Kindertagesbetreuung

Baden-Württemberg sucht Strategien gegen den Fachkräftemangel im Kita-Bereich

Beim Workshop „Fachkräftegewinnung“ des Kultusministeriums tauschten sich am vergangenen Freitag im Neuen Schloss in Stuttgart Vertreter der kommunalen Spitzenverbände, der Träger von Kindertageseinrichtungen, der Fachschulen für Sozialpädagogik, der Gewerkschaften sowie Vertreter verschiedener Bildungsverbände und Experten von Hochschulen und Universitäten Baden-Württembergs aus.

30.01.2012

Dabei wurden Lösungsansätze für den steigenden Personalbedarf in den Kindertageseinrichtungen erörtert. „Wir haben mit dem Workshop eine neue Form des fachlichen Austauschs gefunden. Mit einer Fachkräfteoffensive muss es gelingen, mehr Frauen und Männer für den Neueinstieg, den Verbleib sowie den Quer- und Wiedereinstieg in den Erzieherberuf zu gewinnen“, sagte Staatssekretär Dr. Frank Mentrup.

Beim Workshop sei sehr deutlich geworden, wie wichtig es ist, sich bei der Suche nach Fachkräften nicht nur auf Neueinsteiger zu konzentrieren, sondern auch den Frauen und Männern, die in den Erzieherberuf zurückkehren oder aus einem anderen Beruf in eine Kindertageseinrichtung wechseln möchten, Angebote zu machen und sie in diesem Berufsfeld zu halten. Ein hohes pädagogisches Niveau der Einrichtungen müsse dabei gewährleistet bleiben. Die Ziele des Orientierungsplans müssten auch angesichts des weiteren Ausbaus und einer immer heterogeneren Zusammensetzung der Kinder in den Kitas erreicht werden.

In den 8244 Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg arbeiten 56 612 pädagogische Fachkräfte (Stand 2011). Davon sind nur rund drei Prozent Männer. Dass es bereits Ansätze gibt, den Anteil der Männer zu erhöhen, zeigte beim Workshop ein Praxisbeispiel aus Stuttgart. Ein privater Träger berichtete von den Erfahrungen mit dem Bundesprogramm „MEHR Männer in Kitas“. „Es zeigt sich: Werbung für mehr Männer in Kitas alleine reicht nicht, hier braucht es begleitende Maßnahmen wie beispielsweise Gesprächsgruppen für Erzieher, in denen diese sich austauschen können. Der einzelne angehende Erzieher sollte sich nicht als Sonderling fühlen müssen. Wir brauchen hier auch eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz“, sagte Mentrup.

Wer aus einem anderen Beruf in eine Kindertageseinrichtung wechseln will, hatte bislang immer wieder mit bürokratischen Hürden zu kämpfen. „Hier wollen die Fachbehörden mehr pädagogischen Berufen unkompliziert und ohne Einzelfallprüfung den Zugang in die Kindertageseinrichtungen ermöglichen“, sagte Mentrup. Die Einrichtungen könnten sich gegebenenfalls über ein Praktikum ein Bild von der Bewerberin oder dem Bewerber machen. „Der Einzelne sollte nicht nur eine pädagogische Ausbildung mitbringen, sondern auch konkret für den frühkindlichen Bereich geeignet sein.“ Dies sei letztlich wichtiger als ein formalisierter Verwaltungsakt über eine Einzelfallprüfung.

An Neueinsteiger in den Erzieherberuf richtet sich ein Ausbildungsmodell, das vom Kultusministerium gemeinsam mit den Fachschulen für Sozialpädagogik und den Träger der Kindertageseinrichtungen entwickelt wurde. Die dualorientierte Erzieherausbildung, mit einer engeren Verknüpfung von Theorie und Praxis und einer Ausbildungsvergütung über drei Jahre hinweg, soll ab dem kommenden Schuljahr als Schulversuch eingeführt werden. „Das Interesse an diesem innovativen Ausbildungsmodell ist groß. Damit wollen wir neue Zielgruppen erreichen, zum Beispiel in stärkerem Maße als bisher Abiturientinnen und Abiturienten“, sagte Mentrup. Derzeit stimme das Kultusministerium noch die endgültigen Rahmenbedingungen des Schulversuchs mit den Fachschulen und den Trägern der Kindertageseinrichtungen ab.

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen aus Rheinland-Pfalz, die Prof. Stefan Sell vom Institut für Bildungs- und Sozialpolitik der Fachhochschule Koblenz im Kultusministerium präsentierte, wechseln rund 20 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher in den ersten zwei Jahren nach dem Ende ihrer Ausbildung das Berufsfeld. Eine ähnliche Situation sei auch in Baden-Württemberg zu erwarten. „Wir müssen Lösungen entwickeln, wie man diejenigen, die sich bereits für die Arbeit in der Kinderbetreuung entschieden haben, auch dauerhaft in diesem Berufsfeld halten kann“, sagte Mentrup.

„Beim Workshop wurden neue Ideen vorgestellt, über die sich die verschiedenen Beteiligten und Interessensgruppen direkt austauschen konnten. Wir können jetzt auf einer besseren Informations- und Vertrauensbasis die konkrete Umsetzung der verschiedenen Konzepte beginnen“, so Mentrups Fazit. „Die Atmosphäre des Workshops war gut. Das gemeinsame Ziel aller Beteiligten wurde deutlich: Eine bessere frühkindliche Förderung in verbesserten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.“

Quelle: Kultusministerium Baden-Württemberg

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