Sozialpolitik

ver.di fordert: Reichtum für die Zukunft von Kindern nutzen

„Dass die zunehmende Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen auch die Schicksale von Millionen Kindern bestimmt, wird gerne übersehen“, sagte Frank Bsirske, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) anlässlich des Weltkindertags am 20. September 2012.

20.09.2012

Erst vor einigen Tagen veröffentlichte das Statistische Bundesamt neue Zahlen zur Armutsgefährdung in Deutschland. Armutsgefährdet sind Menschen, die von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung leben müssen. Für Alleinstehende sind das 848 Euro im Monat. Die Armutsgefährdung stieg im vergangenen Jahr von 14,5 auf 15,1 Prozent der Bevölkerung – obwohl 2011 ein gesamtwirtschaftlich gutes Jahr war und die Beschäftigung gewachsen ist. Eine spezielle Untersuchung für Kinder stellt fest, dass in Deutschland gut 1,8 Millionen Kinder unter 15 Jahren betroffen sind.

Nach den jetzt bekannt gewordenen ersten vorliegenden Ergebnissen des vierten Armuts- und Reichtumsberichts sind die Vermögen seit 2007 um 1,4 Billionen Euro gestiegen. Doch das meiste davon ist bei den ohnehin schon Reichen angekommen. Die reichsten zehn Prozent besitzen demnach 53 Prozent des Gesamtvermögens, die untere Hälfte der Bevölkerung nur ein Prozent.  Das ist sogar noch wohlwollend gerechnet. Wird auch die Spitze der Vermögenden mit einbezogen – sie fehlt in den meisten Statistiken – besitzen nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung die reichsten zehn Prozent der Be-völkerung sogar zwei Drittel des Gesamtvermögen.

„In einem Land wie Deutschland ist es absolut nicht hinnehmbar, dass jedes 20. Kind auf eine tägliche warme Mahlzeit verzichten muss oder über vier Prozent keinen Platz haben, um ihre Hausaufgaben machen zu können“, betonte Bsirske. „In einem der reichsten Länder soll es nicht möglich sein, allen Kindern eine gerechte Chance zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten und Talente zu geben? Für gleiche Ausgangsbedingungen brauchen Kinder beziehungsweise ihre Eltern Einkommen, von denen sie leben können. Dazu gehören ein gesetzlicher Mindestlohn von wenigstens 8,50 Euro pro Stunde und im Falle von Erwerbslosigkeit armutsfeste Sozialeinkommen. Aber auch deutlich mehr öffentliche Investitionen in Kinderbetreuung, Bildung und Freizeitangebote für Kinder“, unterstrich Bsirske.

Quelle: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundesvorstand vom 19.09.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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