Qualifizierung

Berufsfeld Soziale Arbeit: Hoch motiviert, aber schlecht bezahlt

Die Arbeit wird längst nicht so gut bezahlt wie in anderen Branchen. Und dennoch sind die Bewerberzahlen um Studienplätze und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen gleichbleibend hoch: Viele, gerade junge Leute haben Interesse an der sozialen Arbeit, kümmern sich um die Integration von Geflüchteten, unterstützen Arbeitslose beim Wiedereintritt in den Beruf oder leisten konkrete Hilfen in der Familien-, Jugend- und Altenarbeit. Auf dem 10. Bundeskongress Soziale Arbeit, der vom 7. bis 9. September in Bielefeld stattfand, wurde intensiv über das Berufsbild und den Wert der sozialen Arbeit diskutiert.

10.09.2018

Prof. Dr. Stricker, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Bielefeld: „Wenn wir über den Wert der sozialen Arbeit nachdenken und dabei wirtschaftliche Gesichtspunkte in den Vordergrund rücken, müssen wir erkennen, dass es begrenzte Möglichkeiten gibt, die Arbeit effizienter zu gestalten.“ 80 Prozent des Geldes, das zum Beispiel eine Kommune für die Sozialausgaben verplant, muss für Personalkosten bereitgestellt werden, so Stricker. Und er ergänzt: „Der Ökonomisierungsprozess schreitet weiter voran. Gewinne können in diesem Bereich nicht erzielt werden.“ Aber auch das hält er fest: „Soziale Arbeit ist und bleibt ein hochattraktives Berufsfeld.“  

Themen rund um Inklusion, Digitalisierung, Flucht und Asyl

Drei Tage lang wurde vom 5. bis 7. September auf dem Bundeskongress Soziale Arbeit intensiv nachgedacht über den Wert der sozialen Arbeit. Fachhochschule und Universität hatten gemeinsam zum 10. Bundeskongress des Initiativkreises Soziale Arbeit eingeladen. 700 Gäste kamen, 150 Workshops und Veranstaltungen standen auf dem Programm. Prof. Dr. Holger Ziegler vom Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität: „Intensiv diskutiert wurden insbesondere Themen rund um Inklusion, Digitalisierung innerhalb sozialer Arbeit sowie Flucht und Asyl.“

Ziel: gemeinsam Forderungen zu formulieren

Zur Standortbestimmung der eigenen Disziplin gehört auch der Hinweis, so Ziegler, dass auf der einen Seite die Soziale Arbeit wächst, dies jedoch noch lange nicht bedeute, „dass eine emanzipatorische, solidarische und subjektorientierte soziale Arbeit an Bedeutung gewinnt“. Hier gilt es also künftig, Interesse zu bündeln und gemeinsam Forderungen zu formulieren, um sich etwa im politischen Raum bemerkbarer zu machen.

Partner können die Gewerkschaften seien. Verdi-Chef Frank Bsirske hielt als Gast des Kongresses fest: „Die Tagung ist enorm wichtig. Wir müssen gemeinsam über das Berufsbild sprechen, und es geht natürlich darum, dass qualitativ hochwertige Arbeit entsprechend honoriert wird.“ Sein Blick in die nahe Zukunft: Durch die Digitalisierung der Berufswelt werden nach einer Studie der Arbeitsagentur bis 2025 rund 30.000 Stellen wegfallen. Betroffen von diesem Strukturwandel seien zum Beispiel der Handel und die Logistik. Bsirske: „Erziehung, Pflege und Medien werden hingegen weiter expandieren. Wir werden immer mehr Fachkräfte brauchen.“ Deshalb müsse die Ausbildung in der Praxis, in Fachschulen und an Hochschulen attraktiver werden, so der verdi-Chef, der hinzufügte: „Die Gewerkschaften sind dran.“   

Das Problem der vergleichsweise geringen Entlohnung für anspruchsvolle, professionelle Arbeit wird vorerst bleiben. Professor Stricker: „Der Enthusiasmus der Studierenden für ihren Beruf scheint uneingeschränkt. Der Wert der eigenen Arbeit wird vor allem durch die Inhalte und den gesellschaftlichen Auftrag bestimmt. Dass diese Arbeit von der Gesellschaft entsprechend honoriert werden sollte, kann nicht oft genug betont werden. Taten sollten folgen.“ Ganz im Sinne der Abschlusserklärung zum Bundeskongress, in der festgehalten wird: „Einer fachlichen Sozialen Arbeit geht es um Würde und Solidarität in einer politischen, demokratischen Anerkennungsgemeinschaft.“         

Über den Bundeskongress Soziale Arbeit

Weitere Informationen unter www.buko-soziale-arbeit.de.

Der Bundeskongress versteht sich als Diskussionsforum, in dem sich die Soziale Arbeit fachlich-politisch positioniert und in dem sich die bestehende Soziale Arbeit mit dem konfrontiert, was sie sein könnte.

Quelle: Fachhochschule Bielefeld vom 07.09.2018

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