Anleitung / Arbeitshilfe

Heißt interkulturelle Ausbildung Bekämpfung von Vorurteilen?

E. Marc Lipiansky

Strukturebene: Weltweit

Die Vorstellungen, welche sich Völker jeweils voneinander machen, sind ein wesentlicher Bestandteil interkultureller Kommunikation. In ihrer elementarsten Form finden sie Ausdruck in ethnischen oder nationalen Stereotypen und Vorurteilen, wobei es sich um schematische und oft abschätzende Bilder handelt, die auf einige knappe Züge physischer, psychologischer, moralischer und verhaltensmäßiger Natur hinauslaufen. Ihre Dürftigkeit und ihr Schematismus selbst (was nicht bedeutet, daß sie keine Grundlage besitzen) sind letzten Endes der Grund dafür, daß sie leicht ausfindig zu machen und zu untersuchen sind. Sie ermöglichen in einfacher und stilisierter Form eine Analyse der Mechanismen, die jeder sozialen Wahrnehmung zugrunde liegen. Dies ist einer der Gründe, weshalb dieses Gebiet zu einem der meist Erforschten der Sozialpsychologie wurde. Bereits im Handbuch für Sozialpsychologie von Otto Klineberg findet man eine beträchtliche Rezension von Forschungen auf diesem Gebiet und, um ein neueres Beispiel zu nennen, am Lissabonner Kongreß der "European Association of experimental social psychology" von 1993 hat sich gezeigt, daß "die Stereotypen das beliebteste Thema des Kongresses darstellten" (R. Bourghis und J. P. Leyens, 1994, S. 348)

 

Diese Forschungen haben uns weitgehend Aufschluß über die für interkulturelle Vorstellungen ausschlaggebenden soziokognitiven Mechanismen vermittelt. Jedoch hat die Bedeutung dieses Gebietes manchmal dazu geführt, die Komplexität der Phänomene des interkulturellen Kontaktes und die damit verbundenen Wahrnehmungen - die man nur allzu oft auf Stereotypen und Vorurteile zurückführt - zu verdecken.

 

Diese Studie will, nach einem Abriß der wichtigsten Erkenntnisse aus den Arbeiten über Stereotypen und Vorurteile, zeigen, daß die Wahrnehmung des Anderen (des Fremden; desjenigen, der einer anderen Kultur angehört) nicht allein auf diese Dimension reduziert werden kann. Ich werde ebenso versuchen, die Konsequenzen darzulegen, die man aus diesen Überlegungen für eine Pädagogik des interkulturelles Lernens ziehen kann. --- E. Marc Lipiansky

 

Bad Honnef 1996, Arbeitstext 14 des Deutsch-Französischen Jugendwerks

Herausgeber

Deutsch-Französisches Jugendwerk/Office franco-allemand pour la jeunesse - Deutsches Büro

Kontakt

info@dfjw.org

Herausgabedatum

1996

Weitere Themen

Kinder- und Jugendarbeit
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