Kindertagesbetreuung

Wie Kitas zu Lernorten für zukunftsfähiges Handeln werden

Mit rund 150 Teilnehmenden stieß die Fachtagung „Mit Kindern Zukunft gestalten – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in Kindertageseinrichtungen“, zu der die S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen Sozialministerium und der Deutschen UNESCO-Kommission geladen hatte, auf große Resonanz. Es wurde insbesondere diskutiert welche Veränderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung notwendig sind, um Kindertageseinrichtungen zu Lernorten für zukunftsfähiges Denken und Handeln zu machen.

27.04.2018

Die große Resonanz war nicht verwunderlich, ging es doch um nicht weniger als um die Potenziale und notwendigen Veränderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung, wenn Kindertageseinrichtungen zu Lernorten für zukunftsfähiges Denken und Handeln werden sollen. Die Fachtagung ist Teil einer bundesweiten BNE-Tour mit rund 20 Veranstaltungen, die zur Umsetzung des UNESCO- Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vom Bundesbildungsministerium initiiert und finanziell unterstützt wird.

Erste Lernorte außerhalb der Familie

„Kindertageseinrichtungen sind die ersten Lernorte außerhalb der Familie. Ihnen kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu, wenn es um die Aneignung von Werten und Grundlagen für umweltbewusstes und verantwortliches Handeln geht“, erklärte Dr. Heiner Garg, Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes-Schleswig-Holstein in seinem Grußwort, „deshalb haben wir Bezüge zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung auch in die Bildungsleitlinien für Kindertageseinrichtungen aufgenommen“.

Bildungsarbeit zu Themen wie Ernährung, Energie, Klimaschutz, Abfallvermeidung oder Konsum

Auf welches Weise Kindertageseinrichtungen zu Lernorten für nachhaltiges Handeln werden können, wurde in den Vorträgen und Workshops der Veranstaltung anschaulich vermittelt. Anhand von Praxisbeispielen wurde aufgezeigt, wie bereits in der Kita lebendige Bildungsarbeit zu zukunftsbedeutsamen Themen wie Ernährung, Energie, Klimaschutz, Abfallvermeidung oder Konsum gestaltet werden kann und wie sich Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren über eine spielerische und entdeckende Weise Zusammenhänge erschließen und erfahren, dass sie mit ihrem eigenen Handeln etwas bewirken können. Immer wieder wurde dabei auch der Blick auf die Gestaltung der Einrichtung als Lernort gelenkt. So gehören dauerhafte Bildungsanlässe, wie z.B. ein Kita-Garten, der gemeinsam mit den Kindern bewirtschaftet wird, ein einheitliches Getrenntsammelsystem für Abfälle, eine Reparaturwerkstatt oder ein Tauschmarkt für Spielsachen und Kleidung ebenso zu den Merkmalen eines solchen Lernortes, wie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Bewirtschaftung und Beschaffung.

Nachhaltigkeit muss Bildungsziel sein, global und national

Auch Walter Hirche, Vorsitzender des Ausschusses Bildung der Deutschen UNESCO-Kommission unterstrich die Bedeutung einer entsprechenden Bildungsarbeit für eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Gesellschaft. „Wir müssen unser Bildungssystem so ausrichten, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, um auf zukunftsweisende Fragestellungen Antworten zu finden und sich an der Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung beteiligen zu können“, so Hirche, „Nachhaltigkeit muss Bildungsziel sein, global und national“.

Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Vereinten Nationen unterstützen dieses Ziel mit dem UNESCO Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (2015 – 2019). Die Federführung für die nationale Umsetzung des Weltaktionsprogramms hat das Bundesbildungsministerium übernommen und im Juni 2017 einen  Nationalen Aktionsplan verabschiedet. Dieser enthält 130 kurz- und langfristige Ziele, mit denen das Bildungssystem verändert und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in allen Bildungsbereichen – von der Kita bis zur Hochschule – strukturell verankert werden soll.

Strukturelle Verankerung durch Kommunen, Träger und Verbände von Kitas

Welche Rolle Kommunen und Träger und Verbände von Kitas bei der strukturelle Verankerung des Bildungskonzeptes im Bereich der frühkindlichen Bildung haben, wurde in einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung deutlich. Birte Koch-Behrendt, Leiterin der DRK Kita Hetlingen in Südholstein, stellte dies sehr anschaulich dar. „Wir sind bereits mehrfach für unsere Bildungsarbeit und die Gestaltung unserer Einrichtung als Lernort nachhaltiger Entwicklung von der S.O.F. – Umweltstiftung als KITA21 ausgezeichnet worden und tauschen uns hierzu auch in unseren Leitungsrunden aus“, so Koch-Behrendt, „die Unterstützung unseres Trägers war wichtig, um den Beschluss zu fassen, dass sich alle 17 zugehörigen Einrichtungen des DRK-Kreisverbandes Pinneberg mit der Umsetzung des Bildungskonzeptes befassen. Derzeit arbeiten wir gemeinsam an einer Richtlinie für eine umweltbewusste und verantwortungsvolle Bewirtschaftung unserer Einrichtungen, die für alle verbandszugehörigen Einrichtungen bindend sein soll. Auch das wäre ohne die Zustimmung des Trägers undenkbar.“

Neben den Trägern und Verbänden entdecken aber auch immer mehr Kommunen die Bedeutung von Kindertageseinrichtungen im Zusammenhang mit der Umsetzung von kommunalen Nachhaltigkeitsstrategien oder Klimaschutzkonzepten. So haben sich beispielsweise zehn  Kindertageseinrichtungen der Stadt Geesthacht auf Initiative der städtischen Klimaschutzbeauftragten dazu entschlossen, gemeinsam an der Einführung und Umsetzung von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu arbeiten. Auch die Stadt Wedel plant im Rahmen der Umsetzung des kommunalen Klimaschutzkonzeptes eine enge Zusammenarbeit mit den Kitas.

Sensibilisierung für verantwortliches Handeln und Leben

„Es gibt kaum einen besseren Ort als Kindertageseinrichtungen, wenn es um die Sensibilisierung für verantwortliches Handeln und Leben geht“, betont auch Ralf Thielebein, Geschäftsführer der S.O.F. – Umweltstiftung, „denn Kinder in diesem Alter sind unglaublich neugierig und wissensdurstig. Und die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas haben die Möglichkeit, ihre Bildungsarbeit außerhalb von Vorgaben aus Lehrplänen kreativ zu gestalten“.

Bildungsinitiative KITA21 der S.O.F. - Umweltstiftung

Die S.O.F. – Umweltstiftung engagiert sich bereits seit gut 15 Jahren in Projekten und Initiativen zur Förderung von Umweltbildung und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in Kindertageseinrichtungen. Im Rahmen der  Bildungsinitiative KITA21 unterstützt sie Kitas mit dem Angebot von Fortbildung, Beratung und Vernetzung bei der Umsetzung von Bildungsarbeit zu zukunftsbedeutsamen Themen und zeichnet sie für ihr Engagement in der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung aus. Seit Bestehen von KITA21 wurde die Auszeichnung bereits 425 Mal an Kitas in Norddeutschland vergeben.

In Schleswig-Holstein wird die Initiative unter der Schirmherrschaft des Energiewendeministers Dr. Roland Habeck als „KITA21 – Die Klimaretter“ in Südholstein in Zusammenarbeit mit den beiden Kommunalunternehmen GAB Umweltservice und azv Südholstein und dem Kreis Pinneberg umgesetzt. Im Kreis Herzogtum Lauenburg erfolgt die Umsetzung mit Unterstützung der Buhck-Stiftung. KITA21 leistet einen wertvollen Beitrag zur Verankerung des Bildungskonzeptes in den Strukturen der frühkindlichen Bildung und wurde dafür im Rahmen des UNESCO-Weltaktionsprogramms und auch vom Rat für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung ausgezeichnet.

Aktuell bemüht sich die S.O.F. - Umweltstiftung um die Ausweitung der Bildungsinitiative auf ganz Schleswig-Holstein und baut dabei auf die Zusammenarbeit und Unterstützung von Kommunalunternehmen, Kommunen und der Landesregierung. Das Sozialministerium unterstützt diese Bemühungen und hat die S.O.F. mit der Erstellung eines Praxisleitfadens zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in Kitas beauftragt, der an alle 1.770 schleswig-holsteinische Kindertageseinrichtungen verteilt werden soll.

Quelle: S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung vom 25.04.2018

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