Jugendforschung
Wie kann riskantes und selbstschädigendes Verhalten bei Jugendlichen verhindert werden?
EU-Studie mit über 11.000 Schülerinnen und Schüler startet im Januar 2010 am Universitätsklinikum Heidelberg.
24.11.2009
Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Psychosozialen Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg wird Anfang 2010 in Kooperation mit zwölf weiteren Zentren anderer EU-Staaten und Israel eine Studie mit dem Titel „Saving and Empowering Young Lives in Europe (SEYLE) - Gesundheitsförderung von Jugendlichen durch Prävention von riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen“ durchführen. Die Studie, die mit rund 3 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert wird und 12 Monate läuft, ist bei einer Pressekonferenz am 24. November 2009 in Heidelberg vorgestellt worden. Die europaweite Federführung liegt beim Karolinska-Institut in Stockholm.
Gesundheit fördern, schädigendes Verhalten reduzieren
Unter riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen werden Alkohol- und Drogenkonsum, Selbstverletzung und Suizidalität, Aggressionen, Angst, Depressivität und verschiedene gefährliche Situationen, denen sich Jugendliche in besonderem Maße aussetzen, verstanden.
Erstes Ziel der Studie ist die Förderung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen an Schulen. Dazu werden pro Land über 1.000 Schülerinnen und Schüler mittels Fragebogen befragt. In der Rhein-Neckar Region nehmen mehrere Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien teil. Erfragt werden u.a. Faktoren wie Essverhalten, Internet- und Medienkonsum sowie Angaben zu Depressivität und zum sozialen Umfeld. „Diese Angaben zeigen uns, wie umfangreich die Probleme sind und welche Schüler gefährdet sind“, erklärte Studienleiter Professor Dr. Romuald Brunner, Oberarzt an der Heidelberger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Die SEYLE-Studie baut u.a. auf den Erfahrungen der Heidelberger Schulstudie auf, die sich seit vielen Jahren mit der psychischen Gesundheit von 15-Jährigen befasst“, berichtete Professor Dr. Franz Resch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg. Sie hatte u.a. festgestellt, dass sich rund 5 Prozent der Schülerinnen und 2 Prozent der Schüler häufiger Selbstverletzungen zufügen.
Vier verschiedene Präventionsmaßnahmen werden getestet
Im Rahmen der SEYLE-Studie wird nach der initialen Befragung an jeder teilnehmenden Schule eine von insgesamt vier verschiedenen Präventionsmaßnahmen durchgeführt und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.
1. „Gatekeeper-Training“ von Lehrern und Schulpersonal, um gefährdete Schüler zu erkennen und ihnen zu helfen.
2. „Awareness-Programm“, in dem Schüler u.a. in Rollenspielen den Umgang mit Risiken lernen.
3. „Professional Screening“: Nach Auswertung der Fragebögen werden gefährdete Schüler identifiziert und interviewt.
4. Minimal Intervention mit Postern und Kontaktinformation für Schüler.
Regionale Hilfsangebote und Versorgungsstrukturen nutzen
Alle Präventionsmaßnahmen verlaufen in enger Zusammenarbeit mit den ambulanten, regionalen Versorgungssystemen sowie Therapeuten und sollen Jugendliche mit riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen an diese regionalen Hilfsangebote und Versorgungsstrukturen heranführen. Längerfristig wird die Etablierung von effektiven Präventionsmaßnahmen für alle Schulen angestrebt.
Mit Hilfe der Studienergebnisse soll ein umfassendes, länderspezifisches Konzept für Jugendliche entwickelt werden, das die Bedürfnisse und Wünsche aller Betroffenen berücksichtigt und als fester Bestandteil der präventiven Gesundheitsförderung in Deutschland und anderen Ländern aufgenommen werden kann.
Als Schirmherr für das Projekt konnte der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, Dr. Eckart Würzner, gewonnen werden.
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg
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