Europa

Ausbildung im Ausland: EU-Kommission gibt Impulse für längere Auslandsaufenthalte

Die Europäische Kommission möchte die Langzeitmobilität von Auszubildenden und Lernenden in der Berufsbildung stärken, um ihre Kompetenzen ausbauen zu können, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern und zugleich ihren europäischen Bürgersinn zu stärken. Dazu fördert die Kommission unter anderem sieben Pilotprojekte.

05.09.2017

Die Europäische Kommission stellt eine Vorfinanzierung für sieben Pilotprojekte bereit, die Auszubildenden längere Auslandsaufenthalte ermöglichen. Dabei sollen auf Versuchsbasis Aufenthalte von mindestens 6 Monaten getestet und dadurch längere Ausbildungsaufenthalte im Ausland gefördert werden.

Langzeitaufenthalte fördern soziale, berufliche und sprachliche Kompetenzen stärker

Marianne Thyssen, EU-Kommissarin für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität, äußerte sich folgendermaßen dazu: „Es ist erwiesen, dass längere Auslandsaufenthalte die sozialen, beruflichen und sprachlichen Kompetenzen viel stärker fördern als kurze Aufenthalte. Anders als Studierende an Hochschulen, die an ganzjährigen Programmen wie Erasmus teilnehmen, verbringen Lernende in der Berufsbildung jedoch überwiegend einen eher kurzen Lernaufenthalt im Ausland. Darum wollen wir mehr Langzeitaufenthalte für diese Zielgruppe anbieten und damit letztendlich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Bis 2020 möchten wir mit diesen Pilotprojekten und unserer neuen Initiative ErasmusPro bis zu 50 000 Lernenden in der Berufsbildung einen längeren Auslandsaufenthalt ermöglichen.“

Weniger als 1 Prozent der Auszubildenden bleibt länger als 6 Monate im Ausland

Schon jetzt erhalten rund 650 000 Lernende und Absolventen der Berufsbildung im Rahmen von Erasmus+ eine finanzielle Förderung für einen Auslandsaufenthalt, der einen Zeitraum von 2 Wochen bis zu 12 Monaten umfassen kann. Trotz der Vorteile von Langzeitaufenthalten bleibt jedoch weniger als 1% dieser Zielgruppe länger als 6 Monate im Ausland.

EU-Pilotprojekte für Langzeitaufenthalte

Bei den in diesem Jahr gestarteten Pilotprojekten sollen 238 Auszubildende für 6 bis 12 Monate in ein anderes EU-Land vermittelt werden, wobei vorbildliche Verfahren sowie Schwierigkeiten im Zusammenhang mit längeren Ausbildungsaufenthalten im Ausland ermittelt werden sollen. Diese 238 Vermittlungen verstehen sich zusätzlich zu den 100 Auszubildenden, die derzeit in ähnliche Projekte eingebunden sind, die 2016 eine Förderung von der Kommission erhalten haben. Im Rahmen der generellen Bemühungen der Kommission um die Verbesserung der Langzeitmobilität von Lernenden in der Berufsbildung hat die Kommission außerdem die Initiative ErasmusPro vorgeschlagen, die 2018 konkret anlaufen und weiteren 50 000 jungen Menschen die Gelegenheit bieten wird, 3-12 Monate in einem anderen EU-Mitgliedstaat zu verbringen.

Sowohl die Pilotprojekte als auch ErasmusPro sind erste Mosaiksteine des Europäischen Rahmens für die Langzeitmobilität von Auszubildenden. Dieser soll die Mitgliedstaaten konkret dabei unterstützen, jungen Menschen die Chance zu eröffnen, durch den Aufenthalt in einem anderen EU-Mitgliedstaat ihre Kompetenzen auszubauen, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern und zugleich ihren europäischen Bürgersinn zu stärken.

Mobilität für Auszubildende und Lernende in der Berufsbildung ausbauen

Die Kommission hat die Mobilität von Lernenden in der Berufsbildung bereits intensiv gefördert. Im Rahmen von Erasmus+ werden beispielsweise rund 650 000 Lernende in der Berufsbildung bzw. frisch gebackene Berufsbildungsabsolventen eine finanzielle Förderung für einen Auslandsaufenthalt erhalten, der einen Zeitraum von 2 Wochen bis zu 12 Monaten umfassen kann.

Die Kommission möchte jedoch die Möglichkeiten für längere und damit intensivere Mobilitätserfahrungen für Lernende in der Berufsbildung sowie für Auszubildende ausbauen, damit diese einen größeren Teil ihrer Ausbildung in einem anderen europäischen Land absolvieren können.

Vorfinanzierung von Pilotprojekten

Die Vorfinanzierung von Pilotprojekten ist Teil dieser Bestrebungen. Bislang hat die Kommission zwei Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen für Pilotprojekte durchgeführt (2016 und 2017). Neun Projekte wurden bezuschusst. Die Federführung bei den diesjährigen Projekten übernehmen sechs Mitgliedstaaten (Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien), insgesamt sind jedoch 21 Mitgliedstaaten beteiligt. Die Projekte betreffen Ausbildungen in zahlreichen Berufen und Branchen, wie Tourismus, Gastronomie, Gesundheitsversorgung, Handel und Logistik, IT, Marketing, Bauwesen, Produktion (Metallbau, Elektronik etc.) und Landwirtschaft. Die beruflichen, persönlichen und sozialen Erfahrungen, die beim Leben und Arbeiten im Ausland gesammelt werden, ergänzen und bereichern die Ausbildung der Teilnehmenden „zu Hause“.

Zielsetzungen der Pilotprojekte für 2017

Die Zielsetzungen der sieben Pilotprojekte für 2017 lauten wie folgt:

  • ermitteln, wie hoch die Nachfrage nach und die Kapazitäten bei grenzüberschreitenden Langzeitmobilitätsmaßnahmen für Auszubildende sind
  • die Faktoren ermitteln, die längeren Mobilitätserfahrungen im Wege stehen
  • bewährte Verfahren und Erfolgsfaktoren für längere Arbeitspraktika für Auszubildende ermitteln und bekannt machen

Der Abschluss der 2017 angelaufenen Projekte ist für Ende 2018 bzw. Anfang 2019 geplant.

Die angestrebte Verbesserung der Langzeitmobilität für Lernende in der Berufsbildung ist auch der Grund dafür, dass die Kommission im Dezember 2016 ErasmusPro vorgeschlagen hat, eine Komponente des Programms Erasmus+, die eigens auf die Förderung der langfristigen Vermittlung von Lernenden in der Berufsbildung ins Ausland ausgerichtet ist. ErasmusPro wird 2018 konkret anlaufen und weiteren 50 000 jungen Menschen die Gelegenheit bieten, 3-12 Monate in einem anderen EU-Mitgliedstaat zu verbringen.

Quelle: Europäische Kommission vom 04.09.2017

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