Berufsbildungsbericht 2023

„Berufliche Bildung muss flexibler, inklusiver und exzellenter werden!“

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat seinen Datenreport 2023 veröffentlicht. Er enthält umfassende Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung in Deutschland und ergänzt den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung, der vom Bundeskabinett verabschiedet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlicht wurde.

16.05.2023

Aus Anlass der Veröffentlichungen erklärte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser:

„Positive Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auf ein massives Fachkräfteproblem zusteuern. Deshalb ist es unerlässlich, mehr Jugendliche für die duale Berufsbildung zu gewinnen, die durch ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität sowie Exzellenz attraktiver werden muss. Dafür braucht es unter anderem mehr gesellschaftliche Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie integriert-durchgängige Aus- und Weiterbildungsberufe, die einen Karriereweg angefangen von der Ausbildung bis in die Selbständigkeit hinein ermöglichen. Nach wie vor ist es ebenso wichtig, Menschen, die Schwierigkeiten beim Einstieg in Ausbildung haben oder nach der Schule ohne Ausbildung geblieben sind, da abzuholen, wo sie mit ihren Lernvoraussetzungen stehen, indem sie mit niedrigschwelligen Zugängen auf den Weg in eine Ausbildung gebracht werden.

Weitere Potenziale liegen in der Zuwanderung, aber auch bei jenen, die ihren Beruf wechseln möchten, ihr Studium aufgeben oder ihre Langzeitarbeitslosigkeit endlich überwinden wollen. Um diese für den Arbeitsmarkt zu erschließen, braucht es eine Infrastruktur, in der bereits vorhandene berufliche Kompetenzen gemessen, bewertet und anschlussfähig gemacht werden.“

Zentrale Inhalte des BIBB-Datenreports

Wie der BIBB-Datenreport zeigt, hat sich die Ausbildungsmarktsituation aus Sicht der Jugendlichen im Jahr 2022 weiter entspannt, Angebot und Nachfrage blieben jedoch deutlich hinter dem Niveau von 2019 vor Corona zurück. Zudem wird es für Betriebe immer schwieriger, ihre angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen.

Die Zahl der jungen Menschen, die eine duale Berufsausbildung nachfragten, ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 5.300 (-1,0 Prozent) auf 535.500 zurück. Gegenüber 2019 ist ein Rückgang um 63.200 (-10,6 Prozent) zu verzeichnen. Die Nachfrage erreichte damit einen neuen Tiefststand seit 1992 als erstmals Daten für das wiedervereinigte Deutschland vorlagen.

Das Ausbildungsangebot entwickelte sich nach Rückgängen im ersten Jahr der Pandemie zum zweiten Mal in Folge positiv auf nunmehr 544.000 Angebote (+1,4 Prozent zu 2021). Auch hier ist der Wert von 2019 jedoch noch nicht wieder erreicht (-5,9 Prozent).

Die Zahl der gemeldeten unbesetzten Berufsausbildungsstellen weist mit 68.900 einen neuen Negativ-Rekord aus (+9,0 Prozent zu 2021, +29,6 Prozent zu 2019). Sie lag damit erstmals höher als die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch eine Ausbildungsstelle suchten (60.400). Zudem ist der Anteil junger Erwachsener im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss von 15,5 Prozent im Jahr 2020 (2,33 Mio. Personen) auf 17,8 Prozent im Jahr 2021 (2,64 Mio. Personen) gestiegen.

Zu beachten ist, dass es sich bei allen Zahlen um Durchschnittswerte für Deutschland insgesamt handelt, es gibt erhebliche Unterschiede zwischen Berufen und Regionen.

Im Fokus: Innovationen in der Berufsbildung durch Programme

Das Schwerpunktthema des diesjährigen BIBB-Datenreports lautet „Innovationen in der Berufsbildung durch Programme“. Programme seien laut des BIBB ein wichtiges bildungspolitisches Instrument, um Innovationspotenziale in der beruflichen Bildung zu erschließen und deren Weiterentwicklung in der Praxis zu unterstützen.

Der BIBB-Datenreport kann als vorläufige Fassung kostenlos heruntergeladen werden. Die Printversion wird voraussichtlich im August zur Verfügung stehen.

Der Berufsbildungsbericht 2023

Der Berufsbildungsbericht 2023 der Bundesregierung wurde am 10.05.2023 im Anschluss an die Verabschiedung im Bundeskabinett vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlicht. Parallel mit dem Erscheinen des Berufsbildungsberichts veröffentlichte auch der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) seine Stellungnahme. Diese hatte der BIBB-Hauptausschuss zuvor auf der Grundlage des vom BMBF vorgelegten Entwurfs des Berufsbildungsberichts verabschiedet.

BIBB wertet Berufsbildungssystem als handlungs- und zukunftsfähig

In seiner gemeinsamen Stellungnahme würdigt der BIBB-Hauptausschuss, dass das System der beruflichen Bildung vielen jungen Menschen nach dem Schulabschluss einen Einstieg in das Erwerbsleben ermöglicht und den Betrieben qualifizierte Fachkräfte sichert. Es sei handlungs- und zukunftsfähig und leistet einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen wie demografischer Wandel, Dekarbonisierung oder Digitalisierung. Gleichzeitig wirken die aktuellen Krisen auf den Ausbildungsmarkt ein. Es muss das Ziel sein, mit Blick auf die Berufsbildung die Folgen der Coronapandemie und des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zügig zu überwinden und gestärkt aus der Situation hervorzugehen.

Der BIBB-Hauptausschuss hat die gesetzliche Aufgabe, die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Berufsbildung zu beraten. Dazu gehört laut Berufsbildungsgesetz auch die Stellungnahme zum Entwurf des Berufsbildungsberichts. Der Hauptausschuss ist zu gleichen Teilen mit Vertreter:innen von Bund, Ländern sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen besetzt.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung vom 10.05.2023

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