Workshop

Zwischen Mut, Vertrauen und Verantwortung - niederschwellige Angebote für Jugendliche mit dem Lebensmittelpunkt Straße und ihre aktuelle Perspektive - Fachtag-

Strukturebene: Bund

28.05.2024: FACHTAGUNG DES BÜNDNIS FÜR STRASSENKINDER IN DEUTSCHLAND E.V.

„Zwischen Mut, Vertrauen und Verantwortung“

Sind die Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit noch zu retten? Wie schlimm ist es wirklich? Die Jugendämter stöhnen unter der Last der Fälle – in Teilen der Republik steht die Jugendhilfe kurz vor dem Kollaps! Welche Auswirkungen hat das auf Notschlafstellen, Inobhutnahmen, Streetwork und Tagesanlaufstellen?

Fragen über Fragen – was sind die Antworten? Auf unserem Fachtag wollen wir auf Augenhöhe mit Protagonisten der Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit die Problemlagen beleuchten und gemeinsam an Antworten und Positionen arbeiten. Wir werden inhaltlich, und nicht regional begrenzt diskutieren. Wir wollen bundesländerübergreifend die Fragen aufwerfen und erörtern.

WARUM DIESER FACHTAG?

Grundsätzlich sehen sich Notschlafstellen und Inobhutnahmen, Streetwork und Tagesanlaufstellen in der Pflicht, den betreuten Jugendlichen wann immer möglich ein Angebot zu machen (bzw. zu einem solchen zu vermitteln), welches die Wohnungslosigkeit beendet und die prekäre Situation auf der Straße bestmöglich stabilisiert. Dies geschieht in aller Regel über niedrigschwellige Angebote, die eine unterstützende und begleitete Wohnform in irgendeiner Art von Wohngruppe, Einzelwohnen oder individuellen Einzelbetreuungen vorhalten.

Während es schon bereits in der Vergangenheit schwierig war, solche Einrichtungen zu finden, so scheint es derzeit nahezu unmöglich: Fachkräftemangel, eine extreme Überlastungssituation in fast allen Jugendämtern und eine „auf Sparflamme“ laufende Jugendhilfelandschaft mit wenig Innovationsdynamik lassen die „Vermittlungschancen“ der Zielgruppe gen Null sinken und Übergangssettings wie Inobhutnahmen und Notschlafstellen werden zu Dauer“lösungen“, in denen Perspektiven kaum zu entwickeln sind. In der Folge eskalieren die Jugendlichen häufig immer stärker, die Problemkonstellationen werden komplexer und verfestigen sich (vgl. Positionspapier des Bündnisses 2023).

Wir definieren als Fachmenschen das Phänomen der Wohnungslosigkeit dieser sehr jungen Menschen als existenzielle Armutserfahrung, die nicht nur ein hohes Potenzial zur psychischen wie physischen Gesundheitsgefährdung hat, sondern auch in hohem Maße kinderschutzrelevant ist.

Mit größter Besorgnis beobachten wir, wie Gefährdungslagen wie diese derzeit völlig aus dem Blick geraten unter dem Druck der Aufrechterhaltung einer Minimalversorgung der „sichtbareren“ Zielgruppen, die noch im Rahmen der klassischen Jugendhilfe erreicht werden.

Nach unserer Einschätzung gibt es vielfältige Möglichkeiten, über einen erweiterten Rahmen auch diese Zielgruppe weiter mit und im Wohnraum zu versorgen. Diese fußen jedoch meist auf Prinzipien der Freiwilligkeit, Offenheit, Symptomtoleranz und Niederschwelligkeit und sind damit auch immer einem gewissen Risiko ausgesetzt.

Individuell zugeschnittene Angebote erfordern ein Höchstmaß an Mut zu kreativen Betreuungsformen, Flexibilität, häufig zusätzliche Ressourcen und den radikalen Willen, den jungen Menschen weitestgehend bedingungslos das Dach über dem Kopf zu erhalten, sofern es irgendwie möglich erscheint.

Darüber hinaus braucht es demnach auch mehr denn je eine Verantwortungsgemeinschaft von kommunalen und öffentlichen Trägern, die sich zu dieser Verpflichtung bekennen und ihr gemeinsam begegnen. Einzelne (Jugendhilfe-)träger, die sich trotz aller Widrigkeiten dieser stellen oder auf den Weg machen, benötigen nicht nur ein gewisses Vertrauen in die Fähigkeiten und Ressourcen der Zielgruppe: Sie müssen ebenso selbst das unbedingte Vertrauen der aufsichtsführenden öffentlichen Träger genießen und durch diese „abgesichert“ werden, um die meist nicht nur hoch spezialisierten, sondern auch offeneren Settings und die damit verbundenen Risiken für sich und ihre Zielgruppe aushalten und tragen zu können.

Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir hingegen immer weniger Bereitschaft und Spielraum, diesen dringend benötigten Rahmen zu gewähren und zu ermöglichen.

In der Folge sichern sich die meisten Träger immer deutlicher selbst ab, was eine Verengung des Rahmens anstelle der benötigten Erweiterung zur Folge hat und damit auch einer immer stärker werdenden Exklusion.

Zusammen mit einem Vielklang von Vertreter*innen

  • der kommunalen Jugendhilfe,
  •  der öffentlichen Jugendhilfe
  •  von Jugendhilfeträgern
  •  der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe
  •  von Betroffenen

wollen wir gemeinsam mit weiteren Jugendhilfeträgern, jugendlichen Expert*innen und Mitgliedseinrichtungen auf der Fachtagung unsere Position und Expertise zu Gehör und in den Austausch bringen.

Dabei begleiten uns u.a. die folgenden Fragestellungen, die wir bundesländerübergreifend diskutieren wollen:

Wie können einzelne Träger ermutigt werden, erfolgreiche Betreuungsformen und -settings zu implementieren, aufrecht zu erhalten oder zu installieren, ohne alleinig die Risiken für sich und die betreuten Jugendlichen tragen zu müssen?

  • Welche Konzepte braucht es und wie werden diese rechtlich gerahmt?
  • Können benannte „best practice“- Beispiele auch rechtlich „bestehen“ oder fallen diese letztlich immer wieder auf ein immenses Eigenrisiko zurück? (Beispiele: Konsum von Jugendlichen, Fremd- und Selbstgefährdungen)
  • Wie kann ein „Dialog des Vertrauens und der Kooperation“ der verschiedenen Akteure neu initiiert werden?
  • Was braucht wer in diesem Dialog, um sich „sicherer“ , aber auch mutiger auf den Weg machen zu können ?

Der Vorstand des Bündnis für Strassenkinder in Deutschland e.V. würde sich sehr freuen, dich auf der Fachtagung begrüßen zu können!

Programm 09:30 Uhr Ankommen, Stehkaffee, Markt der Möglichkeiten Aufbau 10:00 Uhr Begrüßung, Burkhard Czarnitzki (Vorstand Bündnis) 10:30 Uhr: Impulsreferate (mit kurzen Nachfragemöglichkeiten) - Matthias Beine, Manuela Grötschel (Vorstand Bündnis für Straßenkinder) - Martin Kositza (Fachreferent BAG Wohnungslosenhilfe e.V.) - Stephan Klein (LVR, Aufsicht stationäre und teilstationäre Einrichtungen) - Philipp Thelen (Leitung ASD Duisburg) - Wolfgang Gröber (Geschäftsführer ev. Jugend- und Familienhilfe Essen) 12:30 -13:30 Uhr Mittagspause: Essen gehen (Selbstversorgung) und Markt der Möglichkeiten

13:30 Uhr – 15:30 Uhr Podiumsdiskussion mit fishbowl Viel Zeit zum Fragen, Diskutieren, Nachhaken 15:30 Uhr Kuchenpause, meet and greet Kolleg:innen treffen, was habe ich gehört – was wollte ich noch sagen? Wir geben euch die Zeit für einen anregenden Austausch!

16:30 Uhr – 17:00 Uhr Zusammenfassung und Forderungen formulieren Haben wir gemeinsame Positionen? Gibt es Forderungen – und an wen richten wir diese? Schaffen wir ein gemeinsames Positionspapier – das möglichst viele unterschreiben? 17:00 Uhr Ende der Fachtagung

Zur Anmeldung: https://t1p.de/Bfsk24

Veranstaltungsort

Unperfekthaus Essen
Friedrich-Ebert-Str 18-20
45127 Essen
Deutschland

Beginn

- 09:30 Uhr

Ende

- 17:00 Uhr

Veranstalter

Bündnis für Strassenkinder in Deutschland e.V.

Kontakt

Vorstand Burkhard Czarnitzki
Telefon: 0177 - 4703976
E-Mail Adresse: b@czarnitzki.de

Weitere Themen

Jugendsozialarbeit Hilfen zur Erziehung Kinder- und Jugendschutz
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