Sozialpolitik

Diakonie: Bildung und Ausbildung sind keine Almosen - Kerstin Griese diskutiert beim Ökumenischen Kirchentag in München

"In keinem anderen Land hängt Bildung so stark von der sozialen Herkunft ab wie in Deutschland", sagte Kerstin Griese, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk der EKD, am Donnerstag in München.

14.05.2010

"1,5 Millionen junge Menschen in unserem Land haben keinen Berufsabschluss. Etwa drei Millionen Minderjährige leben in armen Familien. Wenn wir nicht wollen, dass diese Kinder später die Eltern armer Kinder werden, müssen wir in Bildung investieren - und zwar von klein auf", so weiter Kerstin Griese.

Der Staat habe die Aufgabe, die Länder und Kommunen so auszustatten, dass sie Kindern und Jugendlichen ausreichende Angebote zur Verfügung stellen können: qualifizierte kostenfreie Kinderbetreuung schon für die ganz Kleinen, in den Schulen genügend Lehrerinnen und Lehrer und auch Soziallpädagogen. Kinder, deren Eltern das nicht selbst bezahlen können, brauchen Unterstützung für Sport- und Musikangebote und bei Bedarf auch für Nachhilfeunterricht. "Bildung und Ausbildung sind keine Almosen, sondern eine wertvolle Investition in Zukunft", betonte Griese.

Dass der Sozialstaat hier nicht genug wirke, habe unlängst auch das Bundesverfassungsgericht festgestellt. Es forderte die Neuberechnung der Kinderregelsätze, weil Ausgaben für Bildung gar nicht in die Berechnung mit einbezogen seien. "Weder die Finanzkrise, noch die Griechenlandhilfe oder die Steuereinbußen darf die Bundesregierung jetzt zum Anlass nehmen, den Rotstift bei den Ausgaben für Bildung und Sozialleistungen anzusetzen", erklärt Griese.

Auf der Diakonie-Caritas Bühne beim Ökumenischen Kirchentag in München diskutieren am Donnerstag Vertreter von Diakonie und Caritas mit Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan und der Grünen Parteivorsitzenden Claudia Roth über Armutsprävention durch Bildung.

Die Diakonie setzt sich gezielt mit Bildungs- und Betreuungsangeboten insbesondere für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Neben 9.000 Kindertagesstätten mit 500.000 Plätzen verhilft sie Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unterschiedlichen Qualifizierungsmaßnahmen zu Schul- und Berufsabschlüssen.

Die Diakonie ist der soziale Dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie setzt sich insbesondere für die Rechte armer Menschen ein. Sie benennt die Ursachen von Armut und fordert die Solidarität der Gesellschaft. Sie befähigt die betroffenen Menschen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Diakonische Arbeit geschieht in sozialen Netzen. Beratung und Bildung, Hilfe und Unterstützung, Begegnung und Seelsorge gehören dabei zusammen. Bundesweit stehen den Menschen 28.000 stationäre Einrichtungen sowie ambulante Dienste und Beratungsstellen mit 440.000 Mitarbeitenden und 400.000 Ehrenamtlichen zur Verfügung.

Quelle: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) e.V.

Redaktion: Astrid Bache

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