Jugendpolitik

JugendMobil – immer unterwegs, immer erreichbar: Werkstatttreffen in Kyritz

Was brauchen Jugendliche in ihrer Region, um ihre Alltagswege zu bewältigen – wer könnte das besser herausfinden, als die jungen Menschen selbst? Im Projekt JugendMobil reden und gestalten Brandenburger Jugendliche ab 13 Jahren beim Thema Mobilität mit.

28.06.2011

Am 22. Juni dieses Jahres traf nachmittags in Bluhm's Hotel am Markt in Kyritz eine Runde von 20 Personen zu einem Werkstatttreffen in Sachen Mobilität zusammen.
Teilnehmende waren fünf Mitglieder des Kyritzer Jugendparlaments, die sich im Projekt JugendMobil engagieren, und ihr Betreuer Daniel Küster, Roman Blank, Bürgermeister von Wusterhausen (Dosse), Stefan Freimark, Bürgermeister von Gumtow, Veronika Lausch als Vertreterin der Stadt Kyritz, Heike Wiesner vom Dezernat Bauen, Ordnung und Recht des Landkreises Ostprignitz-Ruppin, sowie Babett Weyrich und Ulrich Steffen von der Ostprignitz-Ruppiner Personennahverkehrsgesellschaft (ORP) und Elisabeth Iskenius-vom Hove als Vertreterin des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg. Eingeladen hatte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung als Projektleitung.

Vor diesem Zusammentreffen hatten sich die Jugendlichen seit Januar 2011 in Ideenwerkstätten, Workshops, Expertengesprächen und mobiler Sozialraumerkundung unter der Anleitung von Fachleuten vertieft mit dem Thema „jugendgerechte Mobilität in der Kleeblattregion“ auseinandergesetzt. Nun stellte Jan Malé vom Jugendparlament der versammelten Expertenrunde die erarbeiteten Ideen vor.

Klar ist den Jugendlichen, dass das ÖPNV-Angebot im Mittelbereich auf Grund fehlender zusätzlicher Finanzierungsmöglichkeiten nicht einfach entsprechend ihrer Mobilitätsbedürfnisse erweitert werden kann. Gleichzeitig fehlen den jungen Leuten Fahrmöglichkeiten für ihre Freizeitgestaltung, insbesondere am Abend und am Wochenende, ohne dass sie auf die Fahrbereitschaft ihrer Eltern angewiesen sind.
Eine Idee der Jugendlichen, wie sie dennoch zur Disko oder zu anderen abendlichen Veranstaltungen gelangen könnten, ist der „Event-Bus“. Dieser würde nach Bedarf in Abstimmung der Jugendlichen mit dem Verkehrsunternehmen eingesetzt und könnte finanziell auch von den Veranstaltern oder Sponsoren mitgetragen werden. Eine weitere Idee ist privates Car-Sharing, vermittelt über spezielle Internetseiten. Auch was Werbung für bestimmte ÖPNV-Angebote wie z.B. das Ferienticket betrifft, hatten die Jugendlichen Ideen. Sie schlugen vor, auch Social Networks im Internet verstärkt zu nutzen.

Der Vorschlag der Jugendlichen, gemeinsam über jugendgerechte Bekanntmachungswege für ÖPNV-Angebote und auch über die Tarifgestaltung zu sprechen, wurde von den Anwesenden gerne aufgenommen. Oftmals könne man nicht nachvollziehen, warum Flyer oder Plakate von den jungen Leuten nicht wahrgenommen würden. „Grundsätzlich finde ich solche Aktivitäten gut“, sagte Herr Steffen (ORP).

Um über all diese Ideen vertiefend ins Gespräch zu kommen, wurde vorgeschlagen, ein „Netzwerk Mobilität“ in der Kleeblattregion zu gründen. In regelmäßigen Abständen könnten die Bürgermeister der Mittelbereiche, die Vertreter der Landkreise, die Verkehrsunternehmen aber auch bei Bedarf die Schulleitungen sowie die Schüler- und Elternvertreter gemeinsam mit den Jugendlichen aktuelle Mobilitätsprobleme diskutieren und von allen für sinnvoll erachtete Maßnahmen beschließen.

Die Teilnehmer des Werkstatttreffens befürworteten die Gründung eines solchen Netzwerks. Herr Freimark regte an, auch Senioren einzubeziehen. „Dass die verschiedenen Generationen miteinander reden, muss auch ein Ziel sein,“ bekräftigte ein Jugendlicher. Schwerpunkt dieser Arbeitsgruppe, darin waren sich alle einig, soll jedoch weiterhin die Jugendmobilität sein. Damit ist der erste Grundstein für eine erfolgreiche enge Zusammenarbeit gelegt. Es fehlt nur noch ein pfiffiger Name für das Netzwerk, den sich die Gruppe dann noch selbst geben kann.  
Der zentrale Projektvorschlag der Jugendlichen ist ein Spontan-Mitnahmesystem. Per SMS bzw. an Infosäulen könnten Mitfahrwünsche an private PKW-Fahrer übermittelt werden. Solch ein System wurde in etwas anderer Form bereits in einer Schweizer Region getestet, berichtete der mit der Begleitung des Projekts beauftragte Experte Ralf Hoppe vom Büro ContextPlan. Dort wurden Säulen aufgestellt, an denen Mitfahrwünsche für vorbeifahrende Autofahrer gut erkennbar auf einem großen Display angezeigt wurden. Die Mitfahrer waren durch ihr Fahrticket sogar versichert. Nachfragen gab es vor allem in Bezug auf mögliche Konkurrenzen zwischen dem vorgeschlagenen Spontan-Mitfahrsystem und dem bestehenden ÖPNV-Angebot. Herr Hoppe stellte klar, dass dieses Projekt eine Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot darstellt und in enger Abstimmung mit dem Verkehrsunternehmen, dem Landkreis und den kommunalen Akteuren weiterentwickelt werden soll.

Der Vorschlag der Jugendlichen und des Projektteams von JugendMobil, die Idee des Spontan-Mitnahmesystems weiter zu konkretisieren und an die Belange des Mittelbereichs Kyritz anzupassen, fand allgemeine Zustimmung. Nach abschließender Abstimmung zwischen allen Beteiligten soll das Projekt dem Bundesinnenministerium zur Weiterförderung vorgelegt werden. Wenn die Idee überzeugt, könnte die Testphase 2012 beginnen.

Quelle: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

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