Jugend in der Welt

Aktuelle Debatten und Reformen

Anstehende politische Entwicklungen

In Deutschland leben knapp 20 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Das ist ein gutes Viertel der Bevölkerung.

Sie wachsen in einer Zeit vieler Krisen auf – der Klimawandel, der Krieg gegen die Ukraine, wirtschaftliche Nöte und die Corona-Pandemie beeinträchtigen ihren Alltag und stellen sie vor Herausforderungen, die frühere Generationen so nicht erlebt haben.

Die junge Generation blickt darum deutlich skeptischer in die Zukunft als die Generationen vor ihr. Seit 2018 ist laut Bundesfamilienministerium der Anteil derjenigen, die mit Hoffnung in die nächsten zwölf Monate schauen, von rund 70 auf 30 Prozent gefallen. Studien zeigten, dass Gefährdungen der psychischen Gesundheit bei jungen Menschen zunehmen. Die Bundesregierung veröffentlichte 2023 dazu den Abschlussbericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ (PDF 437 KB). Die fünfte bevölkerungsbasierte Längsschnittstudie Corona und Psyche (COPSY) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hält fest, dass die Gründe für die psychischen Belastungen in den zunehmenden globalen Herausforderungen liegen. Zudem beklagten junge Menschen, dass ihre Stimme zu wenig zählt und ihre Bedürfnisse kaum wahrgenommen werden.

Umso mehr will die Bundesregierung nun die Bedürfnisse der jungen Menschen in den Blick nehmen. Ein erster Schritt war das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“, das für die Jahre 2021 und 2022 ein Budget von zwei Milliarden Euro bereitstellte, um Kindern und Jugendlichen Unterstützung in den Bereichen Bildung, Soziales und freiwilliges Engagement zuzusichern.
2022 hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu einem „Bündnis für die junge Generation“ aufgerufen. Mit Unterstützung aus Medien, Kultur, Wissenschaft und Politik sollen die Anliegen junger Menschen stärker in den Mittelpunkt gestellt werden.

Das Europäische Jahr der Jugend 2022 hatte zum Ziel, junge Menschen und ihre Perspektiven in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken und Entscheider:innen für ihre Bedürfnisse zu sensibilisieren. Schwerpunktthemen waren

  • die Auswirkungen der multiplen Krisen auf junge Menschen
  • die Frage, wie man Europa jungen Menschen näherbringen kann
  • das Empowerment junger Menschen
  • die Förderung von Diversität.


Zur internationalen Jugendarbeit und dem Engagement junger Menschen zu globalen Themen: Das Statistische Bundesamt hat Daten des zweiten Corona-Jahres 2021 ausgewertet und die Auswirkungen der Pandemie auf die (internationale) Jugendarbeit untersucht.

Die Ergebnisse:

  • 2021 nahmen in Deutschland rund 4,4 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an öffentlich geförderten Angeboten der Jugendarbeit teil. Das waren etwa halb so viele junge Menschen (- 49 Prozent) wie im letzten Vergleichsjahr vor der Pandemie 2019.
  • 2021 waren 246.000 weniger Ehrenamtliche (- 44 Prozent) in der Jugendarbeit aktiv.
  • Die Angebote der Internationalen Jugendarbeit sank um zwei Drittel (- 67 Prozent) und die Zahl der Teilnehmenden um drei Viertel (- 74 Prozent).

Politiker:innen in Deutschland erkennen die Bedeutung der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit parteiübergreifend an. Die aktuelle Regierung (2021-2025) hält in ihrem Koalitionsvertrag 2021 – 2025 (PDF 2,1 MB) zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschland (SPD), Bündnis 90 / Die Grünen und den Freien Demokraten (FDP) fest: „Wir werden die europäische und internationale Jugendarbeit, insbesondere für Auszubildende, stärken. Die Arbeit, auch der im Aufbau befindlichen Jugendwerke, setzen wir fort. (...) Wir werden den Internationalen Freiwilligendienst stärken und das „FSJ digital“ weiter aufbauen." An weiteren Stellen gibt es im Koalitionsvertrag Bekenntnisse zum bi- und multilateralen Austausch sowie zu den nationalen und europäischen Förderinstrumenten.

Informationen zu Entwicklungen im internationalen Jugendaustausch bietet zudem das Youth-Wiki-Kapitel „Jugendpolitik“.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bleibt ein zentrales Thema und wird entsprechend gefördert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) ehren Akteure mit dem "Nationalen Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung", die sich in besonders herausragender Weise für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) einsetzen und diese umsetzen. Eine hochrangig besetzte Jury mit BNE-Expertise wählt je drei Akteure in den Kategorien "Lernorte", "Multiplikator:innen" und "Bildungslandschaften" und vergibt zudem einen "Newcomer-Preis". Insgesamt werden somit zehn Preise verliehen, die mit einem Preisgeld von insgesamt 100.000 Euro dotiert sind. Der Preis wird ab 2023 alle zwei Jahre vergeben.

Laufende Diskussionen

Aktuelle Diskurse im Zusammenhang mit globalen Fragen drehen sich im Bereich der Jugendpolitik vor allem um die Auswirkungen der Klimakrise, des Kriegs in der Ukraine, die Integration junger Geflüchteter, die Auseinandersetzung mit der Radikalisierung von Jugendlichen, Extremismus und Rassismus.

Fridays for Future
Präsenter denn je ist die Klimaschutzdebatte. Kinder und Jugendliche sind zunehmend besorgt über die veränderten klimatischen Bedingungen in Deutschland und weltweit. Die Fridays-For-Future-Bewegung hat nach Eindämmung der Pandemie wieder Fahrt aufgenommen. Die Klimastreik-Bewegung ist international, unabhängig und dezentral organisiert. Sie fordert eine Politik, die die Klimakrise aktiv bewältigt. Der nächste globale Klimastreik findet im September 2023 statt.

„Die letzte Generation“
Radikaler ist das Bündnis „Die letzte Generation“, ein Zusammenschluss von Klimaaktivist:innen in Deutschland, Österreich und Italien. Das Bündnis verfolgt seit 2021 das Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen der Regierungen gegen den Klimawandel zu erzwingen. Der Begriff „Letzte Generation“ wurde gewählt, weil sich die Aktivist:innen als letzte Generation sehen, die eine drohende Klimakatastrophe noch aufhalten könnten.

Die Gruppe erregt regelmäßig Aufsehen, weil sich die Aktivist:innen bei vielen Aktionen auf den Straßen festkleben. Mit den Straßenblockaden wollen sie auf klimapolitische Themen aufmerksam machen. In der Öffentlichkeit stoßen diese und andere Protestformen – darunter das Bespritzen des Verkehrsministeriums mit Farbe – weitgehend auf Ablehnung.

Sozialer Pflichtdienst
Für Debatten sorgt der Vorschlag von Bundespräsident Steinmeier für eine soziale Pflichtzeit für junge Menschen. Junge Menschen sollen verpflichtend ein Jahr Dienst in sozialen Einrichtungen leisten, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Die Idee ist umstritten.

©

Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

Back to Top