Familienforschung

Sozioökonomischer Status der Eltern beeinflusst Ernährungsverhalten von Kindern

Ob ein Kind häufiger Gesundes isst oder doch eher zu verarbeiteten oder süßen Lebensmitteln greift, hängt von der Bildung und dem Haushaltseinkommen der Eltern ab. Dies bestätigt eine neue Studie, die untersucht hat, wie Ernährungsmuster bei Kindern durch den sozioökonomischen Status der Eltern beeinflusst werden.

27.04.2015

Spielt der sozioökomische Status der Eltern – wie Ausbildung, Beruf, Einkommen und Wohnort – beim Ernährungsverhalten der Kinder eine Rolle? Beeinflusst er, welche Lebensmittel die Kinder wählen? Um das Ernährungsmuster von Kindern umfassend beschreiben und bewerten zu können, untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des von der Universität Bremen und BIPS koordinierten IDEFICS-Projekts die ernährungs- und lebensstilbedingten Gewohnheiten von 9.301 Kindern und setzten diese mit dem sozioökonomischen Status der Eltern in Beziehung. Bei der Basisuntersuchung waren die Kinder zwischen zwei und neun Jahren alt, bei der Folgeuntersuchung zwischen vier und elf Jahren.

Die Untersuchungen fanden in Belgien, Deutschland, Estland, Italien, Schweden, Spanien, Ungarn und Zypern statt. Um Informationen zu dem Ernährungsverhalten der Kinder zu erhalten, füllten die Eltern für die zurückliegenden vier Wochen einen Fragebogen aus. Dabei wurde der Verzehr von 42 Lebensmitteln abgefragt. Berücksichtigt wurde dabei nur das Essen, das die Kinder zu Hause zu sich genommen hatten und zu dem die Eltern somit Auskunft geben konnten.

Soziale Ungleichheiten wirken sich auf Ernährungsgewohnheiten von Kindern aus

Bei der Auswertung der Fragebögen verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die relative Häufigkeit, mit der die Kinder die abgefragten Lebensmittel gegessen hatten. Sie beobachteten dabei drei Ernährungsmuster: "verarbeitete Lebensmittel" wie Snacks und Fertiggerichte, "süße Lebensmittel" wie Süßigkeiten und gesüßte Getränke sowie "gesunde Lebensmittel" wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Es zeigte sich, dass Kinder von Eltern mit hoher Schulbildung und hohem Haushaltseinkommen häufiger dem "gesunden" und seltener dem "süßen" Ernährungsmuster zugeordnet werden konnten und Kinder mit Migrationshintergrund häufiger dem Muster "verarbeitete Lebensmittel".

"Dieses Ergebnis bestätigt, dass sich soziale Ungleichheiten auf die Ernährungsgewohnheiten von Kindern auswirken. Bislang waren viele Präventionsansätze zu einer gesunden Ernährungsweise wirkungslos, da wir mit den Aktivitäten das soziale Lebensumfeld der Kinder und Jugendliche nicht verändern können", erklärt Dr. Antje Hebestreit, Leiterin der Fachgruppe "Lebensstilbedingte Erkrankungen" am BIPS. "Das Präventionsgesetz, das sich seit 2005 im Gesetzgebungsverfahren befindet und dessen Beschluss im Herbst erwartet wird, möchte 'Familien in ihrer Gesundheitskompetenz stärken' – dessen Inkrafttreten wäre ein richtiger Schritt. Wirkungsvoller ist es sicherlich, wenn Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen gesundheitspolitisch unterstützt werden – mit dem Ziel, Kindern aller sozialer Schichten ein gesundes Lebensumfeld zumindest während ihrer Betreuungs- und Unterrichtszeiten zu bieten."

Die Untersuchungen der IDEFICS-Studie werden in der EU-finanzierten I.Family-Studie weitergeführt, die das BIPS gemeinsam mit der Universität Bremen leitet. Die IDEFICS-Kinder sind mittlerweile ins Teenageralter gekommen. Bei der I.Family-Studie sind sie als Probanden wieder mit dabei, auch ihre Geschwister und Eltern sind zur Teilnahme eingeladen. Das Forschungsprojekt will erforschen, welche Motive zu einem gesunden Ernährungs- und Lebensstil führen und welche Hemmnisse dies verhindern können.

Quelle: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS vom 27.04.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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