Sozialforschung

Bildungs- und Begegnungswoche: "Jugendberufshilfe im internationalen Vergleich"

Der Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Potsdam führt vom 1.12.-7.12.13 eine internationale Bildungs- und Begegnungswoche zur Jugendberufshilfe durch. Studierende aus Studiengängen für soziale Arbeit und Jugendliche, aus Frankreich, Polen und Deutschland, die an Maßnahmen zur Berufsausbildung teilnehmen, tauschen sich über ihre Erfahrungen sowie Zukunftsperspektiven aus.

05.12.2013

Gegenwärtig führt die Fachhochschule Potsdam in Kooperation mit der gfbm – Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen  mbH / Berlin und dem AIB - Verein für Arbeitsmarktintegration und Berufsförderung e.V. / Potsdam eine internationale Bildungs- und Begegnungswoche zur Jugendberufshilfe durch, die vom 1.12. bis 7.12.2013 in Potsdam und Berlin stattfindet.

Jugendliche, aus Frankreich, Polen und Deutschland, die an sozialpädagogisch begleiteten Maßnahmen zur Berufsausbildung (Jugendberufshilfe) teilnehmen sowie Studierende aus Studiengängen für soziale Arbeit in diesen drei Ländern tauschen sich intensiv über ihre Lebenswege, Ausbildungs- und Studienerfahrungen sowie Zukunftsperspektiven aus, mit punktueller Beratung und Unterstützung durch hauptamtliche Kräfte, die als Ausbilderinnen und Ausbilder, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Dozenteninnen und Dozenten in den jeweiligen Ausbildungs- und Hochschuleinrichtungen tätig sind. Dieses Vorhaben ist Bestandteil eines Kooperationsprojekts des Fachbereichs Sozialwesen mit verschiedenen Hochschulen und Jugendberufshilfeträgern in Chambéry und Grenoble (F) sowie in Lodz (PL).

Die Ziele und inhaltlichen Schwerpunkte der Bildungs- und Begegnungswoche können wie folgt zusammengefaßt werden:

  • Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen und mit der persönlichen Situation benachteiligter Jugendlicher nach Schulabschluß und Schulabbruch ("zwischen Baum und Borke?") in Deutschland und in den Partnerländern
  • Erkundung der sozialen und berufsbezogenen Hilfe- und Fördersysteme für diese Zielgruppe in Deutschland und in den Partnerländern - der Jugendberufshilfe im Rahmen der Jugendsozialarbeit
  • Analyse der Funktionen und Aufgaben der Fachkräfte für soziale Arbeit im Kontext dieser Hilfesysteme bei uns und in den Partnerländern
  • Persönliche Begegnung mit den Kommilitonen der ausländischen Partnerhochschulen und mit den Auszubildenden bei den in- und ausländischen Partnerprojekten in der Jugendberufshilfepraxis
  • Interkulturelles Lernen bei der Auseinandersetzung mit "fremden", Hilfesystemen, Berufsbildern, Berufssrollen, Wertorientierungen, Lebenswelten, Milieus und Mentalitäten
  • Diskursive Auseinandersetzung mit den kulturell unterschiedlich definierten und vermittelten Bildungs- und Lernbegriffen im Kontext des Austauschs und Vergleichs der unterschiedlichen individuellen Bildungs- und Lernerfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
  • Diskursive Entwicklung eines erweiterten und vertieften Verständnisses der individuell-biografischen und gesellschaftspolitischen Schlüsselfunktionen von Bildung und Ausbildung, von Bildungsinteresse, Bildungsmotivation, Bildungsanstrengung und Bildungsbeteiligung
  • Erkundung, welche sozialpädagogischen und berufspädagogischen Angebote aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der beteiligten Akteure jeweils als transferierbare "best-practice-Ansätze" gelten könnten
  • Kontinuierliche Selbstreflexion der Erfahrungen und der Mitwirkung im Gesamtprojekt, der eigenen Studieninteressen und Berufsperspektiven sowie der persönlichen und berufsbezogenen Identitätsfindung

Anlaß und Hintergrund dieses Vorhabens ist, daß der Anteil junger Menschen unter 25 Jahren ohne Berufsausbildung hierzulande trotz des demografischen Wandels und des wachsenden Fachkräftebedarfs in den letzten 10 Jahren auf jetzt 15% (bzw. auf 40% bei vorliegendem Migrationshintergrund) angestiegen ist, was angesichts der vielfältigen individuellen Optionsmöglichkeiten bei der Berufswahl sowie der zahlreichen Bildungsprogramme und Förderangebote irritierend erscheint. In einigen europäischen Nachbarländern sieht es noch wesentlich schlechter aus, was nicht allein durch die Folgen der europäischen Banken- und Finanzkrise erklärbar ist. Warum hat eine relativ große - und auch bei besseren Arbeitsmarkt- und Konjunkturaussichten nicht wesentlich verkleinerte - Gruppe junger Menschen erhebliche Probleme beim Übergang zwischen dem allgemeinbildenden Schulwesen und der Berufs(aus)bildung, der sogenannten 1. Schwelle? Vorliegende wissenschaftliche Expertisen weisen auf ein komplexes Bedingungsgefüge hin, insbesondere auf die die strukturellen Hürden und sozialen Selektionsprozesse der jeweiligen Bildungssysteme und auf arbeitsmarktbezogene Umbrüche. Eine zentrale Determinante dieser Umbrüche bildet der globalisierungsbedingt verstärkte Druck zu wirtschaftlichem Wachstum durch beschleunigten technischen Fortschritt, der zu steigenden Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskräfte und die Berufsbildungssysteme führt. Diese Fragen werden dann auch bei der vertieften Analyse und Auswertung der während der Studien- und Begegnungswoche erreichten Ergebnisse eine wichtige Rolle spielen.

Quelle: Fachhochschule Potsdam Fachbereich Sozialwesen Prof. Dr. Buck

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