Jugendpolitik
Deutsches Kinderhilfswerk: Politische Geisterfahrt beim Betreuungsgeld beenden
Das Deutsche Kinderhilfswerk ruft die Bundesregierung dazu auf, die politische Geisterfahrt beim Betreuungsgeld zu beenden. „Die Bundesregierung versucht hier ein Projekt durchzuziehen, das geradewegs in eine bildungspolitische Sackgasse führt. Es ist zu befürchten, dass gerade Kinder aus bildungsfernen und finanziell benachteiligten Familien bis zum 3. Lebensjahr aus den Kinderkrippen und Kindertagesstätten herausgedrängt werden. Das konterkariert alle Bemühungen etwa der frühkindlichen Sprachförderung“, betont der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger.
04.06.2012
„Wir müssen in der frühkindlichen Bildung dicke Bretter bohren. Das gilt insbesondere für den Kita-Ausbau und die Verbesserung der Qualität in Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege. Hier müssen vorhandene finanzielle Ressourcen investiert werden. Stattdessen will die Bundesregierung mit dem Betreuungsgeld jedes Jahr bis zu zwei Milliarden Euro verpulvern. Dieses Geld fehlt dann auch in der Kinder- und Jugendhilfe ebenso wie bei der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland. Die Bundesregierung sollte sich deshalb besinnen und den Gesetzentwurf für das Betreuungsgeld schleunigst ad acta legen“ so Krüger weiter.
Es muss bedenklich stimmen, dass bei der Ressortabstimmung noch immer vier Minister der Regierungskoalition sogenannte Leistungsvorbehalte gegen den Gesetzentwurf eingelegt haben. Hauptkritikpunkt ist dabei die unklare Finanzierung des Betreuungsgeldes. Zudem zeigen die mögliche kurzzeitige Doppelförderung durch Betreuungsgeld und Elterngeld und vor allem die verfassungsrechtlichen Bedenken der Bundesjustizministerin, dass der Gesetzentwurf an vielen Stellen Flickschusterei ist. „Wir brauchen eine konkrete Infrastruktur vor allem für benachteiligte Kinder, statt familienpolitischer Ideologie aus dem Freistaat Bayern“, so Krüger abschließend.
Nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes ist es zudem wichtig, die Mitbestimmung von Kindern in Kindertageseinrichtungen ganz nach vorne auf die Tagesordnung zu setzen. Der Kinderreport 2012 des Deutschen Kinderhilfswerkes hat gezeigt, dass die frühe Beteiligung von Kindern den Kreislauf der Vererbung von Armut durchbricht. Kinder entwickeln durch Mitbestimmung schon in jungem Alter soziale Kompetenzen, die sie stark machen. Dadurch können die Kinder erfolgreich mit aversiven Reizen umgehen. Für Kinder aus benachteiligten sozialen Lagen ist es also von besonderer Bedeutung, schon im jungen Alter in der Kita entsprechende Erfahrungen machen zu können. Durch frühe Mitbestimmung können die Kinder die Folgen von sozialer Benachteiligung kompensieren.
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