Coronavirus

Landesjugendämter fordern: Benachteiligte Kinder zuerst in die Kita

Das Kindeswohl hat auch in Krisenzeiten Priorität. Ziel muss es deshalb sein, zuerst Kindern in prekären Situationen wieder Bildung und Betreuung zu ermöglichen. Die Landesjugendämter fordern deshalb eine Zugangsreihenfolge zur Kindertagesbetreuung, die sich an der Situation der Familien orientiert. Notwendig sei zudem eine bundeseinheitliche Regelung.

28.04.2020

Nach und nach beginnen die Bundesländer, die Corona-Maßnahmen zu lockern und wecken damit in der Bevölkerung Hoffnungen, die womöglich in der momentanen Situation noch nicht erfüllt werden können. In Bremen ist das Versammlungsverbot wieder aufgehoben, Baumärkte sind in Nordrhein-Westfalen und Bayern geöffnet und Frisöre können unter einzuhaltenden Hygienemaßnahmen ab dem 4. Mai wieder besucht werden. In ganz Deutschland öffnen die Schulen schrittweise. Doch in Kitas wird nur eine Notbetreuung für Kinder von systemrelevanten Eltern vorgehalten und je nach Bundesland für bestimmte Gruppen ausgeweitet.

Kindliche Grundbedürfnisse nach Kontakten, Spiel und Förderung 

Für die Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter (BAG Landesjugendämter) ist das nicht tragbar. Lorenz Bahr, Vorsitzender der BAG Landesjugendämter meint: „Die Einführung der Notbetreuung, die in einer Vielzahl von Bundesländern für Kinder, deren Wohl während der Coronakrise gefährdet ist, war der erste richtige Schritt. Die derzeitigen Lockerungen helfen vor allem der Wirtschaft. Die Bedürfnisse von Kindern werden dabei jedoch zu wenig beachtet. Die jetzt zu findenden Regelungen müssen möglichst bundeseinheitlich sein.“

Zwar sehnen sich sehr viele Eltern von Kita-Kindern nach einer schnellstmöglichen Öffnung, denn alle Kinder haben kindliche Grundbedürfnisse nach Kontakten, Spiel und Förderung und ihre Eltern haben vielfach Schwierigkeiten, die Anforderungen von Kinderbetreuung und beruflicher Alltag zusammenzubringen.

Kinder in belasteten Familien zuerst in den Blick nehmen

Bahr plädiert jedoch für ein gestaffeltes und möglichst bundeseinheitliches Vorgehen, denn der Alltag, die Entwicklungsmöglichkeiten und die Bildungsangebote im häuslichen Umfeld sind für Kindergartenkinder unterschiedlich förderlich oder belastend. Bahr mahnt, nicht diejenigen zu vergessen, die besonders auf die Unterstützung und Förderung in der Kindertagesbetreuung angewiesen sind: „Frühkindliche Unterstützung, Förderung und Bildung ist nicht nachzuholen. Wir müssen zuerst die Kinder in den Blick nehmen, deren Familien in besonderem Maße psychosozial belastet, einkommensarm oder bildungsfern sind oder in beengten Wohnverhältnissen mit wenigen Anreizen für die Kinder leben. Es muss sichergestellt sein, dass diese Kinder nicht als unsichtbare Verlierer der Pandemie vom Platz gehen. Denn die jetzt versäumte Kitazeit macht sich bei diesen Kindern spätestens mit Beginn der Schulzeit wieder besonders bemerkbar und zieht sich dann durch ihr ganzes Leben. Das muss unbedingt verhindert werden“.

Bei einer schrittweisen Lockerung könnten diese Kinder neben den Kindern von Eltern aus infrastrukturkritischen Berufsfeldern vorrangig betreut werden. „Dass diese Pandemie gerade für die Kleinsten weitreichende soziale Auswirkungen hat, darf nicht vergessen werden“, so Bahr.

Weitere Informationen zur Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter: www.bagljae.de

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter vom 27.04.2020

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