Kindertagesbetreuung

Wie entwickelt sich die Betreuung von Kindern unter drei Jahren? Eine Bestandsaufnahme

Dr. Ilse Wehrmann und Dr. Inga Bodenburg beantworten Fragen zum Thema Qualitätsentwicklung im Zusammenhang mit dem U3-Ausbau.

24.10.2011

Zum Jahr 2013 erhält jedes Kind ab dem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf Förderung in einer Kita oder in der Tagespflege. Im Hinblick auf diesen Termin ist die Aufstockung personeller und finanzieller Ressourcen in vollem Gange. Priorität hat dabei meist die Anzahl der Kita-Plätze. Doch wie steht es um die Qualitätsentwicklung? Werden auch die Strukturen und die Ausbildung der Veränderung des Angebots angepasst?

Einige Fragen an Dr. Ilse Wehrmann und Dr. Inga Bodenburg, Expertinnen für frühkindliche Bildung und Herausgeberinnen der Reihe "Kinder von 0 bis 3" (Cornelsen).

1. Der Ausbau des Betreuungsangebotes birgt viele Chancen, dem Stellenwert der frühkindlichen Bildung gerecht zu werden. Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für Kindertageseinrichtungen?

Dr. Ilse Wehrmann: Qualität fängt bei den pädagogischen Fachkräften an. Sie sind der Schlüssel für eine gute pädagogische Arbeit. Meine Arbeit in den Projekten verschiedener Konzerne umfasst den Aufbau von Kindertageseinrichtungen, beginnend bei der ersten Architektenplanung über die Finanzierung bis hin zur Personaleinstellung. Und genau hier liegt eine große Herausforderung: Gut qualifiziertes Personal zu finden ist im pädagogischen Bereich deutlich schwieriger geworden und gerade in den U3-Bereich gehören die Besten! Dies sind die wichtigsten Jahre in der Entwicklung der Kinder.

 

 

 

 

 

Dr. Inga Bodenburg: Einrichtungen für Kinder unter drei bewältigen heute ein im Vergleich zu klassischen „Krippe“ enorm gewachsenes Aufgabenspektrum. Insbesondere schaffen sie eine zur Selbsttätigkeit anregende Erfahrungswelt und wirken Einflüssen entgegen, die frühkindliches Lernen hemmen können: der Technisierung aller Lebensbereiche, dem Fehlen elementarer Entwicklungsanreize in der Umwelt, die für Kinder früherer Generationen völlig selbstverständlich waren. Darüber hinaus weist der Begriff „Krippe“ – in vielen gesetzlichen Vorlagen noch gebraucht – unbeabsichtigt auf Kennzeichen der Krippe Jesu in Bethlehem hin: Notlösung, letzter Ausweg, Ausgrenzung. Dieser „Beipack“ macht es vielen Erzieher/innen schwer, ihre beruflichen Anliegen nach außen zu vertreten und Stolz auf die eigene Arbeit zu entwickeln.

 

 

2. Der quantitative Ausbau der Kita-Plätze und die Qualität der Betreuung gehen nicht zwangsläufig Hand in Hand. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein? Wo besteht Entwicklungsbedarf – und wo liegen die größten Probleme?

Dr. Ilse Wehrmann: Es ist richtig, dass aufgrund des Zeitdrucks bis August 2013 beim Ausbau von Krippenplätzen vor allem auf die Quantität gesetzt wird. Dies macht mir große Sorgen, denn die Qualität der Arbeit in diesem Bereich ist entscheidend für den Lebensweg der Jüngsten. Es ist gut, dass das Thema der frühkindlichen Bildung in den Fokus der Politik rückt. Der Bund hat mit seinem Investitionsprogramm einen Anschub geleistet, nun muss dies in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden. In Westdeutschland sind wir noch lange nicht überall bei der Ausbauquote von 35%. Die größten Herausforderungen liegen für mich allerdings in unseren föderalen Strukturen. Sinnvoll wäre aus meiner Sicht ein durchgängiges, über einen Staatsvertrag geregeltes Bildungssystem mit einheitlichen Standards und Zuständigkeiten vom Krippenalter an.

Lesen Sie das vollständige Interview unter <link http: www.cornelsen.de presse _blank external-link-new-window external link in new>www.cornelsen.de/presse
        
Als Sachverständige für Frühpädagogik berät Dr. Ilse Wehrmann Politik, Unternehmen, Stiftungen und Wissenschaft bei der Konzeption und Umsetzung von Reformen im Bereich frühkindlicher Bildung.

Dr. Inga Bodenburg, Diplom-Psychologin, ist mit dem Schwerpunkt „Kinder von 0 bis 3“ als Dozentin in der Aus- und Fortbildung von Erzieher/-innen tätig.  

Quelle: Cornelsen Verlag

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