Kinderschutz
Sexueller Kindesmissbrauch: Eltern können zur Prävention beitragen
Immer mehr Fälle sexuellen Missbrauchs in öffentlichen Einrichtungen sind in den vergangenen Jahren bekannt geworden. Das verunsichert insbesondere Eltern. Die Initiative "Trau dich!" will Eltern unterstützen bei der Prävention des sexuellen Missbrauchs.
21.05.2013
Nach einer aktuellen Umfrage des forsa-Instituts im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fühlen sich 55 Prozent der Eltern allein gelassen, wenn es darum geht, ihre Kinder vor Übergriffen zu schützen, von den jüngeren Eltern (25 bis 34 Jahre) sogar 58 Prozent. Die bundesweite Initiative "Trau dich!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet Kindern zwischen acht und zwölf Jahren, Eltern und pädagogischen Fachkräften Hilfestellungen, um das Thema Missbrauch zuhause und in der Schule zu thematisieren.
ARD-Moderatorin Caren Miosga ist Botschafterin der Initiative. Caren Miosga sieht viele Eltern in der aktuellen Situation ratlos: "Die Nachrichten über Missbrauchsfälle in Kitas, Schulen, Internaten und Sportvereinen verunsichern und ängstigen Mütter und Väter. Viele wissen nicht, wie sie ihre Kinder schützen sollen." Die Mutter von zwei Töchtern hält es für falsch, Kinder aus Angst noch stärker zu behüten. Vielmehr sei es wichtig, sie zu stärken. Denn Jungen und Mädchen, die im Umgang mit ihren Gefühlen sicher sind und sich mitteilen können, werden seltener Opfer von Missbrauch. Ihre Sicherheit kann Täter abschrecken.
"Als Eltern sind wir nicht hilflos, wir können etwas tun. Zuerst müssen wir genau hinsehen, unseren Kindern zuhören und Verantwortung übernehmen. Wenn wir unseren Kindern beibringen, wie sie gute und schlechte Gefühle unterscheiden können, haben sie selbst einen besseren Zugang zu ihren Empfindungen", sagt Caren Miosga. "Es wird für sie leichter, sich gegen Übergriffe zu wehren, wenn wir mit ihnen üben, die eigenen Grenzen zu erkennen und sie zu behaupten. Das heißt natürlich auch, dass wir diese selbst akzeptieren. So sollten wir unsere Kinder selbst entscheiden lassen, ob sie sich von Verwandten berühren lassen wollen oder nicht." Die Oma und ihr Enkel, der sie nicht küssen mag das ist eines der Themen, die in dem interaktiven Theaterstück "Trau dich!" zur Sprache kommen. Es handelt von Kinderrechten, körperlicher Selbstbestimmung und sexuellem Kindesmissbrauch. "Trau dich!" ist ein zentrales Element der Initiative und wird am 22. Mai in Kiel vor rund 500 Kindern aufgeführt. Schleswig-Holstein stellt sich damit als erster Partner auf Landesebene vor, weitere Landeskooperationen sind in Vorbereitung. In den Ländern ist die enge Vernetzung von Schulen, Eltern und Hilfesystem ein wichtiges Anliegen der Initiative.
In der forsa-Umfrage sehen viele Eltern, dass die Schule sie gut unterstützen könnte: So sagen 72 Prozent der Befragten, dass es hilfreich sei, wenn sexueller Missbrauch im Unterricht behandelt werde. 56 Prozent wünschen sich Informationsveranstaltungen für Eltern zu dem Thema. Im Rahmen der Initiative werden vor Besuch des Theaterstücks sowohl Elternabende als auch Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte angeboten. "Es ist gut, wenn Eltern und Schulen Hand in Hand arbeiten", sagt Caren Miosga. "Denn so wichtig es ist, dass die Kinder selbst lernen, ihre Rechte zu erkennen und zu verteidigen: Sie brauchen dabei unsere volle Unterstützung."
Die bundesweite Initiative "Trau dich!" beruht auf Erkenntnissen des Runden Tisches Sexueller Kindesmissbrauch. Aktuelle Zahlen bestätigen den Bedarf an Aufklärung und Prävention. Die Polizeiliche Kriminalstatistik von 2012 zeigt einen Anstieg auf mehr als 12.500 gemeldete Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite für Kinder <link http: www.trau-dich.de _blank external-link-new-window external link in new>www.trau-dich.de und unter <link http: www.bzga.de presse daten-und-fakten _blank external-link-new-window external link in new>www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/.
Quelle: Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend vom 21.05.2013
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