Kinder- und Jugendschutz

Präventionsarbeit bei Cyber-Mobbing greift oft zu kurz

Anlässlich des Deutschen Präventionstags, der am 6. und 7. Juni 2016 in Magdeburg stattfand, ruft die EU-Initiative klicksafe zu mehr Engagement gegen Cyber-Mobbing auf.

08.06.2016

klicksafe macht sich stark für mehr Internetsicherheit durch Medienkompetenz. Und insbesondere im Bereich Cybermobbing sieht Stefanie Fächner, Referentin der EU-Initiative klicksafe, noch hohen Handlungsbedarf.

klicksafe nimmt am Deutschen Präventionstag teil. Warum?

Stefanie Fächner: Prävention ist für klicksafe ein extrem wichtiges Thema. Wir sind davon überzeugt, dass Prävention im Medienbereich etwas verändern kann. Der Deutsche Präventionstag ist für uns ein wichtiger Fachkongress, der uns eine Plattform bietet, über das Thema Sicherheit im Internet zu informieren, über Risiken der Online-Nutzung aufzuklären und für derzeit relevante Gefahren zu sensibilisieren. Wir von klicksafe suchen bewusst den Kontakt und Austausch mit Multiplikatoren aus verschiedenen Arbeitsfeldern, da erfolgreiche Präventionsansätze meist interdisziplinär sind.

Welche Schwerpunkte setzt klicksafe in der Prävention von Internetsicherheit?

Stefanie Fächner: Internetsicherheit ist ein riesiges Feld, das umfasst verschiedenste Themenbereiche: Die Haupt-schwerpunkte von klicksafe liegen im Bereich Cyber-Mobbing im Internet, d.h. dem systematischen Fertigmachen mithilfe von Online-Diensten. Wir bieten hierzu schon seit vielen Jahren Ratgeber für Eltern, Pädagogen und Betroffene an. Derzeit erarbeiten wir ein neues Anti-Mobbing-Konzept, das wir Anfang nächsten Jahres veröffentlichen und erproben werden.

Ist den Menschen bewusst, dass sie hier aktiv werden müssen?

Stefanie Fächner: Unsere ganze Gesellschaft ist vom Medienwandel betroffen, die Online-Nutzung hat sich in den letzten Jahren massiv verändert, das ist Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung und hier gilt es, passende Handlungsmuster zu entwickeln. Und diese sind auch nicht in Stein gemeißelt: angesichts der ständig wechselnden Angebote verändern sich auch Risiken ständig. klicksafe bietet Informa-tionen zu aktuellen Themen, die interessierten Internetnutzern Orientierung bieten.

Wie wird Prävention im Bereich der Internetsicherheit umgesetzt?

Stefanie Fächner:  Präventionsarbeit findet primär in Schulen statt, da man Kinder und Jugendliche dort am besten erreicht. Es reicht jedoch nicht aus, Schülerinnen und Schüler fortzubilden; für eine erfolgreiche Präventionsstrategie muss man auch Schulleitungen und Lehrerkollegien sowie externe Experten dazu bringen, verzahnt zu agieren. Man kann Cyber-Mobbing nicht komplett verhindern, aber die Wahrscheinlichkeit verringern, dass jemand unreflektiert agiert oder selbst zum Täter wird. Eine gezielte Stärkung verschiedener Akteure hilft dabei, Gefährdungen frühzeitig zu erkennen, rechtzeitig einzugreifen und im Konfliktfall Unterstützung und Lösungsansätze anzubieten.

Wo gibt es Handlungsbedarf?

Stefanie Fächner:  Gerade bei Cyber-Mobbing sieht man leider häufig, dass Präventionsarbeit in Schulen zu kurz greift. Ein einmaliges Präventionsprojekt schafft zwar oft ein theoretisches Problembewusstsein bei Schülerinnen und Schülern, gleichzeitig kommt es jedoch häufig vor, dass in der derselben Gruppe zu einem späteren Zeitpunkt Mobbing-Fälle auftreten. Prävention ist als Grundlage wichtig, um Cyber-Mobbing vorzubeugen, das reicht jedoch nicht aus. Umfassende Prävention geht über Informationsvermittlung hinaus und umfasst auch ein Mobbing-Früherkennungssystem sowie die Möglichkeit der Intervention. Diese Bereiche gehören zur Domäne von verschiedenen Akteuren, wie Lehrkräften, Schulsozialarbeitern oder Schulpsychologen, die eng zusammenarbeiten müssen, um eingreifen zu können, wenn beispielsweise Konflikte im Klassenchat eskalieren und sich zu einer Mobbingsituation entwickeln. Wichtig ist auch die Nachhaltigkeit nach einem Mobbingfall. Es müssen klare Regeln erarbeitet werden, die auch von allen Akteuren eingehalten werden. Man sieht also, dass das Thema Prävention sehr komplex ist und idealerweise von der gesamten Schulorganisation erarbeitet und getragen wird. Wir von klicksafe hoffen, dass wir mit unseren Aktivitäten zu einer erfolgreichen Präventionsarbeit beitragen können.

Über klicksafe

klicksafe ist eine Initiative im CEF Telecom Programm der Europäischen Union für mehr Sicherheit im Internet. klicksafe wird gemeinsam von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz (Koordination) und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) umgesetzt. klicksafe ist Teil des Verbundes der deutschen Partner im CEF Telecom Programm der Europäischen Union, Safer Internet DE. Diesem gehören neben klicksafe die Internet-Hotlines internet-beschwerdestelle.de (durchgeführt von eco und FSM) und jugendschutz.net sowie die Nummer gegen Kummer (Helpline) an.

Quelle: klicksafe.de c/o Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz vom 06.06.2016

Redaktion: Kerstin Boller

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