Kindertagesbetreuung

Bilanz des Pilotprojekts „Kindertagespflege in Hessen“: Wichtige Ziele erreicht

Zwei Jahre nach dem Start stellten das Hessische Familienministerium und die Karl Kübel Stiftung heute die Ergebnisse des Projekts „Kindertagespflege - Qualität und Professionalität durch Kontinuität und sichernde Rahmenbedingungen“ vor.

03.12.2009

„Wir meinen es ernst mit dem Ausbau der Kindertagespflege in Hessen - denn wir wollen die Familien in Hessen stärken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern“, sagte Jürgen Banzer, Hessischer Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit, heute bei der Abschlussveranstaltung des Pilotprojekts im Schloss Biebrich.

„Die Bilanz der von den Pilotstandorten geleisteten Arbeit hat mich sehr beeindruckt. An den Standorten gibt es deutliche Entwicklungsfortschritte. Dadurch sind wichtige Grundlagen zum weiteren Ausbau der Kindertagespflege in Hessen geschaffen worden. Die Ergebnisse an den Pilotstandorten können Trägern und Anbietern von Kindertagespflege in ganz Hessen als Beispiel dienen“, sagte Minister Jürgen Banzer. Daniela Kobelt Neuhaus, Vorstandsmitglied der Karl Kübel Stiftung, lobte das Engagement und die Erfolge der Beteiligten: „An den Pilotstandorten sind viele Herausforderungen erfolgreich gemeistert worden, um die Kindertagespflege umfassend zu fördern und auszubauen. Alle vom Thema Kindertagespflege betroffenen Gruppen - Eltern, Kinder und Kindertagespflegepersonen - können in Zukunft von den Ergebnissen des Projekts profitieren.“

Staatsminister Jürgen Banzer und Stiftungsvorstand Daniela Kobelt Neuhaus bedankten sich außerdem beim Hessischen Kindertagespflegebüro in Maintal. Das Büro hatte in den vergangenen zwei Jahren jeden Pilotstandort mit fachlichem Rat, konkreter Hilfe, Fortbildungsangeboten und Supervision unterstützt. Der gemeinsame Dank galt außerdem dem Institut für Organisationskommunikation IFOK GmbH, das mit der Durchführung des Pilotprojekts beauftragt war.

Das Projekt „Kindertagespflege in Hessen“

Im gemeinsamen Projekt wurden umfassende Zielsetzungen verfolgt: Zum einen ging es darum, sichere Rahmenbedingungen für die in der Kindertagespflege Tätigen zu schaffen und Familien und ihre Kinder durch verlässliche Strukturen zu unterstützen. Zusätzlich wurden Kommunen neue Strategien beim Aus- und Aufbau von Strukturen im Kinderbetreuungsbereich aufgezeigt, wobei die bereits vorhandenen Finanzierungsmöglichkeiten berücksichtigt wurden.

Die sieben beteiligten Pilotstandorte des Projekts waren zuvor in einem hessenweiten Bewerbungsverfahren ausgewählt worden. Bei den Standorten handelt es sich um den Landkreis Kassel mit den Kooperationspartnern Sternschnuppe Vellmar, Mütterzentrum Hofgeismar, Deutsches Rotes Kreuz Wolfhagen, Tagesmütterverein Baunatal-Schauenburg und ASB Lohfelden sowie um Wetzlar, Gründau, Oberursel, Frankfurt, Wiesbaden und Bensheim. Bei der Standortwahl war bewusst auf unterschiedliche Rahmenbedingungen geachtet worden; dadurch sollen sich die erreichten Ergebnisse besser auf möglichst viele weitere Träger von Kindertagespflege übertragen lassen.

Um die konkrete Arbeit zu unterstützen, hatten die Standorte jeweils ein Startgeld in Höhe von 10.000 Euro erhalten; für Projektpartner des Landkreises Kassel gab es ein Startgeld von je 2.500 Euro. Zusätzlich erhielten die Standorte fachliche Unterstützung, beispielsweise beim Aufbau von Trägerstrukturen oder bei der Qualifizierung von Kindertagespflegepersonen. Weitere Maßnahmen waren die Teilnahme an Fachveranstaltungen, der Erfahrungsaustausch mit Fachleuten, praxisnahe Information, Vor-Ort-Begleitung, die Bereitstellung von Arbeitsmaterialien sowie eine projektbegleitende Presse- und Äffentlichkeitsarbeit. Die Ergebnisse an den Standorten zeigen, dass dort unterschiedliche Aufgaben in Angriff genommen worden sind, um die Rahmenbedingungen für die Kindertagespflege zu optimieren.

Die operative Phase des Pilotprojekts ist beendet. Die Ergebnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen werden in einem Praxisleitfaden gesammelt und für Kommunen, Trägerorganisationen und Multiplikatoren in Hessen zur Verfügung stehen.

Projekterfahrungen der einzelnen Standorte

Im südhessischen Bensheim kann die Tageselternbörse des Frauen- und Familienzentrums darauf verweisen, dass beispielhaft hohe Standards im Bereich der Qualifizierung von Tageseltern eingeführt worden sind. Eine Stärke sind die unter einem Dach angebotenen Dienstleistungen wie Beratung, Information und Vermittlung sowie die Ausleihmöglichkeit von Bedarfsgegenständen für die Betreuung von Kindern wie Autositzen, Hochstühlen und Bettchen. Auch die Vertretungsregelung für Tageseltern, die aufgrund von Krankheit oder Fortbildung ausfallen, kann als hessenweites Vorbild dienen. Der Kreis Bergstraße war in das Projekt eingebunden.

In Gründau hat der „Eltern-Kind-Verein“ einen intensiven, dauerhaften Dialog mit Kommune und Main-Kinzig-Kreis zum Thema Kindertagespflege initiiert, was u.a. in der Bildung einer permanenten Kooperationsgruppe mündete. Zur verbesserten Information über das Berufsfeld Kindertagespflege ist umfangreiche Äffentlichkeitsarbeit betrieben worden. Als modellhaft gilt die enge Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätte und Kindertagespflege in Fragen der Koordinierung von Betreuungszeiten und der inhaltlichen Abstimmung von frühkindlichen Bildungsinhalten. Einen wichtigen Aspekt der Gründauer Aktivitäten bildete auch das Thema „Väter in der Kindertagespflege“.

In Frankfurt haben sich das Stadtschulamt und das am Projekt beteiligte Kinder- und Familienzentrum (Kifaz) Fechenheim insbesondere des Themas „Migration und Kindertagespflege“ angenommen und die Zusammenarbeit von Kita und Kindertagespflege intensiviert. Die Grundqualifizierung der Kindertagespflegepersonen ist auf 160 Unterrichtseinheiten ausgeweitet worden und schließt nun mit dem Bundeszertifikat ab; langjährige Tagespflegepersonen werden in die Neuerungen einbezogen und können sich nachqualifizieren. Weiterhin sind städtische Geldleistungen für Kindertagespflegepersonen entsprechend des Qualifizierungsniveaus differenziert worden.

Konkrete Fortschritte sind in Oberursel mit Blick auf eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zur Kindertagespflege, bei der Einführung einer einheitlichen Qualifizierung mit Bundeszertifikat sowie der Etablierung einer regelmäßigen Fortbildungssupervision erzielt worden. Unter dem Motto „Selbstständig - aber nicht allein“ ist eine Wohnung in einer Kindertagesstätte angemietet worden, in der Tagespflegepersonen Kinder betreuen. Eine weitere Stärke des Standorts ist die ausgezeichnete Kooperation mit der Stadtverwaltung und der intensive Dialog mit den zuständigen Stellen des Landkreises.

In der Landeshauptstadt Wiesbaden kann der Projektpartner, die städtische Kita Toni-Sender-Haus, auf besondere Erfolge bei der Zusammenarbeit von Kindertagespflege und Kindertagesstätte verweisen. Dass diese Kooperation tragfähig ist, hat ein Evaluations-Workshop mit Professorin Heide Kallert von der Universität Frankfurt bestätigt. Ein zusätzlicher Meilenstein ist mit dem Aufbau eines Vertretungssystems für Tageseltern („Kinderbrücken“) erreicht worden. Weitere Herausforderungen, die in Angriff genommen werden, sind die Frage der Festanstellung von Tageseltern, die verbesserte Information der relevanten Zielgruppen über die Kindertagespflege und die Ausweitung des Konzepts der „Kinderbrücken“ auf andere Träger.

Im mittelhessischen Wetzlar hat sich das Stadtjugendamt als örtlicher Träger des Pilotprojekts insbesondere den Arbeitsschwerpunkten Qualifizierung, flexible Betreuungszeiten, Kooperation von Kindertagespflege und Kindertagesstätte sowie Festanstellung gewidmet. Die Information über die Kindertagespflege als Betreuungsform und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen ist durch Veranstaltungen und Äffentlichkeitsarbeit vorangebracht worden. Modellhaft sind die vor Ort entwickelten bedarfsgerechten Modelle der Kindertagesbetreuung, die nicht nur kindgerecht sind, sondern durch verbesserte Randzeiten-Betreuung auch den Bedürfnissen berufstätiger Eltern besser gerecht werden und zusätzlich die Qualifizierung und leistungsgerechte Vergütung von Tageseltern im Blick haben.

Der Landkreis Kassel hat gemeinsam mit seinen Projektpartnern den Aufbau einer funktionierenden Vermittlungsstruktur von Kindertagespflegepersonen erreicht. Landkreis und beteiligte Trägerorganisationen von Kindertagespflege haben sich intensiv vernetzt und arbeiten gemeinschaftlich daran, tragfähige und verlässliche Angebote in der Kindertagespflege zu einem regionalen Standortfaktor zu entwickeln. Die Qualifizierung von Kindertagespflegepersonen ist ausgeweitet worden. Zu den wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft zählt die Klärung der Möglichkeiten zur Festanstellung; hierzu werden bereits Modellrechnungen durchgeführt.

Quelle: Ehemals: Hessisches Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit

 

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