Kinder- und Jugendarbeit

Aus der Geschichte lernen: Jugendliche setzen sich kreativ mit ErinnerungsKULTUR auseinander

Sieben Künstlerinnen und Künstler - unterstützt durch die BotschafterInnen der Erinnerung und Mitarbeitende des IBB e.V. - leiteten die rund 70 Jugendlichen am letzten Schultag vor den Herbstferien beim ersten Jugendkongress ErinnerungsKULTUR im Fritz-Henßler-Haus an.

Grenzen überwinden – dieser Leitgedanke ist für das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) Vision und Lösungsmodell, Ziel und Mittel seiner Arbeit. Gemeinsam mit dem Jugendring Dortmund veranstaltete das IBB den ersten Jugendkongress ErinnerungsKULTUR. Drei Stunden lang haben sich mehr als 70 Dortmunder Jugendliche künstlerisch mit der Biographie der NS-Widerstandskämpferin Martha Gillessen beschäftigt und ihre beeindruckenden Ergebnisse zum Abschluss präsentiert.

15.10.2018

Ein kurzes Theaterstück, ein Gedicht, ein Song, ein Radiobeitrag, ein Filmskript und eine bewegende Choreographie: Die kreativen Beiträge zur Erinnerungskultur, die Jugendliche auf dem ersten Jugendkongress ErinnerungsKULTUR im Dortmunder Fritz-Henßler-Haus (FHH) skizziert und realisiert haben, sollen einen festen Programmplatz finden bei den nächsten Gedenkstunden zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit.

Auseinandersetzung mit der Geschichte

Der Oberbürgermeister Sierau eröffnete am 12. Oktober 2018 diesen ersten Jugendkongress ErinnerungsKULTUR in Dortmund. Im Mittelpunkt stand die Biographie der Dortmunder Widerstandskämpferin Martha Gillessen. Die dreifache Mutter hatte nach einer ersten Verhaftung Anfang der 1930er Jahre aktiv Widerstandsgruppen unterstützt und neben weiteren die Jüdin Lotte Temming versteckt. Am 19. April 1945, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs vor der Kapitulation am 8. Mai 1945, war sie in der Bittermark in Dortmund ermordet aufgefunden worden.

Der Jugendkongress ErinnerungsKULTUR gab den mehr als 70 Jugendlichen aus fünf Dortmunder Schulen Raum, Zeit und Mittel, um diese Biographie kreativ zu bearbeiten. Drei Stunden lang hatten die Schülerinnen und Schüler getanzt, gemalt, gedichtet und geprobt. Die gut einstündige Abschlusspräsentation übertraf alle Erwartungen.

Was bewegt Jugendliche, wenn sie die Lebensgeschichte eines NS-Opfers hören? Was können sie aus den Ereignissen damals für die heutige Zeit lernen?

Die Idee zum Jugendkongress ErinnerungsKULTUR war vor gut einem Jahr entstanden. Der Jugendring Dortmund e.V. und das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e.V. in Dortmund, die die Veranstaltung gemeinsam organisiert haben, konnten sieben Künstlerinnen und Künstler für eine Mitarbeit gewinnen: Claudia Werner (bildende Künstlerin), Monica Fortescu-Uta (Tänzerin), Boris Gott (Liedermacher), Thorsten Trelenberg (Lyriker), Ilhan Atasoy (Kabarettist), Jürgen Mikol (Schauspieler), Cem Arslan (Filmemacher) und Klaus Lenser (Radiomacher) unterstützten die Jugendlichen am Freitag bei der Umsetzung ihrer Ideen. Begleitet wurden sie dabei von den Botschafterinnen und Botschaftern der Erinnerung und Mitarbeitenden des IBB e.V.

Theater, Text, Tanz, Musik und Radio - kreative Beiträge zur Erinnerung und Geschichtsaufarbeitung

Während eine Gruppe auf der Bühne des FHH eine szenische Darstellung entwickelte, studierten andere im Gymnastikraum eine Choreografie ein. Die Filmgruppe entwickelte Ideen für einen Kurzfilm. Die Dichter-Runde fasste inspirierende Gedanken in Worte. Und beim Action Painting im Innenhof ging es zunächst einmal um das künstlerische Konzept, bevor die Farbbeutel auf sorgsam vorbereitete Plakattafeln flogen.

Keine drei Stunden später präsentierten die Jugendlichen beeindruckende Ergebnisse. Eine provokante szenische Darstellung, ansprechend gestaltete Plakate, nachdenkliche und herausfordernde Texte der Dichter-Runde, eine ausdrucksstarke Tanzvorführung und ein bewegender Song, der den beispielhaften Mut der Widerstandskämpferin Gillessen betont. Der Beitrag des Radio-Workshops wird in Kürze im Bürgerfunk auf Radio 91,2 ausgestrahlt. In welcher Form der Kurzfilm gedreht werden kann, wird sich in der nächsten Zeit entscheiden.

„Als wir vor einem Jahr gemeinsam die Idee zu diesem Kongress entwickelt hatten, habe ich im Leben nicht mit derart beeindruckenden Ergebnissen gerechnet“, gestand Jocelyne Jakob, Referentin des IBB e.V. am Ende sichtlich berührt. Sie richtete ihren Dank an alle Mitwirkenden und besonders die kreativen Jugendlichen. „Ihr habt mich tief beeindruckt.“ „Wir haben den Jugendlichen bewusst den Freiraum gegeben, ihre Ideen umzusetzen. Ich bin begeistert, mit welcher Ernsthaftigkeit und Kreativität sie sich dem Thema genähert haben“, ergänzte Andreas Roshol vom Jugendring Dortmund und versprach: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Ideen der Jugendlichen selbstverständlicher Bestandteil der Dortmunder Erinnerungskultur werden.“

Über den Jugendkongress ErinnerungsKULTUR

Das Konzept für den Jugendkongress ErinnerungsKULTUR – gemeinsam entwickelt vom Jugendring Dortmund, IBB e.V., Akademie Remscheid, der städtischen U2 und der Gedenkstätte Stukenbrock – erhielt ebenfalls Applaus.

Zum Kreis der Teilnehmenden gehörten Schülerinnen und Schüler der Droste-Hülshoff- Realschule, des Paul-Ehrlich-Berufskollegs, der Gesamtschule Gartenstadt, der Johann- Gutenberg Realschule und des Westfalenkollegs. Oberbürgermeister Ullrich Sierau hatte den ersten Jugendkongress am Morgen eröffnet und die Jugendlichen ermutigt, aus der Geschichte zu lernen und sich zu engagieren gegen Menschenverachtung und Rassismus. „Dies ist ein guter Tag für die Erinnerungskultur. Ich glaube, es ist an der Zeit, sich gegen die neu aufkommenden Tendenzen zu engagieren, sich zu wehren.“

Über das IBB Dortmund

Grenzen überwinden – dieser Leitgedanke ist für das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Vision und Lösungsmodell, Ziel und Mittel seiner Arbeit. Weiterbildung und internationale Begegnungen sind seit 1986 die bewährten Markenzeichen des IBB in Dortmund. Das IBB ist zertifizierter Träger der Erwachsenenbildung und der politischen Bildung sowie anerkannter Träger der Jugendhilfe. 2011 erhielt das IBB den „einheitspreis 2011 – Bürgerpreis der Deutschen Einheit“ - von der Bundeszentrale für politische Bildung. Das IBB Dortmund betreibt zusammen mit belarussischen Partnern die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk.

Quelle: Internationales Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (IBB) vom 15.10.2018

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