Sozialforschung

Plan: Mädchen tragen die Hauptlast der Wirtschaftskrise

Ein neuer Report des Kinderhilfswerks Plan International beschreibt die Folgen der globalen Rezession.

22.01.2013

Mädchen und Frauen leiden am stärksten unter der globalen Wirtschaftskrise – zu diesem Schluss kommt der neue Report, den das Kinderhilfswerk Plan International gemeinsam mit dem Overseas Development Institute (ODI) anlässlich des Weltwirtschaftsforums, das vom 23. bis 27. Januar in Davos stattfindet, veröffentlicht. Der Bericht zeigt auf, dass in Zeiten wirtschaftlicher Krisen Mädchen und Frauen die Verliererinnen des Entwicklungsprozesses sind und ihre Rechte weniger wahrnehmen können.  
 
Die anhaltenden wirtschaftlichen Entwicklungen, fest verwurzelte Geschlechterdiskriminierung und politische Sparmaßnahmen tragen dazu bei, dass errungene Teilerfolge, wie ein Rückgang der Sterblichkeitsraten, Zugang zu Bildung und Beschäftigung oder Schutz vor Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch, wieder rückläufig sind. Investitionen, die gerade für die Förderung von Mädchen und Frauen wichtig sind, wie in soziale Sicherheitsnetze und verbesserte  Dienst- und Versorgungsleistungen, werden gestrichen. Diese Entwicklungen gefährden die Millennium-Entwicklungsziele der Staatengemeinschaft, die extreme Armut und Hunger bis 2015 beenden sollen.
 
Mädchen sind dabei am stärksten von Armut betroffen, so der Report: Fällt das Bruttoinlandsprodukt eines Landes um 1 Prozent, steigt die Kindersterblichkeit bei Mädchen erheblich höher als bei Jungen. Sie bekommen weniger oder seltener zu essen als Jungen und werden zudem häufiger minderwertig ernährt. Werden die Mittel knapp, essen auch Frauen weniger oder seltener, um die Folgen von Armut für ihre Familie zu kompensieren.
 
In Zeiten wirtschaftlicher Not müssen Frauen oft zum Familieneinkommen beitragen. Obwohl sie lange Arbeitszeiten haben, ist der Verdienst häufig so gering, dass Mädchen gezwungen sind, die Schule abzubrechen und ihren Teil zum Haushaltseinkommen beizutragen: indem sie zusätzliche Haushaltspflichten übernehmen, Kinderarbeit verrichten oder sogar als Prostituierte arbeiten.
 
„Mädchen und Frauen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Sie verfügen über ein großes Potenzial, Volkswirtschaften zu stärken. Es gilt, sie zu fördern und am Fortschritt teilnehmen zu lassen. Lassen wir es weiterhin zu, dass Mädchen und Frauen in Krisenzeiten als Erste ins Hintertreffen geraten, kann es Entwicklung und Frieden nicht geben“, so Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan Deutschland. 

Die wichtigsten Zahlen und Fakten:

  • Mädchen brechen häufiger die Schule ab – die Zahl der Grundschulabschlüsse bei Mädchen ist um 29 Prozent gesunken, die bei Jungen um 22 Prozent
  • Armut trifft am stärksten die Mädchen: Fällt das Bruttoinlandsprodukt eines Landes um 1 Prozent, steigt die Kindersterblichkeit bei Mädchen um 7,4 pro 1000 Lebendgeburten im Vergleich zu einem Anstieg von 1,5 auf 1000 Lebendgeburten bei Jungen
  • Kürzungen im Gesundheitssystem führen dazu, dass die Schwangerschaft für heranwachsende Mädchen zu einem noch größeren Gesundheitsrisiko wird als ohnehin schon  
  • Die Nahrungsmittelkrise 2010/2011 stürzte 44 Millionen Menschen in Armut
  • Schätzungen zufolge sind 23,5 Prozent der Beschäftigten, die trotz Arbeit unterhalb der Armutsgrenze leben, Jugendliche - sie stellen dagegen nur 18,6 Prozent der Beschäftigten allgemein
  • Die Schere der Arbeitslosigkeit öffnet sich weiter: In Nord-Afrika stieg die Arbeitslosigkeit unter jungen Frauen um 9,1 Prozentpunkte, unter jungen Männern um 3,1 Prozentpunkte
  • Weltweit sind 74,8 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos – eine der höchsten jemals erfassten Jugendarbeitslosigkeitsquoten

Empfehlungen an Politik und Gesetzgebung:

  • Internationale Ernährungsprogramme müssen Mädchen und Frauen in den Fokus nehmen – sie sind oft die Letzten, die zu essen bekommen, wenn Nahrung knapp wird
  • Verbesserte Bildungs- und Schutzprogramme sind nötig, damit Mädchen weiter zur Schule gehen können
  • Beschäftigungsprogramme, die sichere und würdige Arbeitsverhältnisse für Mädchen und Frauen schaffen

Der englischsprachige Report von Plan und dem Overseas Development Institute (ODI) ist digital verfügbar unter: <link http: www.plan-international.org economicreport _blank external-link-new-window externen link in neuem>www.plan-international.org/economicreport

Quelle: Plan International vom 22.01.2013

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