Hilfen zur Erziehung

25 Jahre Lobby für Pflege- und Adoptivkinder und ihre Eltern in Bayern

Justizministerin Dr. Beate Merk (CSU) im Gespräch mit Peter Able (PFAD-Landesvorsitzender), Dagmar Trautner (PFAD-Bundesvorsitzende) und RA Andreas Woidich (nicht im Bild).

Mehr Anerkennung der Gesellschaft für ihr großes Engagement für benachteiligte Kinder wünschte die bayerische Justizministerin Dr. Beate Merk den aus ganz Bayern angereisten Pflege- und Adoptivfamilien, die am Samstag in Augsburg das 25-jährige Bestehen des PFAD FÜR KINDER Landesverbandes der Pflege- und Adoptivfamilien in Bayern e.V. feierten.

25.09.2012

Im Augustanasaal des Annahofes würdigte Dr. Merk den hohen Einsatz der vielen Ehrenamtlichen. Ihr Einsatz gerade in diesem Bereich gehe weit über das übliche Maß bürgerschaftlichen Engagements hinaus. Sie werden mit ihren nicht immer leichten Herausforderungen nicht allein gelassen, sondern finden in PFAD FÜR KINDER einen kompetenten Ansprechpartner. Über ihr Grußwort hinaus nahm sich die Justizministerin Zeit für Gespräche, um die Anliegen der Verbandsvertreter und Augsburger Pflege- und Adoptivfamilien aufzunehmen.

PFAD-Landesvorsitzender Peter Able bedankte sich ausdrücklich bei Dr. Merk für diese Offenheit. Er machte deutlich, dass PFAD bei der in den nächsten Jahren anstehenden Reformierung der Pflegekinderhilfe konstruktiv mitarbeiten und die Interessen der aktuell in Bayern in Vollzeitpflege lebenden rund 7.500 Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien vertreten wird. Able hielt fest, dass der Verband an diesem Tage stolz seine bisherigen Erfolge feiert und sich auch weiterhin als Lobby für Pflege- und Adoptivfamilien stark machen wird. Das Beratungsnetz von PFAD FÜR KINDER soll dichter werden und die Zusammenarbeit zwischen den PFAD FÜR KINDER Ortsgruppen und der Jugendhilfe auf kommunaler Ebene ist noch ausbaufähig. Gerade Augsburg sei ein vorbildliches Beispiel gewachsener, partnerschaftlicher Kooperation zwischen Politik, Jugendamt und PFAD FÜR KINDER.  

Anschließend veranschaulichte die Bundesvorsitzende des PFAD-Verbandes Dagmar Trautner die aktuellen Herausforderungen, vor denen Pflege- und Adoptivfamilien heute stehen und wie stark sich PFAD engagiert, damit möglichst viele Kinder, die zeitweise oder auf Dauer nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, ein sicheres, liebevolles und förderndes Zuhause bei engagierten und kompetenten Pflege- und Adoptiveltern finden.

Nach den anerkennenden Grußworten von Stadtrat Theo Gandenheimer und Gertrud Kreutmayr, der Vertreterin des Bezirks Schwaben, sprach auch Dr. Simone Strohmayr im Namen der Kinderkommission des Bayerischen Landtages ihre Anerkennung für die hohe Fachlichkeit und das außerordentliche Engagement des Verbandes für das Wohl benachteiligter Kinder aus und lud den Vorstand zu einem Gespräch in die Kinderkommission ein, um dort direkt seine Anliegen unterbreiten zu können.

Abgerundet wurde der Festakt durch einen vergnüglichen Rückblick der Ehrenvorsitzenden Luise Vogg und des Gründungsmitglieds Johann Munker über die Anfangsjahre und den nicht immer leichten Aufbau des heute größten PFAD-Landesverbandes.

Nach dem offiziellen Teil startete ein buntes Familienfest für Groß und Klein. Die zahlreichen Kinder hatten Spaß bei einem bunten Programm mit Spiel- und Bastelangeboten, Erlebnispädagogik in der St. Anna-Kirche, einem interaktiven Clown und der Aufführung „Der kleine Muck“ des Schwabacher Puppentheaters.

Parallel stellte Eric Breitinger, der diesjährige Träger des Deutschen Jugendhilfepreises und  Autor des Buches „Vertraute Fremdheit – Adoptierte erzählen“ den Erwachsenen die Erfahrungen heute erwachsener ehemaliger Pflege- und Adoptivkinder mit ihrem Aufwachsen zwischen zwei Familien vor. Der selbst adoptierte Historiker und Journalist verdeutlichte durch seine Interviews mit Betroffenen, dass „das Verlassen werden und die Preisgabe eines Kindes an ein unbekanntes Schicksal“ durch seine leiblichen Eltern Ursache einer lebenslangen Verletzlichkeit und eines beeinträchtigten Selbstwertgefühles bei Adoptierten ist. Gleichwohl fänden Pflege- und Adoptivkinder bei ihren neuen Eltern oft bessere Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen, frühe Defizite zu bearbeiten. Doch letztendlich, meint Breitinger, können in der frühen Kindheit erlebte existentielle Beeinträchtigungen nicht wirklich bewältigt werden. Die Kinder müssen mit Hilfe ihrer Pflege- und Adoptiveltern lernen, damit zu leben.

Die in Kooperation mit dem Evangelischen Forum Annahof organisierte Podiumsdiskussion moderierte Dr. Nikolaus Hueck. Er interviewte neben Eric Breitinger die PFAD-Bundesvorsitzende Dagmar Trautner, die ihre langjährige Erfahrung in der Beratung von Pflege- und Adoptivfamilien einbrachte, und Margit Schiefelbein vom Jugendamt Augsburg und regte eine lebhafte Diskussion mit den ca. 80 interessierten TeilnehmerInnen an.

Sozialpädagogin Margit Schiefelbein berichtete, dass sich das Jugendamt Augsburg in vorbildlicher Weise auch nach erfolgter Adoption für Adoptivfamilien einsetzt und sie nicht alleine lässt. Angebote fachlicher Begleitung und Möglichkeiten zum Austausch mit anderen Betroffenen werden durchgehend und speziell für die Bedürfnisse von Adoptivkindern und -eltern bereitgestellt und gut angenommen. Daneben werden permanent neue Pflegeelternbewerber gesucht, um den unterzubringenden Kindern die für sie passende Pflegefamilie vermitteln zu können.

Beim Thema „anonyme Kindesabgabe“ - ermöglicht durch ein auch in Augsburg eingerichtetes sog. „Babyfenster“ - waren sich alle Anwesenden einig: Diese Praxis muss ein Auslaufmodell sein, da Kindstötungen dadurch nachweislich nicht verhindert werden, den betroffenen Kindern jedoch jede Möglichkeit genommen wird, ihre Identität zu erkunden. Vielmehr wäre es wichtig, die Hilfsangebote für Schwangere und Mütter in Not- und Konfliktlagen zu verstärken und, bei der anstehenden Reformierung dieses Bereiches, das Recht der abgegebenen Kinder auf die Kenntnis ihrer Abstammung zu berücksichtigen.

Der 1987 in München gegründete PFAD FÜR KINDER Landesverband Bayern setzt sich landesweit und regional in 32 Ortsgruppen und -vereinen und mit zahlreichen ausgebildeten Multiplikatoren und Beiständen für Pflege- und Adoptivfamilien ein. In Seminaren und Fachtagungen und durch die Erstellung von Fachpublikationen bildet er Bewerber, Pflege- und Adoptiveltern, Multiplikatoren und Fachkräfte fort. Der Verband ist Ansprechpartner für Politik, Gesetzgeber, Behörden, Institutionen und alle Personen, die sich für Pflege- und Adoptivkinder einsetzen.

Mehr Informationen: <link http: www.pfad-bayern.de _blank external-link-new-window external link in new>www.pfad-bayern.de

Quelle: PFAD FÜR KINDER Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien in Bayern e.V

Back to Top