, es kommt zu schweren Verletzungen und Todesfällen. Kinder weisen massive Schnittverletzungen an den Händen auf und leiden wegen der Staubentwicklung unter Atemwegserkrankungen.

Die wenigsten Kinder gehen zur Schule, eine von terre des hommes-Partnerorganisationen erhobene Stichprobe ergab, dass in 14 indischen Dörfern gerade einmal 1.800 Kinder die Schule besuchen, während über 10.000 Kinder stattdessen Mica schürfen.

Das Mineral Mica wird wegen seiner isolierenden Eigenschaften in Computern, Handys, Autoteilen und Haushaltsgeräten gebraucht. Weil es schimmert, enthalten Autolacke, Farben und Kosmetikprodukte Mica.

„Kaum jemand kennt Mica, doch es ist Bestandteil vieler Produkte, die wir täglich benutzen", sagte Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. „Wir fordern deshalb Regierung und Behörden in Indien und Madagaskar auf, diese Form der Kinderarbeit zu beenden. Dafür müssen die erwachsenen Mica-Schürfer/-innen faire Löhne gezahlt bekommen, von denen die Familien gut leben können. Außerdem ist es notwendig, die Schürfplätze zu kontrollieren und die Betreiber zur Verantwortung zu ziehen. Kinder gehören in die Schule und nicht in den Bergbau."

Auch international tätige Unternehmen tragen Verantwortung

Hersteller und Handel müssen klären, wo genau ihre Rohstoffe herkommen und sicherstellen, dass grundlegende Arbeitsrechte und Sicherheitsstandards umgesetzt werden. Das neue Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen, aktiv zu werden, sobald ihnen Berichte über Missstände vorliegen.

„Wir gehen davon aus, dass Unternehmen, die seltene Erden und Stoffe wie Mica oder Koltan verarbeiten, aktiv werden, denn die Missstände sind seit langem bekannt", so Birte Kötter.

terre des hommes hat die internationale Responsible Mica Initiative mitgegründet und fordert Unternehmen auf, sich zu beteiligen. Bisher engagieren sich rund 70 Unternehmen, darunter BASF, L´Oréal, Merck, der Volkswagen Konzern oder Daimler. In den Mica-Abbaugebieten in Indien und Madagaskar sorgt terre des hommes dafür, dass Familien ohne die Mitarbeit der Kinder überleben können und alle Kinder die Schule besuchen.

Über terre des hommes

Das Ziel des Vereins ist eine „terre des hommes", eine „Erde der Menschlichkeit". Der Verein schützt Kinder vor Sklaverei und Ausbeutung, hilft Flüchtlingskindern, kümmert sich um die Opfer von Krieg, Gewalt und Missbrauch und sorgt für die Erziehung und Ausbildung von Kindern. Er unterstützt Mädchen und Jungen, deren Familien an Aids gestorben sind und setzt sich ein für das Recht von Kindern auf eine gesunde Umwelt und für den Schutz diskriminierter Bevölkerungsgruppen.

terre des hommes schickt keine Helferinnen und Helfer aus Deutschland, sondern unterstützt einheimische Initiativen mit Spenden und durch Beratung. Die Projektpartner vor Ort organisieren Selbsthilfeprojekte und betreuen Kinder in sicheren Kinderschutzzentren. Als Kinderhilfswerk richtet terre des hommes seine Arbeit konsequent an den Kinderrechten aus.

terre des hommes Deutschland e.V. wurde 1967 von engagierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet, um schwer verletzten Kindern aus dem Vietnamkrieg zu helfen. Der Verein ist unabhängig von Regierungen, Wirtschaft, Religionsgemeinschaften und Parteien und fördert weltweit und in Deutschland 386 Projekte für ausgebeutete und benachteiligte Kinder. In Deutschland engagieren sich Freiwillige in 120 Orten mit terre des hommes ehrenamtlich für Kinder in Not.

Quelle: terre des hommes vom 10.06.2021

Redaktion: Pia Kamratzki

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