Kinder- und Jugendarbeit
VISION:INKLUSION – Chancen eröffnen für eine inklusive Internationale Jugendarbeit
Wie kann Internationale Jugendarbeit inklusiv gestaltet werden? Das IJAB-Projekt VISION:INKLUSION arbeitet dazu gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Internationalen Jugendarbeit, von Selbstvertretungsorganisationen, Behindertenhilfe, Wissenschaft und Verwaltung an einer Inklusionsstrategie. Diese Strategie will Brücken schlagen zwischen Gesetzen, politischen Absichtserklärungen und einer inklusiven Praxis.
13.07.2017
Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention wurde die gesetzliche Grundlage für ein inklusives Bildungssystem geschaffen. Zugleich fand ein Paradigmenwechsel statt: Menschen mit Behinderungen werden nicht mehr als Objekte der Fürsorge betrachtet, sondern als selbstbestimmte Menschen, die ein Recht auf Teilhabe an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens haben. Daran erinnerte IJAB-Direktorin Marie-Luise Dreber bei der Eröffnung des Fachforums „Chancen eröffnen – Auf dem Weg zu einer inklusiven Internationalen Jugendarbeit“ am 3. Juli 2017 in Hannover.
Etwa 60 Fachkräfte waren zusammengekommen, um sich über den Stand der Entwicklung einer Inklusionsstrategie für eine inklusive Internationale Jugendarbeit zu informieren und noch einmal Impulse zu setzen bevor die Inklusionsstrategie zum Ende des Jahres finalisiert wird.
Inklusion ist ein Menschenrecht
Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist dieser Prozess wichtig. „Mit dem Projekt VISION:INKLUSION und dem Ziel, eine Inklusionsstrategie für die Internationale Jugendarbeit zu entwickeln, untermauern Sie Ihren Anspruch, gesellschaftlichen Wandel aufzugreifen, zu begleiten und zu gestalten“, sagte die Staatssekretärin während ihrer Eröffnungsrede. „Das ist wichtig. Durch Ihre Bereitschaft, stetig an sich und ihren Angeboten zu arbeiten, wird es uns gelingen, die Vision einer inklusiven Internationalen Jugendarbeit Wirklichkeit werden zu lassen.“
Marks ist sich der gesellschaftlichen Bedeutung von Inklusion bewusst: „Inklusion betrifft alle Lebensbereiche, von der Bildung über kulturelle Angebote bis zum Nahverkehr. Es geht um Lernprozesse und um Geduld. Es geht um Sensibilität und um Nachdenken über uns selbst und darüber, wie es uns gelingen kann, unsere Gesellschaft zu öffnen. Die Verwirklichung von Inklusion ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Inklusion ist ein Menschenrecht.“
Kulturen, Strukturen und Praktiken
Die Inklusionsstrategie besteht aus drei Leitzielen: Inklusive Kulturen, Strukturen und Praktiken sollen entwickelt werden. Dabei sollen Empfehlungen für Verwaltungen und diejenigen, die inklusive internationale Projekte umsetzen möchten, entstehen.
Für Prof. Dr. Andreas Thimmel von der TH Köln ist es vorbildlich, dass die Inklusionsstrategie das Ergebnis eines träger- und handlungsfeldübergreifenden Prozesses darstellt. Hindernisse sieht er in den Rahmenbedingungen von Projekt und Zielsetzung.
Wer inklusive Internationale Jugendarbeit wolle, müsse dafür Geld in die Hand nehmen, langfristig denken und das entstandene Netzwerk sichern. „Inklusion braucht Qualität“, sagte Thimmel, „dazu gehören auch Vor- und Nachbereitung, um eine diversitätsorientierte, ungleichheitssensible Bildungsarbeit zu ermöglichen“. „Anders als in anderen Feldern der Pädagogik“, fuhr Thimmel fort, „braucht es die langfristige Partnerschaft in einem anderen Land“. All dies seien benötigte Ressourcen. Nun käme es darauf an, Praxisbeispiele zu erarbeiten und in das Arbeitsfeld einzuspeisen.
Zusammenhalt in der Gesellschaft
Tatsächlich sei nun die Praxis wichtig, stellte auch IJAB-Vorsitzender Lothar Harles fest. „Wenn jetzt nichts passiert, dann nützt auch das schönste Bewusstsein nichts.“ Die Teilnehmer/-innen des Fachforums stellten abschließend nochmals die Vorzüge von Inklusion für alle heraus, auch für diejenigen, die nicht von einer Behinderung betroffen sind. „Wir brauchen nicht noch mehr Pluralisierung der Lebensverhältnisse, wir brauchen mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft“, fasste Harles zusammen und Alexander Westheide von der Aktion Mensch wünschte sich, „dass alle Menschen Diversität erleben können, denn der Umgang mit Vielfalt ist eine Schlüsselkompetenz in unserer Gesellschaft“.
Das Fachforum „Chancen eröffnen – Auf dem Weg zu einer inklusiven Internationalen Jugendarbeit“ fand am 3. Juli 2017 in Hannover statt und wurde gemeinsam mit der Aktion Mensch durchgeführt.
Es war Teil einer Veranstaltungsreihe anlässlich des 50jährigen Bestehens von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Quelle: IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. vom 13.07.2017
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