Flucht und Migration

Fachtagung "Integration durch Bildung" in Fellbach

Auf einer Fachtagung des Kultusministeriums in der Schwabenlandhalle Fellbach steht heute das Thema "Integration durch Bildung" im Mittelpunkt. "Kinder und Jugendliche mit Migrationsbiografie dürfen nicht zu den Verlierern unseres Bildungssystems werden. Sie zu fördern, ist die wichtigste bildungspolitische Herausforderung für die nächsten Jahre", sagte Kultusminister Helmut Rau MdL.

03.12.2009

Insbesondere müsse es gelingen, den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb aufzubrechen. "Ich habe die schulische Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu einem Schwerpunkt der Bildungspolitik gemacht und will diese Linie fortsetzen. Eine Arbeitsgruppe im Kultusministerium erarbeitet zurzeit Vorschläge, die im Frühjahr nächsten Jahres in eine Kabinettsbefassung münden werden", sagte Kultusminister Rau.

"Bildung ist die wichtigste Ressource in unserem Land. Kein Kind und kein Jugendlicher darf wegen Sprachdefiziten geringere Chancen im schulischen Bereich und in der Berufsausbildung haben. Deshalb wollen wir in Fellbach neben bereits bestehenden Angeboten auch neue Wege gehen und ein durchgängiges Sprachförderkonzept für alle Kindertageseinrichtungen realisieren", sagte Christoph Palm MdL, Oberbürgermeister der Stadt Fellbach, in seinem Grußwort.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Vortrag "Aufstieg und Ausschluss - Die Mobilität von jungen Migrantinnen und Migranten im deutschen Bildungssystem" von Prof. Dr. Heinz Bude, Universität Kassel. "Bildung ist in allen Gesellschaften der Gegenwart ein Thema sozialer Spaltung. Die Bildungsbeflissenen tun alles, um ihre Vorteile zu erhalten, und die Bildungsfernen sehen keinen Sinn darin, sich einem Wettbewerb zu stellen, in dem sie von Anfang an im Nachteil sind. Es wäre die Aufgabe eines für alle attraktiven öffentlichen Schulsystems, die Intelligenz der Ausgeschlossenen zu erkennen, ohne den Antrieb des Einbezogenen zu denunzieren", sagte Prof. Bude in seinem Vortrag.

In Baden-Württemberg zählen 33 Prozent der unter 25-Jährigen zu der Gruppe der Migrantinnen und Migranten. 71 Prozent dieser Gruppe sind in Deutschland geboren. Der hohe Anteil der in Baden-Württemberg geborenen jungen Menschen mit Migrationsgeschichte der zweiten und dritten Generation bietet die Chance, dass sie bereits vor Schulbeginn intensiv unterstützt und gefördert werden können.

Für eine gelingende Integration sieht Kultusminister Rau insbesondere die Faktoren Elternhaus, Aufstiegschancen und Sprache als entscheidend an. "Die Schule kann die Eltern nicht ersetzen. Deshalb müssen Eltern unterstützt werden, damit sie sich zutrauen in der Schule und für die Schule aktiv zu werden", sagte Rau. Ebenfalls brauche es Ermutigung und Förderung, um Jugendlichen die Vielfalt der möglichen Bildungswege und deren Durchlässigkeit aufzuzeigen. Sprache sei ein weiterer Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.

Am Nachmittag finden Workshops statt, wie beispielsweise zur Zusammenarbeit mit und Einbindung von Eltern in die Schule, schulischen Sprachförderung, interkulturellen Kompetenz und zum interkulturellen Lernen in der Lehrerbildung sowie zum muttersprachlichen Zusatzunterricht.

Die Popakademie Baden-Württemberg erprobt seit Oktober 2009 Integration durch Musik. Der künstlerische Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Prof. Udo Dahmen stellte auf der Fachtagung das Integrationsprojekt "InPop - Integration, Popmusik und Schule" vor. Dozenten und Studierende der Popakademie bieten im Rahmen von InPop rund 200 Kindern und Jugendlichen der zweiten und dritten Migrantengeneration wöchentlich stattfindenden Musikunterricht in den Schulen an. Ziel ist es, junge Menschen, insbesondere durch Förderung ihrer sprachlichen, sozialen und kreativen Kompetenzen, zu integrieren.

Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

 

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