Europa

EU-Aufbauplan: Mehr Jobs für junge Menschen und bessere Weiterbildung

Die Corona-Pandemie hat den Einstieg in den Arbeitsmarkt für junge Menschen erheblich erschwert. Viele Erwerbstätige auch höheren Alters werden sich in der Krise neue Kompetenzen aneignen müssen, um sich am Arbeitsmarkt zu behaupten. Die EU-Kommission unterstützt die Mitgliedstaaten mit der Initiative „Förderung der Jugendbeschäftigung: Eine Brücke ins Arbeitsleben für die nächste Generation“ und mit einer neuen Kompetenzagenda.

06.07.2020

Die Initiative zur Jugendbeschäftigung soll die Chancen junger Menschen verbessern, ihre berufliche Zukunft im grünen und digitalen Umbruch zu gestalten. Die Kompetenzagenda setzt für die nächsten fünf Jahre ehrgeizige Ziele für Weiterbildung und Umschulung. Finanziert werden sollen die Investitionen aus Mitteln des EU-Aufbauplans Next Generation EU.

Mit dem Aufbauinstrument „NextGenerationEU“ und im Rahmen des künftigen EU-Haushalts hat die Kommission bereits umfangreiche Finanzierungsmöglichkeiten der EU für Jugendbeschäftigung vorgeschlagen. Nun ist es Aufgabe der Mitgliedstaaten, diesen Investitionen Vorrang einzuräumen. Für die Förderung der Beschäftigung junger Menschen sollen zusätzlich zu den Maßnahmen der Mitgliedstaaten auf europäischer Ebene mindestens 22 Mrd. Euro investiert werden.

Jugendbeschäftigung: Eine Brücke ins Arbeitsleben für die nächste Generation

Exekutiv-Vizepräsident Valdis Dombrovskis‚ zuständig für das Ressort „Eine Wirtschaft im Dienste der Menschen“, betonte: „Es ist wichtiger denn je, dass wir der nächsten Generation von Europäerinnen und Europäern dabei helfen, sich zu behaupten und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, insbesondere in dieser Krise. Wir schlagen den jungen Menschen klare und konkrete Wege vor, damit sie die beruflichen Chancen erhalten, die sie verdienen. In den heutigen Vorschlägen wird auch dargelegt, welche EU-Mittel zur Verfügung stehen, um die Mitgliedstaaten bei der Förderung der Jugendbeschäftigung zu unterstützen. Durch Investitionen in die Jugend von heute werden wir dazu beitragen, einen wettbewerbsfähigen, robusten und inklusiven Arbeitsmarkt für morgen zu schaffen.“

Die Aktionsbereiche im Detail

Die Vorschläge zur Förderung der Jugendbeschäftigung umfasst die folgenden vier Aktionsbereiche, die zusammen eine Brücke ins Arbeitsleben für die nächste Generation schlagen:

  • Die EU hat die Jugendgarantie 2013 ins Leben gerufen. Die Jugendgarantie hat seither mehr als 24 Millionen jungen Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert. Der Vorschlag der Kommission für eine Empfehlung des Rates zur Brücke ins Arbeitsleben stärkt die Jugendgarantie und weitet ihre Reichweite auf schutzbedürftige junge Menschen in der gesamten EU aus, zu denen nun Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren gehören. Mit der Empfehlung wird die Zusage aufrechterhalten, dass jungen Menschen, die sich bei der Jugendgarantie anmelden, innerhalb von vier Monaten ein Stellen-, Bildungs-, Ausbildungs- oder Weiterbildungsangebot vermittelt wird.
  • Die Initiative „Brücke ins Arbeitsleben“ soll jegliche Form der Diskriminierung zu vermeiden und benachteiligte Gruppen stärker einbeziehen. Sie ist auf den Bedarf von Unternehmen abgestimmt, vermittelt die erforderlichen Kompetenzen – insbesondere für den ökologischen und digitalen Wandel – und stellt kurze Vorbereitungskurse bereit, sowie maßgeschneiderte Beratung, Anleitung und Betreuung.
  • Der Vorschlag der Kommission für eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung sieht vor, dass die Systeme moderner, attraktiver, flexibler und besser für das digitale Zeitalter und den grünen Wandel gerüstet sein sollen. Eine flexiblere, auf die Lernenden ausgerichtete berufliche Aus- und Weiterbildung wird junge Menschen auf ihren ersten Arbeitsplatz vorbereiten und mehr Erwachsenen Möglichkeiten für die Karriereplanung oder einen Laufbahnwechsel eröffnen.
  • Ein neuer Impuls für die Lehrlingsausbildung wird sowohl Arbeitgebern als auch jungen Menschen zugutekommen und für eine Vielzahl von Branchen qualifizierte Arbeitskräfte bereitstellen. Die Europäische Ausbildungsallianz hat das Ausbildungsplatzangebot für junge Menschen auf mehr als 900.000 Plätze aufgestockt. Die erneuerte Allianz wird Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände stärker einbeziehen. Ziel ist es, das Ausbildungsplatzangebot jetzt aufrechtzuerhalten, da unsere heutigen Auszubildenden in einigen Jahren hochqualifizierte Arbeitskräfte sein werden.
  • Zu den zusätzlichen Maßnahmen zur Förderung der Jugendbeschäftigung gehören kurzfristige Beschäftigungs- und Existenzgründungsanreize sowie mittelfristig der Aufbau von Kapazitäten, die Schaffung von Netzwerken junger Unternehmer und unternehmensübergreifenden Ausbildungszentren.

Finanzierung von Maßnahmen der EU-Mitgliedsstaaten

Die Kommission fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, die Beschäftigungsförderung für junge Menschen durch den Einsatz der im Rahmen von Next Generation EU und im künftigen EU-Haushalt zur Verfügung stehenden umfangreichen Mittel zu verstärken. So kann die EU u. a. zur Finanzierung folgender Maßnahmen beitragen:

  • Gründungszuschüsse und -darlehen für Jungunternehmer, Mentoring-Programme und Gründerzentren,
  • Prämien für KMU, die Auszubildende einstellen,
  • Schulungen, um arbeitsmarktrelevante, neue Kompetenzen zu erwerben,
  • Ausbau der Kapazitäten von öffentlichen Arbeitsverwaltungen,
  • Schulungen zur Karriereplanung im Rahmen der formalen allgemeinen beruflichen Bildung,
  • Investitionen in digitale Lerninfrastruktur und -technologie.

Kompetenzagenda setzt ehrgeizige Ziele für Weiterbildung und Umschulung

Der ökologische und der digitale Wandel wie auch die demografischen Trends krempeln unser Leben, unsere Arbeit und unsere Interaktion um. Wir möchten sicherstellen, dass die Menschen über die Kompetenzen verfügen, die sie benötigen, um voranzukommen. Die Corona-Pandemie befeuert diesen Wandel und bringt für viele Menschen in Europa neue Herausforderungen für ihre berufliche Laufbahn.

Der für die Förderung unserer europäischen Lebensweise zuständige Vizepräsident, Margaritis Schinas, erklärte: „Diese noch nie dagewesene Krise erfordert eine noch nie dagewesene Antwort. Eine, die uns heute und auch noch viele Jahre lang hilft. Heute ruft die Europäische Kommission die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, in Kompetenzen zu investieren. Die Milliarden an EU-Fördermitteln, die in den EU-Aufbauplan fließen, und der künftige langfristige EU-Haushalt stellen dafür eine einmalige Gelegenheit dar. Wir wissen bereits, dass Menschen und Volkswirtschaften nur mit Kompetenzen weiterkommen. Jetzt ist die Zeit, uns zusammenzutun, eine Kompetenzrevolution anzuzetteln und niemanden zurückzulassen.“

Im Rahmen der neuen Kompetenzstrategie hat sich die Europäische Kommission für die nächsten fünf Jahre ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2025 sollen für Erwachsene 540 Millionen Bildungsmaßnahmen angeboten werden, darunter 60 Millionen für gering qualifizierte Erwachsene und 40 Millionen für Arbeitslose. Die Anzahl von Erwachsenen mit grundlegenden digitalen Kompetenzen sollte auf 230 Millionen steigen.

Arbeitsplatzrelevante Kompetenzen in der grünen und digitalen Wirtschaft

Kompetenzen sollen künftig besser an den Bedarf angepasst werden, sie sollen die Wettbewerbsfähigkeit stärken und soziale Gerechtigkeit gewährleisten. Dies geschieht durch zwölf Maßnahmen:

  1. Pakt für Kompetenzen
  2. Verbesserte Erkenntnisse über Kompetenzen
  3. EU-Förderung von nationalen Weiterbildungsstrategien
  4. Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz
  5. Einrichtung der Europäischen Hochschulen und Weiterbildung von Wissenschaftlern
  6. Kompetenzen zur Unterstützung des ökologischen und des digitalen Wandels
  7. Erhöhung der Zahl der Anzahl in MINT-Fächern und Förderung von unternehmerischen und Querschnittskompetenzen
  8. Kompetenzen für das Leben
  9. Initiative zu individuellen Lernkonten
  10. Ein europaweiter Ansatz für Micro-Credentials
  11. Die neue Europass-Plattform
  12. Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Mobilisierung von Investitionen der Mitgliedstaaten und privaten Akteuren in Kompetenzen

Als erste durchgeführte Maßnahme im Rahmen der Kompetenzagenda, wurde die neue Europass-Plattform freigeschaltet. Damit werden von nun an in 29 Sprachen Anleitungen zum Verfassen eines Lebenslaufs angeboten, maßgeschneiderte Arbeitsplätze und Lernmöglichkeiten vorgeschlagen und über Trends bei Kompetenzen informiert.
Außerdem nimmt die EU-Kommission heute ihren Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung an.

Mobilisierung von Investitionen in die Kompetenzen der Menschen

Damit die Maßnahmen umgesetzt und die Ziele der Kompetenzagenda erreicht werden können, wird die EU weitere öffentliche und private Investitionen in Kompetenzen in Höhe von etwa 48 Mrd. Euro jährlich benötigen. Im Zusammenhang mit dem EU-Aufbauplan werden Finanzmittel in noch nie dagewesener Höhe vorgeschlagen, um einen nachhaltigen Aufschwung zu unterstützen. Investitionen in Kompetenzen sollen im Zentrum dieser Anstrengungen stehen.
Von 2021-2017 können EU-Instrumente wie der Europäische Sozialfonds Plus (vorgeschlagene Mittelausstattung: 86 Mrd. Euro), Erasmus (vorgeschlagene Mittelausstattung: 26 Mrd. Euro) und der Bereich „Soziale Investitionen und Kompetenzen“ von InvestEU (vorgeschlagene Mittelausstattung 3,6 Mrd. Euro) in Anspruch genommen werden, um Menschen dabei zu helfen, bessere oder neue Kompetenzen zu erwerben. Außerdem wird das neue Programm „Digitales Europa“ (vorgeschlagene Mittelausstattung: 9,2 Mrd. Euro) in die Entwicklung fortgeschrittener digitaler Kompetenzen investieren. Darüber hinaus bietet, wenn die entsprechenden Reformen angestoßen sind, die Aufbau- und Resilienzfaziltiät (Budget: 560 Mrd. Euro an Finanzhilfen und Krediten) den Mitgliedstaaten weitreichende Möglichkeiten, Weiterbildungs- und Umschulungsinitiativen zu fördern.

Quelle: Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland vom 01.07.2020

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