Sozialpolitik
GEW fordert Ausbildungsgarantie – Erziehungs- und Sozialberufe mehr beachten
Die Bildungsgewerkschaft GEW hat sich zur Veröffentlichung der Ausbildungszahlen der Bundesagentur für Arbeit geäußert und weist darauf hin, dass mehr als 1,9 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss hätten. Auch müssten die Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufe mehr beachtet werden. Die vollzeitschulischen Berufsausbildungen werden in der Statistik zum Ausbildungsstellenmarkt bislang nicht erfasst.
02.11.2017
Für eine Ausbildungsgarantie für alle jungen Menschen macht sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit Blick auf die heute veröffentlichen Ausbildungsmarktzahlen stark. „Mehr als 1,9 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss. Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist für Menschen ohne Berufsabschluss mehr als fünfmal so hoch wie für Menschen mit einem Berufs- bzw. Fachschulabschluss. Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal ersten Ranges, den wir uns aus sozialen Gründen, aber auch ökonomisch nicht erlauben können“, sagte Ansgar Klinger, im GEW-Vorstand für Berufsbildung verantwortlich, anlässlich der aktuellen Ausbildungsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Vollzeitschulische Berufsausbildung beachten
Diese hat für das Jahr 2016/2017 einen geringfügigen Anstieg der gemeldeten Ausbildungsstellen um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet – bei gleichbleibenden Bewerberzahlen. „Die BA-Daten beleuchten nur das sogenannte Duale System und die freien Berufe. Es ist jedoch wichtig, dass die vollzeitschulischen Berufsausbildungen insbesondere in den Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufen mehr beachtet werden“, betonte Klinger.
„Junge Menschen brauchen die bestmögliche Bildung und Ausbildung, unsere Gesellschaft ist auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen“, unterstrich der GEW-Experte. Obwohl die Arbeitgeber stets den Eindruck eines „Ausbildungsparadieses“ erwecken und vor einem Fachkräftemangel warnen, nutzten sie die vergleichsweise gute konjunkturelle Lage nicht, um ein deutliches Plus an Ausbildungsplätzen zu schaffen. „Deshalb haben 2016 gut 300.000 junge Menschen keine Ausbildung bekommen und sind im so genannten Übergangssystem gestrandet“, hob Klinger hervor. Hinzu komme, dass die in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchteten Menschen qualifiziert werden müssen. „Gesellschaftliche Teilhabe über Bildung, berufliche Qualifizierung und einen Arbeitsplatz sind die Grundlagen für eine gelingende Integration“, sagte das GEW-Vorstandsmitglied.
Recht auf Ausbildung unabhängig von Konjunktur
Daher setze sich die Bildungsgewerkschaft für eine Ausbildungsgarantie ein, die ohne revolutionäre Veränderungen möglich ist, wie der Nachbar Österreich bei ähnlichen Bildungsbedingungen beweise. „Das Recht auf Ausbildung darf nicht von der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland abhängen. Wir brauchen zudem eine Ausbildungsplatzumlage, die ausbildungswilligen Unternehmen ermöglicht, zusätzliche Ausbildungsstellen zu schaffen“, betonte Klinger. Er machte deutlich, dass nur noch gut ein Fünftel aller Betriebe ausbilde. „Das zeigt: Wer allein auf die Kräfte des Marktes setzt, wird seiner Verantwortung gegenüber der nachwachsenden Generation nicht gerecht“, unterstrich Klinger. Sollte es zu einer Fortsetzung der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ kommen, müssten bei diesen Fragen deutliche Fortschritte gemacht werden.
„Die Arbeitgeber sind zudem gut beraten, von ihrem hohen Ross herunterzukommen und die jungen Menschen nicht länger als ‚nicht ausbildungsreif‘ zu stigmatisieren. Hohe Abbrecherquoten in einzelnen Branchen deuten darauf hin, dass bei der Ausbildung in den Betrieben Einiges im Argen liegt“, sagte der Berufsbildungsexperte.
Weitere <link https: www.jugendhilfeportal.de politik sozialpolitik artikel ausbildungsmarktbilanz-20162017-stabile-gesamtsituation-bei-zunehmenden-ungleichgewichten external-link-new-window zur ausbildungsmarktbilanz der>Informationen zur Ausbildungsmarktbilanz der Bundesagentur für Arbeit finden sich auch auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe.
Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom 02.11.2017
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