Hilfen zur Erziehung

AGJ veröffentlicht Diskussionspapier zur Care-Leaver-Debatte

Junge Volljährige haben nach der stationären Hilfe zur Erziehung einen erhöhten Unterstützungsbedarf. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte diskutiert die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe und möchte so zu einer stärkeren Thematisierung beitragen.

15.10.2014

Durchschnittlich verlassen junge Männer und Frauen in Deutschland ihr Elternhaus mit 24 oder 25 Jahren. So wohnten 29 Prozent der 25-Jährigen (20 Prozent der jungen Frauen und 37 Prozent der jungen Männer) im Jahr 2009 noch im Haushalt der Eltern. Dagegen müssen  junge Menschen, die in einem Heim, einer Wohngruppe oder Pflegefamilie aufgewachsen sind, den Übergang in die Selbständigkeit bereits in der Regel mit 18 Jahren bewältigen. Im Gegensatz zu Kindern, die in ihren Herkunftsfamilien aufwachsen, verfügen viele dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen jedoch über weniger stabile private Netzwerke und geringere materielle Ressourcen.

Erschwerte Übergänge und vielfältige Benachteiligung

Care Leaver haben deshalb einen erhöhten Unterstützungsbedarf, sind anfälliger für Wohnungslosigkeit, unterliegen einem erhöhten Armutsrisiko und weisen beim Aufbau von Sozialbeziehungen meist größere Schwierigkeiten auf als Gleichaltrige jenseits der Fremdunterbringung.

Die AGJ richtet den Fokus der Care-Leaver-Debatte daher auf die bislang wenig beachtete Bewältigung dieser Übergänge, die sperrigen rechtlichen und institutionellen Verfasstheiten sowie auf den Unterstützungsbedarf. Betrachtet werden dabei auch die Schnittstellen mit anderen sozialen Unterstützungssystemen sowie Unterstützungsmöglichkeiten im internationalen Vergleich.

Handlungserfordernisse und Handlungsoptionen

Zusammengefasst benennt die AGJ folgende dringende fach- und sozialpolitische Herausforderungen in Deutschland:

  • Rechte von jungen Menschen mit Jugendhilfeerfahrungen unterstützen – Rechtsanspruch präzisieren und ausweiten
  • Kinder- und Jugendhilfe muss auch nach dem Ende einer stationären Maßnahme zuständig bleiben
  • Kooperationsverpflichtungen auch für andere Leistungsträger
  • Niedrigschwellige nachgehende Angebote und Orte des zeitweiligen Zurückkommens
  • Sichtbarwerden und Enttabuisierung der biografischen Erfahrungen – Unterstützung der Selbstorganisation und Positionierungen junger Menschen
  • Bildungschancen sichern
  • (Unbegleitete) Minderjährige Flüchtlinge als eigene Zielgruppe wahrnehmen

Das Diskussionspapier steht in voller Länge auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe unter <link https: www.jugendhilfeportal.de material junge-volljaehrige-nach-der-stationaeren-hilfe-zur-erziehung-diskussionspapier-der-arbeitsgemeinschaf external-link-new-window der>"Material" zur Verfügung, kann aber auch über die <link https: www.agj.de external-link-new-window der>Internetseiten der AGJ heruntergeladen werden.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

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