Jugendpolitik

Jahresempfang zum 60. Geburtstag von SOS-Kinderdorf

Daniela Schadt mit Kindern aus dem SOS-Kinderdorf Berlin

Chancengerechtigkeit für alle Kinder in Deutschland – diese Forderung stand im Mittelpunkt des Jahresempfangs von SOS-Kinderdorf, der am 7. Mai in Berlin stattfand. Im Rahmen der Veranstaltung machte der Verein besonders auf die Situation der vielen Flüchtlingskinder in Deutschland aufmerksam.

08.05.2015

In seinem 60. Jubiläumsjahr konnte der SOS-Kinderdorfverein Daniela Schadt, Lebensgefährtin des Bundespräsidenten Joachim Gauck, als Ehrengast begrüßen. Auch sie würdigte: "Bei der Betreuung von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen ist SOS-Kinderdorf Vorreiter und kehrt gerade auf diesem Gebiet zu seiner Gründungsidee zurück: Kindern und Jugendlichen, die Schlimmes – häufig Krieg und Zerstörung – erlebt haben, ein Obdach, eine Gemeinschaft, ein sicheres Zuhause zu geben. Und auch eine Chance darauf, irgendwann einmal ihr Leben nicht nur in Sicherheit, sondern auch selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu gestalten. Dieses Engagement verleiht Hoffnung und Zuversicht."

"60 Jahre SOS-Kinderdorf in Deutschland – das ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die sich sehen lassen kann!", so die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten in ihrem Grußwort vor rund 120 Gästen aus Politik und Gesellschaft sowie zahlreichen Spendern und Förderern. "Der Verein hat sich stets einen offenen Blick bewahrt und die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen immer auch aus der Perspektive der ihm anvertrauten Kinder beobachtet. So kam es nie zu einem Stillstand."

"Alle Kinder dieser Welt sind unsere Kinder"

Diesen Leitsatz des SOS-Kinderdorf-Gründers Hermann Gmeiner zitierte der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Johannes Münder, in seiner Ansprache. "Immer mehr junge Flüchtlinge suchen Schutz, Sicherheit und Zukunftsperspektiven in Deutschland. Wegen überholter gesetzlicher Grundlagen, wegen Sprachbarrieren und kultureller Unterschiede sind sie oft besonders benachteiligt. Dabei sollte gerade für junge Flüchtlinge gelten: Jedem Kind eine faire Chance! Wir machen uns daher mit Angeboten vor Ort und mit unserem anwaltschaftlichen Engagement für sie stark."

SOS-Kinderdorf ergreift Partei für Flüchtlingskinder

SOS-Kinderdorf übernimmt nicht nur seit Jahrzehnten Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern, sondern setzt sich auch öffentlich für ihre Rechte und Anliegen ein. So fordert der Verein seit Langem die Verankerung eines Rechtsanspruchs auf Bildung und Teilhabe im Kinder- und Jugendgesetz sowie die verfassungsrechtliche Sicherung der Kinderrechte im Grundgesetz. "Die UN-Kinderrechtskonvention muss auch bindend zur Grundlage für den Umgang mit Flüchtlingskindern werden! Wir fordern, dass alle asyl- und aufenthaltsrechtlichen Regelungen dahingehend überarbeitet werden. Dem Kindeswohl muss immer Vorrang gewährt werden und die Regelungen dürfen die Betroffenen nicht diskriminieren. Auch auf eine angemessene Beteiligung der Kinder muss geachtet werden", brachte Münder die Forderungen von SOS-Kinderdorf auf den Punkt.  SOS-Kinderdorf setzt sich außerdem ein für ein einheitliches, an den Kinderrechten orientiertes Aufnahmesystem für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die Erleichterung von Familienzusammenführungen sowie bessere Zugänge zum Bildungssystem, zum Gesundheitssystem und zu sozialen Leistungen.

Engagement vor Ort – SOS-Kinderdorf Berlin

Nicht zufällig fand der SOS-Jahresempfang im SOS-Kinderdorf Berlin statt, denn zahlreiche Angebote der Einrichtung richten sich an benachteiligte junge Menschen, an ihre Familien und auch an junge Flüchtlinge. Im ersten SOS-Kinderdorf in einer deutschen Großstadt erfahren Kinder, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können, verlässliche Beziehungen und Geborgenheit. Das macht sie stark für ein eigenständiges Leben. Außerdem werden in der Einrichtung in Berlin-Mitte Jugendliche mit besonderem Förderbedarf beruflich qualifiziert, ausgebildet und beschäftigt. Junge Eltern unterstützt das SOS-Kinderdorf Berlin im Familienzentrum dabei, die Entwicklung ihrer Kinder selbst zu gestalten.

Und mit der neuen "Botschaft für Kinder", die bis 2016 direkt hinter dem Berliner Hauptbahnhof gebaut wird, entsteht ein offenes Haus, in dem Kinder, Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Eltern und Familien unter einem Dach beraten, betreut und ausgebildet werden. SOS-Kinderdorf sendet mit der "Botschaft für Kinder" auch ein deutliches sozialpolitisches Signal, denn von hier aus wird sich der Verein weiter aktiv für Kinderrechte und Chancengerechtigkeit einsetzen.

Quelle: SOS-Kinderdorf e.V. vom 07.05.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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