Recht

Kinder- und Jugendärzte gegen die Legalisierung von "Kinderehen"

Die Fälle von Kinderehen nehmen in Deutschland zu. Nun debattieren die Politik und auch die Öffentlichkeit über das Problem. Ein Gesetz soll demnächst Klarheit schaffen, wie mit Kinderehen umgegangen werden soll. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) wendet sich strikt gegen die Legalisierung von "Kinderehen".

09.11.2016

Rund 1.500 Minderjährige in Deutschland sind laut Ausländerzentralregister verheiratet, 361 davon sind jünger als 14 Jahre, die anderen sind zwischen 16 und 18 Jahre alt. Die Politik und Öffentlichkeit diskutiert die Zunahme der Fälle von Kinderehen in Deutschland und prüft ein Gesetz zum Umgang damit. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat sich am 7. November 2016 in Berlin strikt gegen die Legalisierung von "Kinderehen" gewandt.

Integrationshinternis und Gesundheitsrisiko

BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach äußert sich wie folgt: "Kinderehen bedeuten vor allem für die minderjährigen Mädchen, dass sie ihre Schule abbrechen, keine Ausbildung erhalten und dass ihr Umgang mit Gleichaltrigen unterbunden wird. Kinderehen sind daher ein großes Integrationshindernis. Kinderehen sind aber auch ein großes Gesundheitsrisiko. Denn oft werden die Mädchen früh schwanger. Sie können weder ausreichend für ihre eigene noch für die Gesundheit ihrer Kinder sorgen. Ohne Sprachkenntnisse, alleine in einem fremden Land, oft mit dem Ehemann als einziger Bezugsperson können sie Beratungs- und Hilfsangebote nicht wahrnehmen."

Die Kinder- und Jugendärzte fordern deshalb ein striktes Verbot von Kinderehen. Demnach sollen im Ausland geschlossene Ehen von unter 16-Jährigen automatisch für ungültig erklärt werden. Ebenso wünschenswert sei dies auch für Ehen, die zwischen 16 und 18 Jahren geschlossen wurden und die heute noch in Ausnahmefällen sogar in Deutschland genehmigt werden können.

"Die minderjährigen Ehefrauen und in der Ehe bereits geborene Kinder können am besten geschützt werden, wenn die zuständigen Stellen, insbesondere die Jugendhilfe, Vater, Mutter und Kinder begleiten und ihnen beistehen. Die Politik hat hier einen Schutzauftrag. Sie sollte Kinderehen so schnell wie möglich und umfassend per Gesetz unterbinden, um die Schwächsten unserer Gesellschaft zu schützen. Und das sind minderjährige, möglicherweise ohne ihren Willen verheiratete Mädchen und ihre Kinder," so Dr. Thomas Fischbach weiter.

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) vom 08.11.2016

Redaktion: Kerstin Boller

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