Jugendsozialarbeit

Monitor Jugendarmut 2018: 3,4 Millionen Kinder und Jugendliche sind von Armut betroffen

Rund ein Viertel aller Armutsgefährdeten in Deutschland ist jünger als 25 Jahre. Doch Jugendliche haben keine Lobby. Sie machen etwa zwölf Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus und können ihre Interessen nur schwer durchsetzen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle „Monitor Jugendarmut in Deutschland 2018“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS).

16.11.2018

Der Monitor Jugendarmut ist eine Auswertung aktueller Statistiken und Studien über junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. gibt ihn zum fünften Mal heraus. Damit möchte sie auf das Recht Jugendlicher und junger Menschen aufmerksam machen, ihr Leben frei gestalten zu können. Im Fokus des aktuellen Monitors steht die wachsende Ungleichheit unter Jugendlichen in Deutschland. „Man muss davon ausgehen, dass es neben den offiziellen Zahlen noch eine erhebliche Dunkelziffer gibt. Insgesamt sprechen wir dann über mehr als 4,4 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die von Armut betroffen sind“, so Stefan Ewers, stellvertretender Vorsitzender der BAG KJS. Er erklärt weiter: „Viele Leistungen helfen nicht aus der Armut heraus oder werden gar nicht erst wahrgenommen, weil Informationen fehlen oder schlicht der Aufwand der Beantragung zu hoch ist.“ Hinzu kommt, dass junge Menschen unter 25 Jahren nach dem SGB II besonders hart sanktioniert werden, zum Beispiel bei Meldeversäumnissen. Den Betroffenen fehlen dann jegliche finanzielle Mittel.

Vorurteile ausräumen – Jugendarmut ernst nehmen

Die Öffentlichkeit und Politik verschließen beim Thema Jugendarmut ihre Augen vor einem Problem, das immer gravierender wird. Um dies zu verdeutlichen, stellt der aktuelle Monitor Jugendarmut verschiedenen „Mythen“ eindeutige Fakten gegenüber: Fakt ist, dass 3,4 Millionen junge Menschen in Deutschland armutsgefährdet sind. Der Mythos „Jugendarmut gibt es in Deutschland nicht“ stimmt also nicht.

Fakten schaffen – Jugendarmut verhindern

Ziel der Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft ist es, Jugendarmut zu verhindern. Dafür müssen noch viele Voraussetzungen geschaffen werden. Deshalb fordert die BAG KJS:

  • eine Sozial- und Jugendpolitik, die allen Jugendlichen „Jugend ermöglicht“ und ihnen einen guten Weg in das Erwachsenenleben ebnet
  • verschärfte Sanktionen für Jugendliche im SGB II aufheben
  • faktisches Auszugsverbot für Jugendliche im SGB II aufheben
  • soziokulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Einkommen der Eltern fördern und sichern
  • kohärente Förderung und Hilfen aus einer Hand für Familien, Kinder und Jugendliche weiterentwickeln
  • junge Menschen im Rahmen der Jugendhilfe über das 18. Lebensjahr hinaus unterstützen und begleiten
  • Recht auf Ausbildung gesetzlich verankern und im Rahmen einer verbindlichen Ausbildungsgarantie umsetzen
  • Ausbildungsvergütung muss angemessen sein, Ausbildung darf nicht in Armut enden
  • Stärkung der Jugendsozialarbeit
  • neue europäische Jugendstrategie aller Mitgliedsstaaten, die auf eine echte Teilhabe, gute Bildung und Jugendarbeit zielt
  • handlungsfeldübergreifende Hilfen für Kinder und Jugendliche, die präventiv im Sozialraum wirken
  • dass präventive und kurative Gesundheitsleistungen für Jugendliche wie bei Kindern kostenfrei sind

Die BAG KJS versteht sich als Anwalt für sozial benachteiligte und/oder individuell beeinträchtigte junge Menschen, zu denen auch die von Armut bedrohten oder betroffenen gehören. Sie macht auf ihre Situation aufmerksam, weist auf Ungerechtigkeit hin und unterbreitet konkrete Vorschläge, was geändert werden muss, um Jugendarmut zu verhindern. In den Einrichtungen der Katholischen Jugendsozialarbeit erfahren junge Menschen Aufmerksamkeit, Zuwendung und aktive Unterstützung. 

Der Monitor Jugendarmut 2018 (PDF 4,4 MB) steht bei der BAG KJS zur Verfügung. Weiterführende Informationen mit Factsheets zu unterschiedlichen sozialen Situationen finden sich ausserdem im Pressebereich der BAG KJS und im Rahmen der Initiative Jugendarmut.  

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. 

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