Inklusion
Inklusionsgipfel: Bonner Erklärung verabschiedet
Nach zweitägiger Beratung ging am 20. März der bundesweite Gipfel zur inklusiven Bildung in Bonn mit einer Abschlusserklärung zu Ende.
21.03.2014
Darin fordern die rund 350 Teilnehmer, den Vorurteilen gegenüber inklusiver Bildung durch Aufklärung zu begegnen. Nur dann könnten alle Menschen unabhängig von Herkunft, Behinderung, Geschlecht und Lernbedürfnissen umfassend gefördert werden. Die Bonner Erklärung appelliert an Bund, Länder und Kommunen, die Finanzierung eines inklusiven Bildungssystems gemeinsam konstruktiv zu lösen. Eine qualitativ hochwertige inklusive Bildung sei nur möglich, wenn es die "sächliche, personelle und finanzielle Ausstattung" gebe.
Die Erklärung fordert die Bundesländer außerdem auf, gemeinsam mit den Schulträgern "in allen allgemeinen und berufsbildenden Schulen das Recht auf inklusive Bildung zu verwirklichen" – von der Barrierefreiheit über das Curriculum bis zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften. Die Vorbehalte gegenüber Inklusion in den Kinderbildungs- und Schulgesetzen seien zügig aufzuheben, heißt es weiter. Die Bundesländer sollten zudem einen Aktionsplan zur Umsetzung von inklusiver Bildung gemeinsam mit der Bundesregierung, den Kommunen, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft entwickeln.
Die Erklärung betont, dass eine inklusive Bildung von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter sichergestellt sein soll. Auch die Barrieren in der Berufswelt seien abzubauen. Die Bundesregierung wird dazu aufgefordert, "Inklusion im Dialog mit der Wirtschaft in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung umzusetzen". Zahlreiche Fachleute der deutschen Bildungslandschaft hatten an dem Gipfel der Deutschen UNESCO-Kommission teilgenommen, darunter Politiker, Wissenschaftler, Schulträger, Lehrkräfte, Eltern und Schüler.
Die Ergebnisse der Bonner Erklärung sind erfreulich angesichts der Tatsache, dass das dicht gepackte Programm des Gipfels sehr stark die Inklusion in der Schule fokussierte. Berufliche Bildung, außerschulische Bildung, frühkindliche Bildung wurden in den Vorträgen so gut wie nicht thematisiert. Gerade in den Workshops aber, die den Rahmen dann auch thematisch weiteten, wurde deutlich, dass Inklusion zu allererst eine Frage der Haltung ist und wirklich alle Lebensbereiche betrifft und betreffen muss. Zu häufig ist auch immer noch eine einseitige Fokussierung auf Behinderte in der öffentlichen Diskussion zu beobachten. Dabei sei, wie Dr. Mmantsetsa Marope von der UNESCO am Mittwoch betonte, Inklusion durchaus kein Thema von Minderheiten: exkludiert würden in unserer Gesellschaft nach wie vor Frauen und die seien nun wirklich keine Minderheit. Dass Deutschland im europäischen Vergleich bei der Umsetzung der Inklusion an letzter Stelle steht, muss beschämen. Laut waren auch die Stimmen, die im Abschlussplenum die Abschaffung des segregierenden deutschen Schulsystems forderten als zentrale Voraussetzung für die Umsetzung der Inklusion. Ministerin a.D. Ute Erdsiek-Rave (Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission) bat um Verständnis darum, dass diese Forderung nicht in die Bonner Erklärung einfließen könne. Es helfe nichts, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Die Diskussion würde sich dann wieder um Pro und Contra mehrgliedriges Schulsystem drehen und nicht – wie dringend erforderlich – um Inklusion. Es brauche einfach – und darin waren sich wohl alle Teilnehmenden einig – für die Umsetzung einen langen Atem.
Kooperationspartner des Gipfels waren die Aktion Mensch, die Bertelsmann Stiftung, das Bildungs- und Förderungswerk der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, das Deutsche Institut für Menschenrechte, die Heidehof Stiftung, die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und die Stadt Bonn. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland unterstützten den Gipfel zur inklusiven Bildung.
Weitere Informationen:
<link http: www.unesco.de _blank external-link-new-window external link in new>Bonner Erklärung zur inklusiven Bildung in Deutschland
Quelle: UNESCO Kommission, Anneli Starzinger
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