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SOS-Kinderdörfer: Leben und Rechte von Mädchen in Indien aktiv schützen
Die SOS-Kinderdörfer schlagen Alarm: In Indien ist es lebensgefährlich, Mädchen zu sein. Immer häufiger werden Mädchenföten abgetrieben. Schätzungen zufolge werden monatlich rund 50.000 weibliche Föten abgetrieben. Weitere 25.000 Mädchen werden jährlich nach der Geburt getötet. Bei Kindern unter fünf Jahren sterben fast doppelt so viele Mädchen wie Jungen.
31.07.2013
"Wir können diesem Grauen nicht untätig zusehen", forderte der Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit, Dr. Wilfried Vyslozil, in München. "Wir alle müssen handeln! Auch die Politik ist aufgefordert, sich diesem Thema aktiv zu stellen." Die SOS-Kinderdörfer schützen in Indien gefährdete Mädchen und setzen sich für die Rechte der Mädchen ein.
Grund für die humanitäre Katastrophe ist, dass Mädchen in Indien als Last für die Eltern gelten: Wer eine Tochter hat, muss sie mit einer teuren Mitgift ausstatten, die sich vor allem arme Familien nicht leisten können. Aber auch wohlhabendere Familien greifen auch immer häufiger zur Abtreibung. Denn immer mehr indische Eltern können es sich leisten, pränatale Diagnosetechnik wie Ultraschall anzuwenden. Das führt zu einer steigenden Zahl der Abtreibungen.
"An den Gesetzen liegt es nicht", erklärte die Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Asien, Shubha Murthi, selbst Inderin und Expertin für das Thema. "In der Verfassung sind Frauen Männern längst gleichgestellt." Das Problem sei die Rückständigkeit vieler Regionen im aufstrebenden Indien.
Offiziell ist in Indien die Geschlechterauswahl durch die pränatale Diagnosetechnik verboten. Allerdings müssen die Eltern Untersuchungen zufolge kaum Verurteilungen fürchten. Dadurch beschleunigt sich die Schieflage im Geschlechterverhältnis in Indien: Anfang der 90er Jahre fehlten im Vergleich 4,2 Millionen Mädchen im Alter bis zu sechs Jahren. Laut Volkszählung waren es 2011 mindestens 7,1 Millionen weniger Mädchen als Jungen.
Eine Mitgift sei historisch betrachtet wichtig gewesen, so SOS-Expertin Murthi. Sie sei eigentlich die finanzielle Absicherung der Frau für den Fall, dass der Mann sie verlasse oder sterbe. Allerdings habe sich im Laufe der Zeit diese Institution gegen die Frauen gewendet. Seit vielen Jahren sei die Mitgift nun der "Lohn" für die Familie des Bräutigams, damit er die Frau zur Gattin nehme. Für die Mitgift müssen sich viele Familien verschulden. So können es sich viele indische Familien nicht leisten, eine Mitgift für eine Tochter zu zahlen und zögen deshalb lieber nur Söhne groß, die eine Mitgift in die Familie holten.
Die SOS-Kinderdörfer treten mit ihren 32 Kinderdörfern und 93 Zusatzprogrammen für Mädchen ein. In den SOS-Familien wachsen Mädchen und Jungen gleichberechtigt auf. Die SOS-Mütter vermitteln ihren Töchtern Selbstwertgefühl. In SOS-Kindergärten, -Schulen und -Ausbildungszentren erhalten Mädchen und Jungen gleiche Bildungschancen. SOS unterstützt alleinerziehende Frauen und benachteiligte Familien bei der Versorgung ihrer Kinder und dringt auch hier auf Gleichstellung und -behandlung von Jungen und Mädchen.
Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit/Hermann-Gmeiner-Fonds vom 30.07.2013
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