Europa

Jugendstudie "Generation What?": Weniger als der Hälfte ist die eigene Arbeit wirklich wichtig

Die große Mehrheit der jungen Deutschen arbeitet in erster Linie, um Geld zu verdienen und nicht, um sich selbst zu verwirklichen. Mit den eigenen Tätigkeitsfeldern sind die Deutschen zwischen 18 und 34 Jahren dennoch überwiegend zufrieden, mit der Bezahlung hingegen nicht. Auffallend schlecht benotet wird das Bildungssystem, welches als praxisfremd und ungerecht angesehen wird. Dies sind Ergebnisse aus der europaweiten Studie "Generation What?" zur Lebenswelt junger Menschen, an der sich bisher mehr als 920.000 Menschen aus 35 Ländern beteiligt haben.

19.10.2016

Seit 11. April 2016 läuft mit "Generation What?" die größte europaweite Studie zur Lebenswelt junger Menschen. Auf der Webseite <link http: www.generation-what.de external-link-new-window>www.generation-what.de stehen bereits differenzierte Befunde "in Echtzeit" nach Alter, Bildung und Geschlecht in den Rubriken "So denkt Europa“ beziehungsweise "So denkt Deutschland“ zur Verfügung. Die Studie läuft noch bis November, doch in einem Zwischenschritt hat das SINUS-Institut anhand einer repräsentativen Stichprobe die deutschen Ergebnisse für den Themenkomplex "Arbeit & Bildung" bereits analysiert. Die Ergebnisse zeigen: Junge Menschen betrachten ihre Tätigkeit pragmatisch und das Bildungssystem kritisch.

Stellenwert der Arbeit

Ein interessantes Bild zeigt sich bei der Frage zum Stellenwert der Arbeit für das eigene Leben: Weniger als die Hälfte der berufstätigen Befragten, nämlich 43 Prozent, empfinden ihre Arbeit momentan als wirklich wichtig oder sogar sehr wichtig. 16 Prozent dagegen sagen, dass ihnen ihre Arbeit nicht oder sogar überhaupt nicht wichtig ist. Die restlichen 41 Prozent bewegen sich zwischen diesen Polen.

Motivation: Geld verdienen

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Blick auf die Motivation für die Arbeit: Lediglich 38 Prozent sehen in ihrer Arbeit eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, 60 Prozent dagegen primär eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Eine Rolle spielt in dieser Frage offenbar auch das Bildungsniveau: Von den Befragten mit hoher Bildung nennt immerhin die Hälfte die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung als wichtige Motivation. Unter den weniger Gebildeten ist dies nur bei 35 Prozent der Fall.

Insgesamt 59 Prozent der Berufstätigen sind dabei im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrem Job. Aber 10 Prozent sind dagegen überhaupt nicht zufrieden mit ihrem Job.

Genug Kohle?

Hinsichtlich der Zufriedenheit mit der eigenen Bezahlung zeigt sich gleichfalls ein Unterschied zwischen den Bildungsniveaus. Sind von den Studienteilnehmern mit niedrigem oder mittlerem Schulabschluss nur 23 bzw. 21 Prozent mit ihrer Bezahlung einverstanden, fühlen sich bei den Hochgebildeten immerhin 30 Prozent angemessen entlohnt.

Interessant ist außerdem die Antwort auf die Frage, ob in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit deutsche Staatsbürger auf dem Arbeitsmarkt bevorzugt werden sollten. Ein solcher Vorschlag stößt bei einer breiten Mehrheit von 69 Prozent auf Ablehnung, wobei es auch hier Differenzen gibt: Von den Befragten mit formal niedrigem Bildungsniveau lehnen 64 Prozent eine Bevorzugung deutscher Staatsbürger ab, bei den formal Hochgebildeten sind es 80 Prozent.

Schlechte Noten für das Bildungssystem

Keine sehr hohe Meinung hat die junge Generation vom Bildungssystem in Deutschland. Dieses erhält fast durchwegs schlechte Noten. Nur 1 Prozent der Befragten glaubt, dass das Bildungssystem sie gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. 26 Prozent stimmen dem im Großen und Ganzen zu. 45 Prozent dagegen fühlen sich eher nicht für das Arbeitsleben gerüstet, 26 Prozent sogar überhaupt nicht. Auffällig dabei ist, dass insbesondere die jüngeren Studienteilnehmer in ihrer Kritik deutlicher sind als die älteren.

Zugleich meint eine große Mehrheit von insgesamt 60 Prozent, dass es im Bildungssystem wenig gerecht zugeht. Lediglich 5 Prozent glauben uneingeschränkt, dass das Bildungssystem allen die gleichen Chancen bietet. 22 Prozent stimmen dieser Aussage überhaupt nicht zu.

Zunahme der Ungleichheit

Die jungen Deutschen sehen jedoch nicht nur im Bildungssystem Gerechtigkeitsmängel. Immerhin 86 Prozent der Teilnehmer kritisieren eine Zunahme der Ungleichheit in Deutschland insgesamt.

Noch bis November können junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren auf  <link http: www.generation-what.de external-link-new-window>www.generation-what.de an der Umfrage teilnehmen: Sie umfasst 149 Fragen von Politik über Religion bis hin zu Sexualität und Lebensglück. Das Ziel: Die 18- bis 34-jährigen Europäer sollen die Chance erhalten, selbst ein Bild ihrer Generation zu zeichnen. Koordiniert wird "Generation What?“ von der Europäischen Rundfunkunion (EBU); in Deutschland begleitet der Bayerische Rundfunk zusammen mit dem ZDF und dem SWR das Projekt.

Quelle: Bayerische Rundfunk vom 18.10.2016

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