Bildungspolitik

Ausbildungs-Mismatch heute – Fachkräfteengpässe morgen

Der Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), der in Ergänzung des Berufsbildungsberichts 2015 der Bundesregierung erschienen ist, greift mit dem Schwerpunktthema "Ausbildungs-Mismatch heute – Fachkräfteengpässe morgen und übermorgen" eine zentrale bildungspolitische Fragestellung auf.

15.04.2015

Gezielte Adressatenansprache notwendig

Kleine und kleinste Betriebe – insbesondere aus dem Handwerk – stehen bereits seit einigen Jahren vor dem Problem, dass sie ihre angebotenen Ausbildungsstellen häufig nicht mehr besetzen können. Jetzt zeigt sich, dass sich auch bei Mittel- und Großbetrieben erste Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage abzeichnen – wenn auch noch nicht in einem so gravierenden Ausmaß. Trotzdem reagieren bislang nur wenige Betriebe mit veränderten Rekrutierungsstrategien auf diese Entwicklung. Notwendig ist vor allem eine gezieltere Ansprache möglicher Ausbildungsinteressierter sowie spezieller Bewerbergruppen, um deren Potenziale besser zu erschließen. Gerade die Öffnung der dualen Berufsausbildung für Bewerbergruppen, die beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer schulischen Vorbildung bisher deutlich geringere Chancen auf dem Ausbildungsstellenmarkt haben, ist dringend geboten, um den sich abzeichnenden Fachkräftemangel zu verringern.

Dies sind zentrale Ergebnisse des neuen "Datenreports" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), der heute in Ergänzung des Berufsbildungsberichts 2015 der Bundesregierung ebenfalls erschienen ist. Mit dem Schwerpunktthema "Ausbildungs-Mismatch heute – Fachkräfteengpässe morgen und übermorgen" greift der BIBB-Datenreport 2015 eine zentrale bildungspolitische Fragestellung auf.

Qualifikations- und Berufsstruktur der erwerbsfähigen Bevölkerung wird sich verändern

Durch die demografische Entwicklung wird nicht nur die Gruppe der Erwerbsfähigen in Deutschland kleiner. Infolge der anhaltenden Bildungsexpansion wird künftig auch ein steigender Anteil über einen akademischen Bildungsabschluss verfügen. Denn während im Jahr 1992 nur 30% der Schulabgänger/-innen die allgemein bildende oder berufliche Schule mit einer Studienberechtigung verließen, ist der Anteil der Studienberechtigten an der gleichaltrigen Bevölkerung im Jahr 2013 auf fast 60% gestiegen. Dies wird – so schreiben die BIBB-Forscher – die Qualifikations- und Berufsstruktur der erwerbsfähigen Bevölkerung nachhaltig verschieben.

Rund 37.000 angebotene Ausbildungsplätze blieben 2014 unbesetzt

Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahren bereits in zunehmenden Passungsproblemen zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar gemacht, die sich auf dem Arbeitsmarkt fortsetzen werden. So blieben trotz eines Rückgangs der Bewerberzahlen im vergangenen Jahr rund 37.000 angebotene Ausbildungsplätze unbesetzt – ein neuer Höchststand. Hier wäre es zum Beispiel angebracht, die Potenziale junger Menschen ohne Schulabschluss besser zu erschließen. Denn von den rund 14,8 Millionen jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren hatten im Jahr 2011 – aktuellere Daten liegen nicht vor – etwa 470.000 keinen Schulabschluss. Von diesen erlangten rund 87% auch keinen beruflichen Abschluss. Lediglich rund 60.000 erreichten einen beruflichen Abschluss oder befanden sich noch in einer Ausbildung. Von denjenigen, die weder einen schulischen noch einen beruflichen Abschluss erzielten, waren nur knapp 47% erwerbstätig.

In Bezug auf die demografische Entwicklung ist laut BIBB-Analyse eine Trendwende nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Im kommenden Jahrzehnt werden die geburtenstarken Jahrgänge ("Baby-Boomer-Generation") den Arbeitsmarkt verlassen und weder in der Anzahl noch mit ihrem Qualifikationsprofil durch die junge Generation ersetzt werden können, was zu einer weiteren Verstäkung des drohenden Fachkräftemangels führen wird.

Das BIBB stellt mit seinem indikatorengestützten Datenreport umfangreiche Informationen und Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen in Ergänzung zum jährlich erscheinenden Berufsbildungsbericht der Bundesregierung zur Verfügung. Der BIBB-Datenreport 2015 umfasst mehr als 500 Seiten sowie annähernd 300 Tabellen und Schaubilder mit aktuellen Daten zur beruflichen Aus- und Weiterbildung in Deutschland.

Weiterführende Informationen

  • Der BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2015 kann als vorläufige Fassung im PDF-Format unter <link http: www.bibb.de datenreport2015 external-link-new-window>www.bibb.de/datenreport2015 kostenlos heruntergeladen werden. Die Print-Version steht voraussichtlich ab Ende Juni zur Verfügung.
  • Der Berufsbildungsbericht 2015 der Bundesregierung ist abrufbar unter <link http: www.bmbf.de de berufsbildungsbericht.php external-link-new-window internetseite des bundesministeriums für bildung und>www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php
  • Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat eine <link http: www.bibb.de dokumente pdf gemeinsame_ha_stellungnahme_zum_bbb_2015.pd external-link-new-window stellungnahme als>Stellungnahme zum Berufsbildungsbericht 2015 (PDF-Datei, 177 KB) veröffentlicht.
  • Weitere Informationen zur voraussichtlichen Entwicklung des Arbeitsmarktes in den einzelnen Regionen Deutschlands bis zum Jahr 2030 bieten darüber hinaus die gemeinsamen Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen des BIBB und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter <link http: www.qube-projekt.de external-link-new-window informationen zum projekt>www.qube-projekt.de.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) vom 15.04.2015

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