Jugendpolitik
SJD – Die Falken: Rechte Gewalt ist für uns Alltag
Mitglieder der militanten Neonaziszene in Braunschweig haben eine öffentliche Morddrohung gegen den Sprecher des Bündnisses gegen Rechts ausgesprochen und sich dabei direkt auf den Mord an Walter Lübcke bezogen. Schon früher übten sie Gewalt gegen linke und zivilgesellschaftliche Gruppen aus – auch gegen die SJD - Die Falken. Der Jugendverband fordert, solche Straftaten konsequent zu ahnden und übt scharfe Kritik an den staatlichen Behörden.
01.07.2019
Erst jüngst erschienen Medienberichte über eine offene Morddrohung gegen David Janzen, Sprecher des Braunschweiger Bündnisses gegen Rechts, durch die örtliche Neonaziszene. Lasse Richei, Mitglied der rechtsradikalen Kampfsportgruppe „Adrenalin Braunschweig“, schrieb auf Instagram: „Heute Walter, morgen Janzen“. Der Bezug zum Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der mutmaßlich ebenfalls von einem Neonazi ermordet wurde, ist nicht zu übersehen. Schon zuvor hatte sich ein Mitglied der Gruppe öffentlich mit dem mutmaßlichen Täter solidarisiert und ihn als „Bruder in Haft“ bezeichnet.
Rechte Gewalt gegen Jugendliche in Braunschweig
Dabei sind Richei und „Adrenalin Braunschweig“ keine Unbekannten. Schon 2016 wurde Christopher Krauß als Mitarbeiter der SJD - Die Falken von Richei gemeinsam Pierre Bauer, einem verurteilten Nazischläger und weiterem führenden Mitglied der Gruppe, überfallen und verprügelt. Wenige Wochen später griffen sie Schüler/-innen auf dem Gelände der Neuen Oberschule an und verletzten dabei ein Mitglied der SJD - Die Falken so schwer, dass er wochenlang stationär im Krankenhaus behandelt werden musste. Zu dieser Zeit versuchten die Nazis mehrfach sich gewaltsam Zutritt zu den Räumlichkeiten des Verbands zu verschaffen und bedrohten die Jugendlichen im Haus. Die Vorgänge um die Morddrohung gegen David Janzen und die Angriffe auf die SJD - Die Falken waren auch Gegenstand der Sendung Panorama, die am 25.06.2019 um 21.15 Uhr im NDR ausgestrahlt wurde.
Rechte Gewalttaten und Einschüchterungsversuche erscheinen in der Öffentlichkeit häufig als Ausdruck krimineller Einzeltäter/-innen. Dabei sind die Neonazis tatsächlich europaweit vernetzt und unterhalten Kontakte zur Partei „Alternative für Deutschland“, die mittlerweile flächendeckend in den deutschen Parlamenten vertreten ist und sich bei den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg als stärkste Kraft etablieren könnte. So nahm etwa Pierre Bauer an einer Europawahlkampfveranstaltung der AfD in Braunschweig teil. Auch bei den Ausschreitungen in Chemnitz und den dortigen Angriffen auf Journalist/-innen war die Gruppe beteiligt.
Problem ernst nehmen und neonazistische Straftaten ahnden
Anstatt dieses Problem jedoch ernst zu nehmen und neonazistische Straftaten konsequent zu ahnden, üben sich die staatlichen Behörden in apathischer Zurückhaltung. Im Falle der Morddrohung gegen David Janzen ließ die Braunschweiger Polizei lediglich verlauten, man solle solchen Aussagen keinerlei Beachtung schenken, um dem Hass der Neonazis die Plattform zu entziehen.
Dazu erklärt Jana Herrmann, Bundesvorsitzende der SJD - Die Falken: „Es ist in keinster Weise hinnehmbar, dass militante Neonazis in Braunschweig über Jahre hinweg linke Einrichtungen bedrohen, Menschen zusammenschlagen und Morddrohungen aussprechen, ohne dass sich ein konkreter Wille der Polizei erkennen lässt, diese Straftaten konsequent zu verfolgen. Rechtsradikale Netzwerke reichen mittlerweile weit in die deutsche Politik und auch in Organe wie Polizei und Verfassungsschutz hinein. Wenn gewalttätige Nazis ignoriert werden, während antifaschistische Aktivist/-innen überall in Deutschland von Kriminalisierung und Repression betroffen sind, versagt die Demokratie. Gerade linke und zivilgesellschaftliche Gruppen stellen aktuell das wichtigste gesellschaftliche Bollwerk gegen neonazistische Aktivitäten dar und müssen vor rechtem Terror geschützt werden.“
Hintergrund
Die Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken (SJD – Die Falken) ist ein politischer Kinder- und Jugendverband, der aus der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung hervorgegangen ist. Proklamiertes Ziel ist es, Kinder und Jugendliche zu selbstbewussten und kritischen Persönlichkeiten aufwachsen zu lassen. Die Kinder sollen ihre eigenen Interessen erkennen und formulieren können. Ein weiterer Schwerpunkt ist die politische Vertretung der Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen im politischen Raum. Seinem Selbstverständnis nach bezieht der Jugendverband entschieden Stellung gegen rassistisches und nationalistisches Gedankengut und engagiert sich in der politischen Bildungsarbeit. Weitere Informationen: www.wir-falken.de
Quelle: SJD – Die Falken vom 25.06.2019
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