Diskussionspapier der AGJ

Die Chance ergreifen! Die European Youth Work Agenda in Deutschland umsetzen

Die European Youth Work Agenda bietet einen strategischen Rahmen für die Weiterentwicklung und Stärkung von Youth Work (Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit) in Europa. Zwei Jahre nach Start des als „Bonn-Prozess“ bekannten Umsetzungsprozesses der Agenda zieht die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ eine Zwischenbilanz.

07.03.2023

Das vorliegende Diskussionspapier „Die Chance ergreifen! Die European Youth Work Agenda in Deutschland umsetzen“ (PDF; 325 KB) identifiziert zum einen drei Aspekte und Fragestellungen, die in Deutschland häufig unterschiedlich interpretiert werden und so einem klaren Verständnis der Agenda im Weg stehen. Zum anderen werden Empfehlungen an alle an Youth Work beteiligten Akteur*innen in Deutschland, an die den Bonn-Prozess begleitenden Gremien sowie an die Jugendministerien von Bund und Ländern formuliert.

Das Diskussionspapier wurde am 02. März 2023 vom Vorstand der AGJ beschlossen. Es steht als PDF zum Download auf der Webseite der AGJ zur Verfügung.

Über die European Youth Work Agenda

Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, digitaler Wandel, Krieg, Energiekrise und Corona-Pandemie sind nur einige der Themen, die junge Menschen heute bewegen – und das nicht nur in Deutschland, sondern europa- und weltweit. Eine adäquate Auseinandersetzung damit erfordert deshalb neben der nationalen eine internationale und transnationale Perspektive des Denkens und Handelns. Diesem Gedanken folgend hat das europäische Arbeitsfeld Youth Work (Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit) über drei European Youth Work Conventions hinweg gemeinsam mit Vertreter*innen der EU, des Europarates und den Mitgliedstaaten beider Organisationen eine European Youth Work Agenda diskutiert und auf den Weg gebracht. Die European Youth Work Agenda bietet einen strategischen Rahmen für die Weiterentwicklung und Stärkung von Youth Work in Europa. Nach dem Start des Umsetzungs­prozesses der Agenda im Dezember 2020 zieht das vorliegende Diskussions­papier eine Zwischenbilanz zum Umsetzungsstand in Deutschland.

Die AGJ hält die European Youth Work Agenda für eine Chance zur Stärkung von Youth Work in Deutschland und Europa. Sie könne Rückenwind für die bereits stattfindenden Aktivitäten in allen Bereichen des Arbeitsfeldes bedeuten und neue Impulse geben. Sie könne die unternommenen Anstrengungen sichtbarer machen und damit Anerkennung fördern, aber auch Leerstellen aufzeigen, an denen nicht nur Engagement durch einzelne Initiativen gefragt sei, sondern eine Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen durch Politik und Verwaltung. Jedoch werde diese Chance, die die European Youth Work Agenda bietet, bislang in Deutschland kaum als Chance begriffen und nur unzureichend genutzt, heißt es im Abstract des Diskussionspapieres.

Chancen ergreifen

Im vorliegenden Diskussionspapier werden daher zunächst der Hintergrund und der Inhalt des Umsetzungsprozesses der Agenda – des sogenannten „Bonn-Prozesses“ – vorgestellt. Danach identifiziert die AGJ drei Aspekte und Fragestellungen, die in Deutschland häufig unterschiedlich interpretiert werden und so einem klaren Verständnis der Agenda im Weg stehen: Wieso ist der Begriff „Youth Work“ auch in Deutschland wichtig, welche Aktivitäten zählen zum Umsetzungsprozess, und handelt es sich um einen Top-down- oder einen Bottom-up-Prozess? Schließlich werden mit dem Ziel, die Umsetzung der Agenda zu unterstützen, Empfehlungen an alle an Youth Work beteiligten Akteur*innen in Deutschland, an die den Bonn-Prozess begleitenden Gremien sowie an die Jugendministerien von Bund und Ländern formuliert – verbunden mit dem Aufruf, im Rahmen des jeweils Möglichen einen Teil zum Erfolg der Umsetzung der European Youth Work Agenda beizutragen.

Empfehlungen für die Umsetzung

Die AGJ ist der Ansicht, dass einige Rahmenbedingungen für die Umsetzung der European Youth Work Agenda gemeinsam durch die Jugendministerien von Bund und Ländern gesetzt werden sollten. Doch grundsätzlich gelte, dass die Ausgestaltung des Umsetzungsprozesses der European Youth Work Agenda in der Verantwortung all derer liege, die auf die ein oder andere Weise mit dem Arbeitsfeld Youth Work verbunden sind – Verantwortungs- und Entscheidungsträger*innen in Politik und Verwaltung genauso wie Vertreter*innen der Wissenschaft, Fachkräfte aus der Praxis und junge Menschen selbst.

Die grundsätzlichen Probleme erkennt die AGJ darin, dass der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland entweder die European Youth Work Agenda unbekannt oder unverständlich sei und/oder die Vorteile, die die Agenda für sie haben kann, nicht (ausreichend) klar seien. Den Gründen dafür wird im Papier nachgegangen; ebenso werden Empfehlungen formuliert, die sich daraus für die verschiedenen Akteur*innen ableiten. Sie richten sich an

  • alle an Youth Work beteiligten Akteur*innen in Deutschland
  • die Umsetzung unterstützende Gremien
  • das Bundesjugendministerium und die Jugendministerien der Länder

Fazit

Um junge Menschen angemessen zu unter­stützen und ihre Stimme hörbar zu machen, sei es sinnvoll, ihre Belange in eine breitere Bewegung einzuordnen, die sich für mehr qualitativ hochwertige und gesellschaftlich anerkannte Youth Work einsetzt, fasst das Diskussionspapier der AGJ zusammen. Durch Sichtbarmachung, Vernetzung und den Austausch von Erfahrungen und bewährten Praktiken europaweit bedeute die Agenda Rückenwind für ein Arbeits­feld, das unter Druck stehe, und dessen Relevanz in Zeiten von Krisen stetig weiter zunehme. Weiter heißt es:

Allen Akteur*innen, die in den unterschiedlichsten Funktionen und Handlungsfeldern an Youth Work beteiligt sind, kommen in der Umsetzung der European Youth Work Agenda unterschiedliche Rollen zu, in denen sie ihren jeweils eigenen Beitrag zum Erfolg der Agenda leisten können. Wenn sich alle angesprochen fühlen und zur Umsetzung beitragen, kann es der European Youth Work Agenda gelingen, im Kleinen auf die wertvolle Vielfältigkeit von Youth Work in den Ländern Europas aufmerksam zu machen und so im Großen eine europaweite Weiterentwicklung und Stärkung des Arbeitsfeldes herbeizuführen. Diese Chance sollte nicht verpasst werden.

Download des Diskussionspapieres

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

Back to Top