Förderung der Erziehung in der Familie

Fünfte deutschlandweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien startet

Mit über 60 Veranstaltungen und Aktionen in 40 deutschen Städten startet am 9. Februar 2014 die fünfte deutschlandweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien.

07.02.2014

Sucht im Elternhaus schädigt Kinder und gefährdet damit die Zukunft unserer Gesellschaft. Über 2,6 Millionen Kinder in Deutschland müssen täglich mit den schädigenden Auswirkungen einer Suchterkrankung eines oder beider Elternteile leben. Fast jedes sechste Kind ist hiervon betroffen. Viele von ihnen sind durch den dauerhaften Stress im Umgang mit ihren süchtigen Eltern so belastet, dass sie ihre Begabungen nicht voll entwickeln und ihre Chancen im Leben nicht ergreifen können. Sucht im Elternhaus wirft einen Schatten auf das weitere Leben dieser Kinder: Ein Drittel von ihnen wird selbst süchtig. Ein Drittel entwickelt psychische oder soziale Störungen.

Seit zwölf Jahren sind Kinder aus suchtbelasteten Familien aus dem Dunkel des Tabus in den Fokus der deutschen Suchtpolitik gerückt. Doch während Suchtkranke in Deutschland einen Anspruch auf medizinische Behandlung und
psychosoziale Unterstützung haben, erhalten ihre Familien und Kinder in den meisten Fällen noch immer keine Hilfe.


Projekte, die Kindern aus suchtbelasteten Familien helfen, sind nach wie vor rar, unterfinanziert und oftmals von Spenden abhängig. In Schulen und Kindergärten fehlt Lehrer/innen und Erzieher/innen häufig das Wissen, wie sie Kinder von Süchtigen unterstützen können. Immer noch verschließen viele Jugendämter vor der Problematik die Augen. Offiziellen Statistiken zufolge sterben in Deutschland jährlich 160 Kinder an Misshandlungen durch ihre Eltern. Das sind drei pro Woche. Häufige Ursache von Gewalt gegen Kinder ist eine Suchterkrankung der Eltern.

Noch immer wird in Deutschland die Problematik insbesondere der  Alkoholkrankheit verharmlost. Nach jüngsten Studien hat sich die Zahl der Alkoholabhängigen seit 2006 um 36 Prozent erhöht. Bei jugendlichen Komatrinkern ist in den letzten zehn Jahren eine Zunahme von 90 Prozent zu verzeichnen. Dennoch leistet sich Deutschland eine Haltung des Laissezfaire
in der Alkoholpolitik. Keine Bundesregierung der vergangenen zwölf Jahre hat den politischen Willen gezeigt, ein klares Gesundheitsziel zur Reduzierung des Alkohol-Pro-Kopf-Verbrauches zu formulieren. Während es in anderen
europäischen Ländern deutliche Bemühungen gibt, Kinder und Jugendliche durch erhöhte Altersgrenzen (Niederlande) und Werbeverbote für Alkohol im öffentlichen Ra m und im Internet (Finnland) zu schützen, gilt in Deutschland:
Marktinteressen gehen vor Kinderschutz. Kinder aus suchtbelasteten Familien als größte bekannte Suchtrisikogruppe sind den Folgen dieser Untätigkeit in besonderer Weise ausgesetzt.

Die fünfte Aktionswoche will die Öffentlichkeit auf diese Missstände aufmerksam machen. Sie will Menschen informieren, die beruflich mit Kindern arbeiten, damit sie diese besondere Gruppe von Kindern in Kindergärten, Schulen, Kinderarztpraxen oder Jugendfreizeiteinrichtungen besser
unterstützen können. Die Initiatoren der Aktionswoche fordern von der Politik, dass die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Hilfeangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien in die Regelversorgung aufgenommen werden.

Die Aktionswoche findet zeitgleich in den USA, Brasilien, Großbritannien und Deutschland statt. In Deutschland wird sie unterstützt von der BARMER GEK und von der Schauspielerin Katrin Sass als Schirmherrin.

Alle Informationen und Termine zur Aktionswoche können von der
zentralen Website <link http: www.coa-aktionswoche.de _blank external-link-new-window external link in new>www.coa-aktionswoche.de abgerufen werden.

Quelle: NACOA Deutschland - Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e. V. vom 07.02.2014

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