Kinder- und Jugendarbeit
Jugendlichen Auslandsaufenthalte besser ermöglichen
Obwohl die Möglichkeiten für eine Auslandserfahrung so vielfältig sind wie nie, erreichen die Angebote nur einen Bruchteil der Jugendlichen. Die Robert Bosch Stiftung und das Bundesfamilienministerium fördern eine Studie, die Zugangsmöglichkeiten und Bedingungen für Jungendliche untersucht, Auslandserfahrungen zu sammeln. Die Veröffentlichung der Ergebnisse wird 2018 erwartet.
12.09.2017
Internationale Jugendarbeit trägt zu einer toleranten und weltoffeneren Gesellschaft bei, das ist unbestritten. Junge Menschen, die Zeit im Ausland verbracht haben, profitieren von den erworbenen interkulturellen Kompetenzen. Der Aufenthalt im anderen Land unterstützt ihre Persönlichkeitsentwicklung und befähigt sie zu gesellschaftlichem Engagement. Doch obwohl die Möglichkeiten für eine Auslandserfahrung so vielfältig sind wie noch nie, erreichen die Angebote nur einen Bruchteil der Jugendlichen. Besonders hoch sind die Zugangshürden für Haupt-, Real- und Berufsschüler, Jugendliche mit Migrationshintergrund und Jugendliche aus bildungsfernen Familien.
Zugangsmöglichkeiten, Bedingungen und Reichweite bestehender Angebote
Für die Studie „Warum nicht? Studie zum internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren“ (Zugangsstudie) untersuchen vier verschiedene Forschungsinstitute erstmals die Zugangsmöglichkeiten und die Bedingungen für junge Menschen in Deutschland, Auslandserfahrung zu sammeln. Zudem soll die Studie Auskunft darüber geben, wie viele Jugendliche von den Angeboten bisher wirklich erreicht werden. Die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse ist für 2018 geplant. Einen ersten Einblick in die Zugangsstudie gaben Vertreter der an der Studie beteiligten Institutionen aus Zivilgesellschaft, Politik und Forschung am 11. September bei einem Fachgespräch in Berlin.
Repräsentativbefragung Jugendlicher
Ein grundlegender Teil der Studie ist eine Repräsentativbefragung Jugendlicher zur Teilnahme an internationalen Austauschmaßnahmen durch das SINUS-Institut Heidelberg. „Die Ergebnisse der Zugangsstudie werden uns bei der Erforschung der internationalen Jugendarbeit einen großen Schritt voranbringen. “ sagte Dr. Silke Borgstedt, Direktorin der dortigen Sozialforschung stellvertretend für die Forschungspartner während des Fachgesprächs.
Wichtig zu verstehen, wie sich mehr Jugendliche erreichen lassen
Einig waren sich die Experten in Berlin vor allem darüber, wie wichtig es sei zu verstehen, wie mehr Jugendliche von den in Deutschland durchaus vorhandenen Angeboten erreicht werden können. Nur so ließen sich Handlungsempfehlungen für Praxis und Politik ableiten. Prof. Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung: „Eine Auslandserfahrung fördert globales Verantwortungsbewusstsein, Wertschätzung von Vielfalt und aktive Bürgerschaft. Diese gesellschaftlichen Werte brauchen wir heutzutage mehr denn je. Darum ist es uns ein Anliegen, möglichst allen Jugendlichen eine Auslandserfahrung zu ermöglichen.“
Jeder junge Mensch soll internationale Erfahrung machen
Dies unterstrich auch Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend während des Fachgesprächs: „Die europäische und internationale Jugendarbeit erreicht durch ihr Angebot jährlich Hunderttausende junger Menschen, die an Austauschprogrammen und Lernangeboten in Europa und weltweit teilnehmen. Doch das ist nicht genug. Unser Ziel ist es, dass jeder junge Mensch mindestens eine internationale Erfahrung macht. Das wird nicht von selbst geschehen. Für das Bundesjugendministerium sind daher die Erkenntnisse der Zugangsstudie von zentraler Bedeutung für künftige konkrete Arbeitsschritte, um europäische und internationale Lernerfahrungen für alle jungen Menschen möglich zu machen, gleiche Chancen zu eröffnen und Demokratiebildung junger Menschen zu fördern.“
Wissenschaftlich abgesicherte Handlungsempfehlungen
Dr. Werner Müller von transfer e.V., der für den Trägerzusammenschluss Forschung-und-Praxis-im-Dialog (FPD) die Studie koordiniert, betonte, wie wichtig die Erkenntnisse für eine Weiterentwicklung der Praxis seien: „Wir werden wissenschaftlich abgesicherte Handlungsempfehlungen für den Abbau von Mobilitätshemmnissen formulieren können, um möglichst vielen Jugendlichen den Zugang zu internationalen Austauschmaßnahmen zu ermöglichen.“
Hintergrund zur Studie
Die Zugangsstudie wird von vier Forschungspartnern durchgeführt und von der Robert Bosch Stiftung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Träger des Projekts ist „Forschung-und-Praxis-im-Dialog“ (FPD) mit seiner Geschäftsstelle transfer e.V. FPD ist ein Zusammenschluss von Trägern internationaler Jugendarbeit, Experten und Wissenschaftlern, der seit 1989 den interdisziplinären und trägerübergreifenden Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis im Feld der internationalen Jugendarbeit organisiert und begleitet.
Das SINUS-Institut forscht im Rahmen der Zugangsstudie bis 2018 gemeinsam mit der Technischen Hochschule Köln (Forschungsschwerpunkt nonformale Bildung), dem Institut für Kooperationsmanagement Regensburg (IKO) und dem Projekt „Freizeitenevaluation“. Erhoben werden Daten und Erkenntnisse dazu, wie hoch der Anteil der Jugendlichen tatsächlich ist, die an internationalen Austauschmaßnahmen teilnehmen, welche Jugendlichen vom Angebot nicht erreicht werden, welche Faktoren ihre Entscheidung beeinflussen und welche Hürden es gibt.
Weitere Informationen zur Zugangsstudie und zur aktuellen fachlichen Debatte finden sich auch in dem Fachbeitrag <link https: www.jugendhilfeportal.de jugendarbeit artikel zugaenge-und-barrieren-zur-internationalen-jugendarbeit-fachgespraech-weckt-erwartungen external-link-new-window auf dem>„Zugänge und Barrieren zur Internationalen Jugendarbeit – Fachgespräch weckt Erwartungen“.
Quelle: Robert Bosch Stiftung vom 11.09.2017
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