Familienpolitik
Deutscher Familienverband kritisiert "unerträglichen" Betreuungsgeldstreit
Präsidium und Landesvorstände des Deutschen Familienverbandes haben den aktuellen Streit über das Betreuungsgeld scharf kritisiert und fordern eindringlich eine Versachlichung der Diskussion.
07.12.2009
„Mit der gegenwärtigen Diskussion wird in den Familien und der Bevölkerung unglaublich viel Porzellan zerschlagen. Unsere Familien sind zutiefst erschreckt über das Misstrauen, das da ohne Unterschied gegenüber allen jungen Eltern geäußert wird. Inzwischen ist der Eindruck entstanden, dass die Befürworter des Betreuungsgeldes den Kindern den Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände bis zum Schulalter verbieten und sie grundsätzlich unfähigen Eltern ausliefern wollen. Darüber ist der Kern der Sache völlig verloren gegangen: nämlich die ideologiefreie Suche nach einer gerechten und gleichwertigen Förderung während der dreijährigen Elternzeit, die allen jungen Familien Wahlfreiheit gibt und für alle Kinder passt“, so der Präsident des Verbandes Dr. Albin Nees.
Fakt ist, dass alle - gerade auch die Gegner des Betreuungsgeldes - ganz genau wissen, dass mindestens zwei Drittel der Eltern für ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren gar keinen Krippenplatz nutzen werden. Auf diese Erziehungsleistung der Eltern setzen Bund, Länder und Kommunen auch ganz selbstverständlich bei ihrer Investitions- und Finanzplanung für die Krippenoffensive, denn der für die Zeit ab 2013 versprochene Rechtsanspruch kann selbst dann nur von einem Drittel der Eltern eingelöst werden, wenn sämtliche geplanten Kinderkrippen bis dahin errichtet sind und eine ausreichend hohe Zahl qualifizierter Erzieherinnen zur Verfügung steht. Offensichtlich sieht man doch keinen „Bildungsskandal“, wenn Plätze nur für ein Drittel der Kinder angeboten werden können. Beim Streit um das Betreuungsgeld geht es um nichts anderes als darum, dass die große Mehrheit der Familien während der dreijährigen Elternzeit nicht finanziell völlig im Regen steht. Der Besuch des Kindergartens als Bildungseinrichtung für Kinder ab drei Jahren steht dabei überhaupt nicht zur Debatte.
„Man kann fragen, ob das Betreuungsgeld mit seinen gerade einmal 150 Euro das große Ziel der Wahlfreiheit tatsächlich erreicht und ob es nicht viel zu spät kommt. Der Deutsche Familienverband hält statt dessen ein Betreuungsbudget von 700 Euro für notwendig, das direkt bei allen Familien ankommt und das sie so einsetzen können, wie es für ihr Kind am besten passt: für die häusliche Betreuung, für eine Tagesmutter, für einen Krippenplatz oder für einen passgenau zugeschnittenen Betreuungsmix. Das ist natürlich teurer als eine Ein-Drittel-Lösung - aber wenn die Politiker sich das nicht leisten wollen, dann sollen sie es auch ehrlich sagen und nicht mit Horrorszenarien von vernachlässigten Kindern und an den Herd gefesselten Müttern Politik machen“, so Verbandspräsident Albin Nees.
Quelle: Deutscher Familienverband
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