Kinder- und Jugendarbeit

Hamburger Schulbehörde will die Übergänge in die Berufsausbildung verbessern

Beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung oder in weiterführende Bildungsgänge benötigen Schülerinnen und Schüler oft aktive Unterstützung und Beratung. Ziel des Hamburger Senats ist, alle Jugendlichen aktiv anzusprechen und ihnen ein Ausbildungsangebot zu machen.

25.10.2012

Um Schulabgänger beim Übergang von der Schule in den Beruf besser zu unterstützen, hat die Schulbehörde im Sommer 2012 erstmals die berufliche und schulische Anschlussperspektive von 10.350 Jugendlichen der Abschlussklassen 9 und 10 aus Stadtteilschulen, Förderschulen und Privatschulen erhoben.

Nur 25 Prozent bekommen einen Ausbildungsplatz

Während 5.043 den Schulbesuch fortsetzten, haben 5.307 die Schule verlassen. Nur 25 Prozent von ihnen (1.338 Schüler) konnten direkt im Anschluss eine berufliche Ausbildung begonnen, sogar nur 17 Prozent (918) bekamen einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Schulsenator Ties Rabe: „Dank der zahlreichen Gespräche haben wir erstmals einen klaren Überblick über die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler. Vielen konnten wir gezielt helfen. Gleichzeitig konnten wir sicherstellen, dass niemand verloren ging und jeder in eine weiterführende Maßnahme kam. Dennoch gibt es Handlungsbedarf: Nur ein Viertel der Schulabgänger findet unmittelbar nach der Schule einen Ausbildungsplatz. Das sind zu wenige."

Schulsenator Ties Rabe weiter: „Die Zahlen bestätigen, dass der Übergang von der Schule in den Beruf verbessert werden muss. Ursache ist keineswegs nur mangelnde schulische Leistung. Oft sind Jugendliche und das Umfeld überhaupt nicht darauf vorbereitet, direkt nach der Schule eine Berufsausbildung zu beginnen. Die Folge: Junge Hamburgerinnen und Hamburger sind durchschnittlich bereits 20 Jahre alt, wenn sie ihre Berufsausbildung beginnen. Viele verspielen wertvolle Lebenszeit im schulischen Übergangssystem. Neben konkreten Maßnahmen ist hier ein Bewusstseinswandel nötig. Familie, Schule, die jungen Menschen selbst, aber auch Personal- und Firmenchefs müssen es wieder für möglich halten, dass Jugendliche mit 17 Jahren eine Ausbildung beginnen. Dafür setzen wir uns ein.“

Jugendliche aktiv ansprechen und Angebote machen

Beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung oder in weiterführende Bildungsgänge benötigen Schülerinnen und Schüler oft aktive Unterstützung und Beratung. Ziel des Hamburger Senats ist, alle schulpflichtigen und berufsschulpflichtigen Jugendlichen aktiv anzusprechen und ihnen ein Ausbildungsangebot zu machen. „Niemand soll verloren gehen!“ Das bedeutet im Einzelfall auch: Geduld und langen Atem haben, geeignete Angebote je nach Ausgangslage unterbreiten, bis die oder der Jugendliche einen Ausbildungsplatz gefunden habt.

Lehrerinnen und Lehrer hatten daher vor den Sommerferien sämtliche Schulabgänger der Klassen 9 und 10 nach ihren Plänen befragt. Nach den Sommerferien wurde in Zusammenarbeit mit den berufsbildenden Schulen und der Jugendberufsagentur überprüft, ob die Jugendlichen die angestrebte Perspektive gefunden hatten. Wer sich noch keine gesicherte Anschlussperspektive hatte, wurde aktiv angesprochen und beraten. Der enorme Aufwand hat sich gelohnt: 3.628 Schülerinnen und Schüler, die vor den Sommerferien noch keinen gesicherten Verbleib hatten, bekamen bereits mit ihrem Abschlusszeugnis die Einladung zur Beratung an einer Berufsschule. Viele Schülerinnen und Schüler hatten im Verlauf der Sommerferien eine Anschlussperspektive gefunden. Rund 2.300 Jugendliche kamen zum Gespräch an die zuständige berufsbildende Schule. Sie erhielten nach individueller Beratung ein Angebot für die Ausbildungsvorbereitung und wurden zudem auf weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel freie Ausbildungsplätze, freie Plätze in Berufsqualifizierung, Einstiegsqualifizierung, Produktionsschule oder anderen trägergestützte Ausbildungsvorbereitungsmaßnahmen hingewiesen.

Von den 1.338 Schulabgängern (25 Prozent) mit einem Ausbildungsplatz haben 918 eine betriebliche Ausbildung, 28 eine geförderte Ausbildung, 222 eine vollschulische Ausbildung an einer Berufsfachschule und 170 eine Ausbildung in der Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell begonnen. 1.241 weitere Schulabgänger (23 Prozent) besuchen eine teilqualifizierende Berufsfachschule. 2.101 Schulabgänger (40 Prozent) ohne hinreichende Ausbildungsreife entschieden sich ausbildungsvorbereitende Maßnahmen wie die dualisierte Ausbildungsvorbereitung (1.734), Produktionsschulen (290) oder andere Maßnahmen (77). Die verbliebenen Schulabgänger wechselten unter anderem in die Bundeswehr oder den Bundesfreiwilligendienst. Einige junge Menschen, die nicht mehr schulpflichtig waren und keine Anschlussperspektive hatten, werden individuell durch die Jugendberufsagentur beraten und erhalten geeignete Ausbildungsangebote.

Maßnahmen zur Verbesserung des Übergangs von der Schule in den Beruf

Um den Übergang von der Schule in den Beruf zu verbessern, arbeitet die Schulbehörde an einer Reihe von Maßnahmen:

  • Die Berufsorientierung an den Stadtteilschulen soll in Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern aus den berufsbildenden Schulen deutlich ausgebaut und ein festes Angebot ab Klasse 8 werden. Zurzeit werden Vorschläge für entsprechend verbesserte Angebote entwickelt. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass Jugendliche frühzeitig auf die Berufswelt vorbereitet werden und sie beruflich zu orientieren.
  • Wie erstmals in diesem Jahr sollen künftig jedes Jahr die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen mit allen Schulabgängern Beratungsgespräche über deren Anschlussperspektive führen. Die Schule übernimmt damit auch Verantwortung für den Start der Jugendlichen in die Zeit nach der Schule und sichert den erfolgreichen Übergang ab.
  • In Zusammenarbeit mit den berufsbildenden Schulen und der neuen Jugendberufsagentur wird sichergestellt, dass kein junger Mensch verloren geht. Nach den Sommerferien wird künftig regelmäßig überprüft, ob alle Jugendlichen eine Anschlussperspektive gefunden hatten. Wer diese noch nicht gefunden hat, wird aktiv angesprochen, beraten und in entsprechende individuell geeignete Angebote begleitet.
  • Der unter der Vorgängerregierung beschlossene Umbau der Übergangsmaßnahmen an den berufsbildenden Schulen wird fortgesetzt. Die beiden zentralen neuen Maßnahmen der Berufsqualifizierung (BQ) und dualisierten Ausbildungsvorbereitung  verbinden schulisches Lernen mit wöchentlichen Praxistagen in Betrieben. Die Arbeit in einem Betrieb verbessert die Übergangschancen der Jugendlichen erheblich: Viele nutzen sie als Neuanfang und ändern spürbar Lernverhalten und Auftreten. Zudem führt der direkte Kontakt zu Betrieben häufig zu einem vorzeitigen Wechsel in eine Berufsausbildung. Die Ausbildungsvorbereitung richtet sich an noch nicht ausbildungsreife Jugendliche. Zum Schuljahr 2012/13 haben 1.734 Schulabgänger dieses Angebot wahrgenommen (Stand 04.09.2012). Die Berufsqualifizierung (BQ) bietet ausbildungsreifen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz eine Ausbildungsgarantie. Die Berufsausbildung erfolgt nach der einjährigen Berufsqualifizierung entweder dual in einem Betrieb oder bei einem Träger. Im Schuljahr 2012/13 werden insgesamt rund 400 Plätze in 23 Berufen angeboten.

Bildungssenator Ties Rabe: „Lehrerinnen und Lehrer haben erstmals mit großem Einsatz die Perspektive von über 10.000 Schülerinnen und Schülern aufgearbeitet. Immer mehr Schulen stellen sich der Herausforderung und übernehmen Verantwortung für ihre Schülerinnen und Schüler auch über den Schulabschluss hinaus. Genauso übernehmen viele Betriebe Verantwortung, weil sie für die neuen praxisnahen Angebote zahlreiche Praktika bereitstellen. Im Mai bestätigten Handelskammer, Handwerkskammer, Unternehmensverband Nord sowie die Behörde für Schule und Berufsbildung diese erfolgreiche Zusammenarbeit durch eine entsprechende Kooperationsvereinbarung. Dieser Einsatz macht Mut. Aber die umfangreichen Befragung und Gespräche bestätigen zugleich, dass der Übergang besser werden muss.“

Quelle: Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg vom 23.10.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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