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GGW – Praxisbeispiel zur Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe

Das Projekt Gemeinsam.Gesund.Wachsen. hat zum Ziel, das gesunde Aufwachsen von Kindern zuhause und in ihrem Familienzentrum/in ihrer Kita zu fördern und die Gesundheit und des Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu unterstützen. Lesen Sie hier in der Reihe des Fachkräfteportals „Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe“ mehr zu den Projektinhalten, zur Finanzierung und zu weiteren notwendigen Umsetzungsressourcen.

07.12.2021

Praxisbeispiel Gemeinsam.Gesund.Wachsen. 

Projekttitel

Gemeinsam.Gesund.Wachsen. (GGW)

Träger und Handlungsfeld in der Kinder- und Jugendhilfe

transfer e.V. Kindertagesstätten und Familienzentren

Projektmitarbeitende: Anzahl, Umfang, Qualifikation, Kooperation

In dem GGW-Team arbeiten aktuell 2 Kolleg:innen mit einem Stellenumfang von insgesamt 0,5 Vollzeitstellen. Die Kolleg:innen haben Grundqualifikationen in den Bereichen Pädagogik und mehrjährige Berufserfahrung in der Gesundheitsförderung. Bundesweit partizipieren aktuell 19 Einrichtungen bei GGW. Das Programm wird inhaltlich von einem Trainer:innen-Pool geleitet, in dem fünf Menschen mit unterschiedlichen, gesundheitsbezogenen Qualifikationen aktiv sind.

Projektziele

Problemlage bzw. Ausgangslage zur Projektentwicklung

Familienzentren und Kitas fungieren als primärpräventive Einrichtungen im Sozialraum. Zur Umsetzung dieses Auftrags bedarf es klarer Orientierungen. Kinder können dann gesund aufwachsen, wenn alle am Prozess Beteiligten eine gesundheits- orientierte Grundhaltung vertreten. Um diese Grundhaltung zu fördern, bedarf es eines Blicks auf die Kinder, die Eltern, die Mitarbeitenden und die Akteure im Sozialraum.

Gesundheitsbewusstes Handeln im Familienzentrum bzw. in Kitas kann nur dann von den pädagogischen Fachkräften wirksam weitergegeben werden, wenn sie sich selbst in der Einrichtung wohlfühlen, sich als selbstwirksam erleben und eine Balance zwischen privaten und beruflichen Verpflichtungen erleben. Kinder durchlaufen verschiedene (non-)formale Bildungseinrichtungen, in denen Gesundheitsförderung einen unterschiedlichen (nicht selten: keinen) Stellenwert hat. Zwar existiert eine Vielzahl punktueller Gesundheitsprogramme, diese adressieren jedoch oftmals nur ausgesuchte Gesundheitsbereiche und wirken nicht ganzheitlich. GGW bietet hier Abhilfe und unterstützt die Gesundheit aller Beteiligten durch ein auf die spezifischen Rahmenbedingungen ausgerichtetes, ganzheitliches Angebot.

Ziel

GGW verfolgt folgende Ziele: 

  • Förderung des gesunden Aufwachsens von Kindern zuhause und in ihrem Familienzentrum/in ihrer Kita. 
  • Unterstützung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeitenden.
  • Entwicklung eines gemeinsamen Gesundheitsverständnisses Aller am Aufwachsen von Kindern Beteiligten (Partner im Sozialraum).
  • Ausrichtung der Arbeit an Qualitätskriterien, die aus gesundheitlich relevanten Standards entwickelt wurden.
  • Etablierung einer Gesundheitsförderungskultur in den Einrichtungen für Kinder, Eltern, Mitarbeiter:innen und Leitungen.
  • Entwicklung einer reflexiven, gesundheitsbezogenen Handlungskompetenz.

Zielgruppen des Projektes

Direkte Zielgruppen von GGW sind die Fachkräfte von Familienzentren und Kitas sowie die Kinder, die dort betreut werden. Um dem Anspruch nach ganzheitlicher und nachhaltiger Gesundheitsförderung gerecht zu werden, nimmt GGW darüber hinaus auch die Familien sowie Kooperationspartner:innen mit ins Boot und bezieht sie in die Entwicklung und Umsetzung entsprechender Angebote ein. Insbesondere über die Umsetzung von GGW in Familienzentren können auch Familien erreicht werden, die potentiell von Chancenungleichheit betroffen sind.

Konzept und Ergebnisse

Konzeption des Projektes

Basierend auf einer 25-jährigen Expertise und Erfahrung in Gesundheitsprojekten wurde das GGW Konzept durch eine Expert*innengruppe mit fachlicher Unterstützung der BZgA entwickelt. Es bietet einen Pool flexibel kombinier- und einsetzbarer Bausteine für eine ganzheitliche, spezifisch zugeschnittene Umsetzung, bei der Spaß, Motivation und Leidenschaft im Vordergrund stehen. 

Die GGW Umsetzung startet mit einer individuellen Bestandsaufnahme und Situationsanalyse zur Identifizierung von Bedarfen und Ressourcen. Auf den Ergebnissen aufbauend wird ein modulares Schulungskonzept individuell zugeschnitten. Die Schulungsformate richten sich nach den Möglichkeiten der Einrichtung. Die Qualifizierung enthält insgesamt 5 halb- bzw. ganztägige Schulungsmodule aus dem folgenden Portfolio: Ernährung, Bewegung und Stressregulation als integrierter Dreiklang; Resilienz; Mitarbeiter:innen-Gesundheit; Partizipation; gesund im Team; Kinder mental stärken; Vertiefung Bewegung; Vertiefung Ernährung; Vertiefung Stressregulation; Praxis konkret. Ergänzt wird die Qualifizierung durch drei Coachings für die Leitungskräfte: Führung, Elternarbeit, Sozialraum. 

Ein:e persönliche:r Prozessbeauftragte:r stellt ein Monitoring und die kontinuierliche Begleitung der Einrichtungen über eine Zeitraum von 12 Monaten sicher. Zudem wird ein ausführlicher Entwicklungsbericht erstellt. Abschließend erhält die Einrichtung eine Zertifizierung nach Qualitätsstandards, die zusammen mit der BZgA entwickelt wurden.


Welche Ergebnisse sind erzielt worden?

In der Pilotphase konnte der GGW Prozess erfolgreich in 9 Einrichtungen umgesetzt werden. Erkenntnisse aus dieser Phase wurden in einem Wirkungsbericht verschriftlicht und fließen in die aktuelle Umsetzungen von GGW ein. 
Die teilnehmenden Einrichtungen bewerten den Prozess durchweg als sehr praxisorientiert, wertvoll, umsetzbar und gewinnbringend, insbesondere für das Miteinander im Team.

Was sind die Maßnahmen zur Qualitätssicherung / zum Monitoring? 

Die Qualitätssicherung erfolgt auf verschiedenen Ebenen.

  1. Strukturelle Qualitätssicherung durch eine mehr als 25-jährige Expertise des Proiejtkträgers und den Einsatz zertifizierter und ausgebildeter Trainer:innen und Prozessbegleiter:innen 
  2. Prozessorientierte Qualitätssicherung durch einheitliche Handreichungen und Vorlagen: 
  3. Ein Modulhandbuch gibt Orientierung und Einblicke in die Inhalte der Module und den Ablauf
  4. Ein Trainer:innen-Manual beschreibt die inhaltlichen Elemente der Module, zu verwendende Theorien und wissenschaftliche Ansätze sowie Umsetzungsmöglichkeiten für den Praxistransfer.
  5. Ein Leitfaden für Bestandsaufnahme und Situationsanalyse ermöglicht ein systematisches Erfassen der Ausgangslage und die Beschreibung von Zielindikatoren.
  6. Ein internes Monitoringsystem zur Überprüfung aller Modulabläufe erfasst das Feedback der Trainer:innen, Optimierungsansätze und methodische Varianten in der Vermittlung. 

 Der Gesamtprozess wird durch die Hochschule für Gesundheit Bochum evaluiert.

Finanzierung und Förderung

Wie ist das Projekt finanziert bzw. gefördert?

Die Pilotierung von GGW in den Jahren 2019 und 2020 wurde von der BZgA finanziert. Die Umsetzungen in den aktuellen GGW Einrichtungen werden durch Mittel der Kommune bzw. durch eine Krankenkasse sichergestellt. Bei der Antragstellung ist transfer gerne behilflich.

Inwieweit wird das Projekt fortgeführt?

GGW ist zunächst auf eine 12-monatige Umsetzung angelegt. Im Anschluss können Einrichtungen alle drei Jahre einen Prozess zur Re-Zertifizierung durchlaufen.

Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe

Wie hat sich die Arbeit durch die Pandemie verändert?

Die Prozessbegleitung und das Coachingsverfahren können pandemiebedingt digital umgesetzt werden. 
Für die Umsetzung der Qualifizierungen gibt es aktuell noch kein ausgereiftes digitales Schulungskonzept.  
Fachkräfte aus GGW-Einrichtungen können darüber hinaus für die Arbeit mit den Kindern in Zeiten der Pandemie die zahlreichen digitalen Qualifizierungsformate von GD nutzen. Themen sind z.B. Kinder mental stärken, Online-Meetings attrakiv gestalten, gemeinsam digital kochen etc.

Was bräuchten Einrichtungen um Gesundheitsförderung als Bestandteil ihrer Arbeit zu etablieren?

Gesundheitsförderung ist aus Sicht von GGW in erster Linie eine Haltungsfrage. Wenn Fachkräfte und Träger verinnerlicht haben, dass es bei Gesundheitsförderung mit Kindern in erster Linie darum geht, dieses eher spröde Thema durch Erleben, Erfahrungen und tägliches Tun zu vermitteln, lässt es sich mit vergleichsweise geringem Aufwand in den Alltag integrieren. Eine besondere Bedeutung kommt in Familienzentren und Kitas den Fachkräften zu, da diese eine sehr enge Bindung zu den Kindern und den Familien aufbauen können und gleichzeitig mit besonderen Belastungen zurecht kommen müssen. Entsprechend muss es vorrangiges Ziel sein, deren Gesundheit in den Blick zu nehmen. 

Damit dies gelingen kann und die Fachkräfte ein entsprechendes Mindset entwickeln, braucht es Raum und Zeit für Qualifizierung sowie einen entsprechenden Betreuungsschlüssel.

Weitere Informationen zum Projekt stehen auf der Website des AfJ zur Verfügung. 

Redaktion: Iva Wagner

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