Jugendpolitik

Deutsches Kinderhilfswerk: NRW muss auf hohe Kinderarmutsquote reagieren

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert das Land Nordrhein-Westfalen zu verstärkten Anstrengungen zur Senkung der Kinderarmutsquote auf. Der in der letzten Woche veröffentlichte Armutsbericht 2016 zeigt den dringenden Handlungsbedarf in diesem Bereich auf.

29.02.2016

In seiner Stellungnahme zur Anhörung der Enquetekommission V zur "Zukunft der Familienpolitik in Nordrhein-Westfalen" mahnt das Deutsche Kinderhilfswerk deshalb vor allem mehr Investitionen im Bildungsbereich und in der Kinder- und Jugendarbeit an.

"Die Kinderarmut insbesondere im Ruhrgebiet ist erschreckend hoch. Im letzten Jahr betrug die Hartz-IV-Quote bei den Kindern im Ruhrgebiet 28 Prozent, in Duisburg, Dortmund, Essen und Hagen über 30 Prozent und in Gelsenkirchen sogar 40 Prozent. Insgesamt liegt die Kinderarmutsquote in Nordrhein-Westfalen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Hier brauchen wir regionale Programme beispielsweise zur Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit ebenso wie eine Stadtentwicklungsplanung zur Unterstützung benachteiligter Stadtquartiere und Initiativen für mehr Bildungsgerechtigkeit. Kinder haben nach Artikel 26 und 27 der UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf soziale Sicherheit und angemessene Lebensbedingungen. Diese gilt es zu achten und zu schützen", betont Nina Ohlmeier, Kinderrechtsexpertin des Deutschen Kinderhilfswerkes, bei der heutigen Anhörung im Landtag.

Durch die chronische Unterfinanzierung der Kinder- und Jugendarbeit müssen immer wieder Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen ihre Arbeit einstellen. Das ist insbesondere für von Armut betroffene Kinder ein großes Problem. Denn diese Kinder leiden aufgrund ihrer oftmals erhöhten Förderbedarfe besonders unter einer schlechten finanziellen Ausstattung der Kinder- und Jugendarbeit. Armut stellt für Kinder ein bedrohliches Entwicklungsrisiko dar. Es ist deshalb erforderlich, dass alle Beteiligten der Kinder- und Jugendarbeit eine besondere Empathie für diese Gruppe entwickeln. Das ist jedoch nur möglich, wenn entsprechende Personal- und Ausstattungsressourcen vorhanden sind – in Jugendzentren, Verbänden, Zirkusprojekten und Zeltlagern, auf dem Abenteuerspielplatz, auf der Straße, an Szenetreffpunkten oder im Spielmobil.

Auch die Stadtentwicklungsplanung zur Unterstützung benachteiligter Stadtquartiere gehört bei der Bekämpfung der Kinderarmut in den Fokus der Aufmerksamkeit. Eine Studie des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt, dass es in Wohngebieten mit schlechter Aktionsraumqualität bei vielen Kindern zu einer Verzögerung ihrer sozialen Entwicklung kommt. Kinder in Gebieten mit schlechter Wohngebietsqualität stehen vielfach auf der Verliererseite, räumliche Trennung und soziale Benachteiligung sind oftmals gemeinsam anzutreffen, sie verstärken sich gegenseitig und verfestigen damit soziale Ungleichheit. Positive Veränderungen in diesem Bereich haben weitreichende Auswirkungen für die Entwicklung von Kindern zu mehr Selbständigkeit und Kreativität. Stadtentwicklungsplanung hat somit auch etwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun.

Außerdem gehören wirkungsvollere Maßnahmen für mehr Bildungschancen der von Armut betroffenen Kinder auf die politische Agenda. Bildung ist als Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und für den chancengerechten Zugang zu einer angemessenen beruflichen Entwicklung nachweislich von entscheidender Bedeutung. Fortschritte in diesem Bereich sind bisher aber kaum ersichtlich.

Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.

Redaktion: Uwe Kamp

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